76 - unexpected

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So schnell Louis und Eleanor gekommen waren, so schnell verschwanden sie auch wieder. Louis und ich hatten zwar ab und an weiterhin Blickkontakt, hielten uns aber sonst voneinander fern und sprachen auch nicht miteinander, genau wie es der Vertrag wollte. Eleanor klebte sowieso die ganze Zeit über an seiner Seite, umklammerte seine Hand fest, redete und redete und es würde mich wundern, wenn Louis am Ende des Tages keine Kopfschmerzen davon tragen würde. Es war zwar ein ganz seltsames Gefühl, ihn zu sehen, aber nicht die Möglichkeit zu haben, mit ihm zu sprechen, doch da musste ich jetzt durch, solange bis Louis oder ich oder wir sogar gemeinsam eine Lücke im Vertrag gefunden hatten.

Robbie und Ayda blieben noch und kümmerten sich um ihre verbliebenen Kandidaten. Ayda probte zusammen mit den Gesangslehrern und ihren zwei übrigen Teilnehmern Giovanni und Danny, während Robbie mit seinen letzten drei Gruppen übte. Acacia & Aaliyah, Misunderstood und United Vibe, alle ganz unterschiedlich, was die Musikrichtung angeht. Die Mädchen, die Simon als Mentor hatten, waren zwar noch vollzählig, doch ihr Mentor selbst war nie anwesend. Sie hatten zwar eine ganze Menge an Gesangslehrern mehr als wir, doch die Tipps, die wir von Louis bekamen, konnte man wirklich nur von seinem Mentor bekommen und das waren die hilfreichsten. Das konnte für uns in Zukunft noch ein Vorteil sein, aber momentan war Louis selbst nicht anwesend, also hatten auch wir noch keine Tipps für die neuste Live Show bekommen.

Immerhin erfuhr ich, sobald Louis und Eleanor dann weg waren, das Thema für Samstag. Kurz danach kamen auch schon unsere Gesangslehrer, Megan zeigte zum Glück vollstes Verständnis für meine ständige Abwesenheit, war aber dennoch froh, dass ich schon einen Song ausgewählt hatte und wenn man ihn richtig auslegte, dann würde er auch zum Thema passen. Dieses lautete Fright Night und während andere dementsprechend schaurige Lieder auswählten, ging es bei mir wohl eher um den Inhalt und das tiefgründige Denken, was da hinter stand. Einige würden es wahrscheinlich nicht begreifen, andere kritisieren, doch da ich im Endeffekt sowieso nicht mehr gewinnen konnte, war mir das auch egal, hauptsache ich verstand, was ich da tat.

So probte ich den gesamten restlichen Donnerstag und den Freitag zusammen mit Megan durch und sie war erstaunt, wie viel Gefühl ich in diesen Song legen konnte. Wenn sie wüsste, dass ich ihn wirklich mit meinen momentanen Emotionen sang, die mich beschäftigten, es würde wahrscheinlich so einiges verraten. Zumindest verstand sie auch, wie ich den Song im Thema einordnete, damit stand sie voll hinter mir und glaubte auch daran, dass viele andere meine Definition davon begreifen würden, da jeder das Gefühl kannte. Louis, über welchen der Song natürlich geschrieben war, war dabei meine größte Inspiration, tauchte selbst aber leider nicht mehr auf, auch am Samstag Vormittag nicht.

Und da wir am Nachmittag sowieso schon in die Arena gefahren wurden, würde ich ihn erst am Abend sehen, wenn er am Jurorpult saß. Ich vermisste es irgendwie jetzt schon, ganz normal mit ihm zu reden, mich allein mit ihm zu treffen und unterhalten zu können, doch heute in der Arena war das unmöglich. Erst Recht mit Simon, der mich sicher nicht aus den Augen lassen und darauf achten würde, dass ich den Vertrag erfülle. Wie Louis am Mittwoch gesagt hatte, als ich mich vor Eleanor versteckt hatte, Verstecken spielen war noch nie meine Stärke gewesen, ich hatte es aber auch noch nie sonderlich leiden können. Zudem war ich nicht der beste Lügner, ich hatte nie wirklich einen Grund gehabt, Leute anzulügen, mit Louis in meinem Leben hatte ich immer eine Person gehabt, der ich alles anvertrauen konnte und dementsprechend wenig musste ich irgendwelche Tatsachen verfälschen.

Doch eine andere Wahl, als die erste Live Show, nach der Unterzeichnung des Vertrages, einfach auf mich zukommen zu lassen, hatte ich auch nicht. Ich konnte nichts aktiv an der aktuellen Situation verändern, auch wenn ich es noch so gerne würde. Ich hatte zu wenig Ahnung von der ganzen Materie und auch wenn ich all die Probleme, die ich mir selbst gemacht hatte, nicht auf Louis abladen wollte, er war nun einmal der von uns beiden, der sich auskannte. Er hatte mit Sicherheit die größere Möglichkeit, irgendwas aktiv zu verändern und ich hoffte, das er mich nicht im Stich lassen würde, nicht dieses Mal. Wir hatten uns in den Jahren beide verändert und auch wenn Louis von außen abgeklärt wirkte, von innen schien er die Menschen nun besser lesen zu können und vielleicht konnte er meine Gefühle nun auch besser verstehen oder zumindest zur Kenntnis nehmen, wie es damals schon nicht mehr der Fall gewesen war.

Gerade trat ich aus der Maske, hatte ein wenig Puder aufgelegt bekommen und etwas, um meine Augenringe zu verdecken, da ich durch die ganzen Gedanken kaum schlafen konnte, da erblickte ich eine mir nur allzu bekannte Gestalt, die ich im Backstagebereich niemals vermutet hätte. ,,Zayn? Was machst du denn hier?", ich fasste den Pakistani bei der Schulter, da er mir den Rücken zugekehrt hatte, doch sobald er meine Stimme hörte und meine Hand fühlte, drehte er sich um. ,,Überraschung", grinste er, umarmte mich kurz, doch weiterhin blieb ich verwundert. ,,Was meinst du? Was für eine Überraschung?"

,,Naja, nach dem ganzen Hass im Internet wollte ich dich nicht alleine auf die Bühne lassen. Du hast dich ja die ganze Zeit nur wage ausgedrückt, was das Treffen mit den Produzenten anging und was da besprochen wurde, also..", sofort brachte ich Zayn zum schweigen, indem ich ihm den Mund zuhielt. Niemand sollte auch nur ansatzweise irgendwelche Details erfahren. Auch nicht noch mehr über meine Freundschaft mit Zayn, Liam und Niall, sonst würde das nachher auch noch weiter gegen mich verwendet werden. ,,Das ist lieb Zayn, dass du hier bist, aber wie genau bist du denn jetzt hier herein gekommen? Und wegen dem, was die Woche so abging, ich wollte Montag vorbeikommen und euch alles erzählen. Euch das per WhatsApp, SMS zu schreiben oder euch alles über das Telefon zu erzählen, war mir zu unsicher. Und die Woche war zu viel los, um vorher vorbei zu kommen."

,,Wie gesagt, nach der ganzen Hatewelle wollte ich dich nicht alleine auf die Bühne gehen lassen. Für morgen hat die Sendung noch jemanden gesucht, der während der Results Show auftritt, mich dabei angefragt und da mein Terminkalender das zugelassen hat, hab ich heute auch schon die Möglichkeit, hier alles zu erkunden und dir dadurch besser beiszustehen. Naja, du musst zwar leider schon alleine auf die Bühne, aber ich werde die ganze Zeit Backstage am Rand der Bühne stehen und die Daumen drücken. Liam und Niall stehen wie immer auf unserem Stammplatz. Und morgen vor und nach meinem Auftritt werde ich auch hier am Rand stehen und dir natürlich für die Entscheidung die Daumen drücken." Ich konnte nicht anders, als Zayn nach diesen Worten noch einmal dankbar zu umarmen. Das er, Liam und Niall so für mich da waren, bedeutete mir unendlich viel, ich konnte es nicht einmal in Worte fassen und wusste auch nicht, wie ich ihnen das jemals zurückgeben soll.

,,Danke Zayn, wirklich danke. Ich wünsche dir natürlich auch schon einmal viel Spaß bei deinem Auftritt für morgen und ehrlich gesagt habe ich wirklich ein wenig Angst, jetzt wieder auf die Bühne zu gehen. Sie könnten mich ausbuhen, mich gar nicht sehen wollen, mich..", nun war es Zayn, der mir seine Hand auf den Mund presste und mich damit zum Schweigen brachte. Trotz meiner Sorgen zuckten meine Mundwinkel dennoch nach oben, da die Situation im Allgemeinen einfach zu amüsant war. ,,Sie werden dich nicht ausbuhen, sonst kriegen sie es mit mir zu tun. Du musst einfach auf die achten, die dich bejubeln und die es lieben, dir zuzuhören, umso besser wirst du am Ende sein", gab Zayn mir den Rat, den auch Louis mir gegeben hatte, sodass ich ihn mir noch einmal verstärkt ins Gedächtnis rief.

,,Ja", ich nickte zur Verstärkung, ,,du hast Recht, das werde ich tun. Danke Zaynie, für alles, was du bisher für mich getan hast, vieles wäre ohne dich gar nicht möglich gewesen." Zayn winkte ab, lächelte aber überglücklich. ,,Das ist doch selbstverständlich Harry, wir, Liam, Niall, du und ich, wir sind in den letzten Jahren so eng zusammengewachsen, obwohl ich die meiste Zeit auf einem anderen Kontinent verbringe. Wir sind wie eine Familie geworden, wie Brüder und die unterstützen einander, wo sie nur können." ,,Zayn, hör bloß auf, sonst fang ich gleich noch an zu weinen", murmelte ich, während ich schon spürte wie die Tränen meine Augen verlassen wollten.

Doch sobald jemand meinen Namen rief, atmete ich einmal schnell tief durch, zog die Nase hoch und drehte mich dann in die Richtung, aus der ich Brendans Stimme vernehmen konnte. Dieser blieb wenige Sekunden später vor mir stehen. ,,Harry, wir...oh mein Gott, Zayn", Brendan blickte hinter mich und bekam bei dem Anblick große Augen. ,,Hey", Zayn lehnte sich lässig an die Wand, die beiden kannten sich zwar schon von Ibiza und Brendan wusste auch, dass ich mit Zayn befreundet war, dennoch nahm das für ihn nicht den Zauber, der den Sänger umgab. ,,Ha..Hallo...ähm..Harry, wir müssen auf die Tribüne, die Sendung fängt in zehn Minuten an", stammelte Brendan und drehte sich dann peinlich berührt um. Ich umarmte Zayn noch einmal, lief danach dem Iren mit den roten Wangen hinterher und auch die starke Nervosität konnte mir diesen amüsanten Moment nicht verderben, bis ich dann schlussendlich wieder selbst auf der Bühne stand.

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Harrys erster Auftritt nach dem ganzen Hass und der Unterzeichnung des Vertrages..was meint ihr, wie es laufen wird?😳
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt