29 - phone call

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Erstaunlicherweise ließ man uns etwas länger schlafen, als am Vortag, lag aber vermutlich daran, dass das Essen gestern so lange ging und erst heute gegen Abend die erste Runde des Vorsingens stattfand. Bis um zwei Uhr mittags gewährte man uns Freizeit, danach noch einmal Gesangsunterricht und dann ging der Ernst des Lebens los. Kaum war ich aufgewacht, beschloss ich aber erst einmal, Liam und Niall anzurufen, um ihnen von den Ereignissen der letzten Tage zu berichten und suchte mir dafür ein ruhiges Plätzchen am Pool. Es war so viel mehr passiert, als ich erwartet hatte und ich brauchte dringend einen Rat von ihnen. Würden sie Louis an meiner Stelle weiterhin mit Nichtachtung strafen oder zumindest vor den Kameras professionell mit ihm umgehen? Ich war mir so unsicher, vorallem wegen meiner Entdeckung in Louis Schlafzimmer, fühlte mich zudem nicht wohl dabei, etwas vor den Kameras vorzuspielen, allerdings würde es mir die restliche Zeit hier definitiv erleichtern.

Ich hatte Glück, kaum das ich die Telefonnummer gewählt hatte, nahm Niall ab und holte Liam zu der Telefonkonferenz gleich hinzu. Nachdem ich mich erkundigt hatte, wie es bei ihnen lief und was so neues los war, ob auf der Arbeit oder im Privatleben, wollten sie unbedingt wissen, was bei mir bisher passiert war. Ich erzählte ihnen von der Ankunft am ersten Tag, wie wir immer wieder Anweisungen bekommen hatten, das wir Buggy gefahren waren und Louis mich ignoriert hatte, bevor ich auch schon zum zweiten Tag kam. ,,Gestern hat eigentlich ganz gut angefangen, bis auf die Tatsache, dass man Brendan und mich aus dem Bett geworfen hatte, weil wir zu müde zum Aufstehen waren." Am anderen Ende der Leitung hörte ich Gekicher und auch ich schmunzelte.

,,Auf jeden Fall hab ich nach dem Frühstück den Raum gesucht, in dem ich meinen Gesangsunterricht hatte, bin aber in Louis Schlafzimmer gelandet. Ich schwöre euch, das war nicht beabsichtigt, ich wusste ja nicht einmal das es da war, ich hab mich nur verlaufen." ,,Und hast du geschnüffelt?" Unterbrach Niall meine Erzählung, ich konnte förmlich sein Grinsen spüren. ,,Ich wollte nicht", versuchte ich zu sagen, da rief Liam mir dazwischen. ,,Ich rieche ein Aber!" ,,Ja, da ist auch ein Aber, denn gerade als ich wieder hinaus gehen wollte, hab ich ein Foto entdeckt auf Louis Nachttisch. Ich dachte es sei sicher eines von seiner Freundin und sich, doch es waren er und ich 2010, noch bevor ich euch kennengelernt hatte. Und unter seiner Bettdecke steckte ein alter Pullover von mir, den ich ihm auf seine Reise ins Bootcamp mitgegeben hatte."

,,Ich erinnere mich, den Hoodie hatte er gefühlt jeden Tag an und er hat stolz herum erzählt, dass er ihn von seinem besten Freund hat", erzählte Liam, was ich vorher noch gar nicht gewusst hatte und meinem Bauch ein warmes Gefühl bescherte. ,,Also denkt ihr, es bedeutet was, das er die Sachen dort stehen hat?" Fragte ich, erneute Hoffnung keimte in mir auf, die ich nicht haben wollte, ich hatte Louis gesagt, ich hätte keine Hoffnung und auch kein Interesse an einer Freundschaft mit ihm. ,,Harry, ich möchte nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst. Das könnte alles bedeuten", murmelte Niall, ich wusste das er es nur gut für mich meinte. ,,Ich weiß, wir waren eigentlich dagegen, aber vielleicht solltest du doch einmal mit Louis reden. So hören die Ratespielchen auf und du weißt was Sache ist und lässt dir das von ihm erklären", schlug Liam vor, was mich wiederum hörbar seufzen ließ.

,,Er will nicht reden." ,,Was? Woher weißt du das?" Niall war schon wieder bereit sich über Louis aufzuregen, was ich auf der einen Seite niedlich fand, auf der anderen Seite war es aber nicht gerade hilfreich für mich, denn ich war total am verzweifeln. ,,Nachdem ich wieder aus Louis Zimmer verschwunden war und zum Gesangsunterricht gefunden hatte, kam Louis kurz darauf rein, hat meine Lehrerin unter einem Vorwand weggeschickt und hat sich dann zunächst bei mir entschuldigt für unser letztes Gespräch, als wir noch in London waren. Er meinte er wäre unsensibel gewesen und könnte meine Ablehnung ihm gegenüber verstehen. Dann sagte er noch, er wäre stolz darauf, wie sehr ich mich zum positiven verändert hab, aber das war auch das letzte positive an dem Gespräch, bevor es komisch wurde.

Er meinte, es wäre besser, wenn er mir egal wäre und ich keine Freundschaft mehr möchte, woraufhin ich natürlich zugestimmt habe. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Ich möchte nicht, dass er denkt das ich wegen ihm immernoch der größte Trauerkloß bin. Es ist schlimm genug, das ich überhaupt noch einer bin. Zudem hat er mich, zum Wohle der Sendung gebeten, das wir auf einer professionellen Ebene zusammenarbeiten, allerdings mit Spaß und auf eine ehrliche Weise." ,,Was bildet dieser Typ sich eigentlich ein? Wenn ich könnte würde ich gerade am liebsten ins nächste Flugzeug steigen", knurrte Niall dazwischen und ließ mich in dieser Situation doch tatsächlich ein wenig lächeln.

,,Keine Sorge Niall, ich hab zu Louis gesagt, dass ich sowas nicht mitmache und er nur eins der beiden Dinge haben kann, zweiteres verbunden mit einem Gespräch über unsere Vergangenheit, was er sofort abgelehnt hat, mit den Worten, manchmal müsse man die Vergangenheit ruhen lassen. Und nun bin ich so verwirrt und weiß nicht, was ich tun soll. Nachdem ich solche alten Sachen von uns gefunden habe, die Louis jahrelang aufbewahrt hat und ihn dann sagen höre, er würde nichts mit der Vergangenheit zu tun haben wollen, was soll ich bloß machen?" Ich stützte frustriert meinen Kopf in meine Hände und wartete auf einen guten Rat.

,,Es ist gut, dass du in dieser Sache standhaft geblieben bist, aber fühlst du dich denn wohl vor der Kamera so zu tun, als wäre alles okay?" Fragte Liam sicherheitshalber nach, was ich sofort verneinte. ,,Ich fühle mich komisch und ich will doch eigentlich nur mit Louis abschließen, warum wird es mir so schwer gemacht? Er hat mir quasi sogar das Okay gegeben und ich schaffe es trotzdem nicht.",,Das ist, weil du verständlicherweise noch an ihm hängst Harry, eure Freundschaft war etwas besonderes, das kann man nicht einfach so vergessen." ,,Louis konnte es auch, Liam." ,,Wieso behält er dann den Pullover und das Bild von euch?" Erwiderte der braunhaarige und brachte mich zum Grübeln. ,,Meinst du also, Louis könnte auch einfach nur vorspielen, dass er über unsere Freundschaft hinweg ist? Denkst du meine Hoffnungen sind berechtigt?"

,,Harry", beendete Liam meinen Keim der Hoffnung sofort und brachte mich zum schweigen, ,,Hoffnung solltest du dir nicht machen, sie wird dich möglicherweise verletzen. Ich meine nur, dass irgendwas daran mir spanisch vorkommt. Vielleicht solltest du vor der Kamera, auch wenn du dir blöd vorkommst, erstmal mitspielen und sobald sie aus ist, schaust du, was auf dich zukommt." ,,Ich seh das genauso wie Liam, auch wenn mein Hass auf Louis dadurch nicht weniger wird, denn weh tut er dir trotzdem. Aber du hast Louis immerhin ein Gespräch angeboten, nach so vielen Jahren gibst du ihm immernoch eine Chance sich zu erklären und wenn er die jetzt nicht nutzt, solltest du endgültig realisieren, woran du bei ihm bist."

,,Da habt ihr beide wahrscheinlich Recht, ich werde gucken, was sich machen lässt. Danke fürs zuhören und für eure Hilfe, ich wüsste nicht, was ich ohne euch machen soll." ,,Immer doch Harry, wir sprechen uns nochmal." ,,Auf jeden Fall, tschüss", mit etwas weniger Last auf den Schultern legte ich auf und ging wieder hinein, wo ich die anderen beim Frühstück vorfand und mich zu ihnen gesellte. Es war eine große Hilfe zu wissen, wie meine beiden Freunde auf die Situation schauten und auch wenn ich nicht unbedingt der geduldigste Mensch war, sie hatten Recht, ich hatte Louis so viele Chancen gegeben, jetzt war er dran und wenn er nicht wollte, war das wohlmöglich der letzte Schritt, der mich dazu führte, mit ihm abschließen zu können.

Gleich fühlten sich meine Gedanken etwas leichter und weniger wie im Chaos an, weshalb ich auch glücklich zustimmte, vor dem Gesangsunterricht noch mit hinunter an den Strand zu kommen. Ohne Kameras, nur wir sechs Jungs, konnten zum ersten Mal richtig die Sonne genießen, das Meer, das Wasser und Fußball spielen, wie wir es wollten. Es war schön, man wurde für einen Moment die Sorgen los, die wir alle wegen heute Abend verspürten und die mir noch wegen Louis schwer im Magen lagen. Man kam sich vor wie eine richtig, zusammengewachsene Gruppe und es würde sicher nicht leicht werden, wenn am Ende der Woche zwei von uns gehen mussten.

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Wie Harry sich am Abend wohl schlagen wird?👀
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt