3 - preparation

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JULI 2010

Genau zwölf Tage nach unserer Teilnahme bei den X-Factor Auditions sollte für Louis das Bootcamp in der Wembley Arena in London beginnen. Zwei Tage davor musste ich mich schon von ihm verabschieden, da sein Flug ein Tag früher ging und er am Tag davor dafür packen musste. Zwar ging das Bootcamp nur eine Woche, aber wenn Louis es dort weiter schaffen sollte, dann würden wir noch eine ganze Zeit länger getrennt sein. Danach würde es für ihn in die Runde der Judges' Houses gehen, wer weiß wie viele Kilometer weit entfernt er dann sein wird und erst danach würde er wieder nach Hause kommen, außer er schafft es in die Live Shows, dann wird er dort ins X-Factor Haus ziehen. Alles in allem war es eine verdammt verzwickte Situation. Auf der einen Seite wollte ich, dass Louis soweit kommt wie möglich, auf der anderen Seite wollte ich ihn schnellst möglich wieder bei mir in Holmes Chapel an meiner Seite wissen.

,,Harry", Louis packte gerade seinen Koffer und ich lag wie ein Trauerkloß auf seinem Bett. ,,Ja?" Nuschelte ich fragend in sein Kissen, was ich mir übers Gesicht gelegt hatte. ,,Ich will auch nicht so lange von dir getrennt sein, aber ohne dich werde ich das Bootcamp sicher ohnehin nicht schaffen, also mach dir keine Sorgen, wir sehen uns bald wieder", ich spürte wie Louis sich neben mich legte und mich in den Arm nahm. ,,Versprich mir, dass du mich nicht vergisst." ,,Was?" Hörte ich Louis verwundert fragen, er nahm mir das Kissen vom Gesicht, meine Augen hielt ich aber geschlossen. ,,Versprich es mir einfach. Dort werden so viele talentierte Leute sein, so viele Sänger, die die Auditions geschafft und dich nicht wie dein bester Freund enttäuscht haben, also bitte versprich es mir." Meine Augen presste ich noch fester zusammen, um keiner Träne freien Lauf zu lassen. Ich wollte nicht die ganze Zeit so schwach rüberkommen. Aber seit Louis und ich befreundet waren, waren wir noch nie so lange getrennt, wir hatten einander immer unterstützt und Hilfe geleistet, ich wusste nichtmal wie ich den Schulalltag jetzt ohne ihn überleben sollte.

,,Hazza, du hast mich doch nicht enttäuscht, eher sogar genau das Gegenteil. Ich bin unfassbar stolz auf dich. Das du dich getraut hast, vor all den Leuten vorzusingen, vor der Jury, für mich, das war unglaublich und allein das hat mich schon glücklich gemacht. Ich finde du kannst singen, wen kümmert also was die sagen? Ich will das wir jeden Abend telefonieren und du mir zum einschlafen etwas vorsingst, meinst du, das kannst du mir versprechen? Und ich werde dich doch nicht vergessen, ich bin dein bester Freund und du meiner, ich hab dich lieb. Das wird auch so eine Castingshow nicht ändern. Und in zehn Jahren werden wir zusammen auf dem Sofa sitzen und uns über genau diesen Moment amüsieren, das wir dachten, uns könnte so etwas auseinander bringen", der Wuschelkopf strich mir die Haarsträhnen von der Stirn und küsste dann eben diese. ,,Wir schaffen das", murmelte er und umarmte mich dann fest. ,,Wir schaffen das", wiederholte ich seine Worte und musste breit lächeln.

Natürlich würden wir das schaffen, Louis war mein bester Freund, wie kam ich bloß auf die Idee, er könnte mich dort vergessen? Dennoch war ich ziemlich erleichtert zu hören, dass ich ihn durch mein Versagen bei den Auditions nicht enttäuscht hatte, sondern er einfach stolz war, dass ich es durchgezogen hatte. Tatsächlich hatte ich das alles nur für ihn gemacht und wäre ich weitergekommen, wäre das sicher nicht schlecht gewesen, aber so ging es mir auch gut. Vielleicht würde ich mal Anwalt werden, Psychologe oder ein Lehrer, wer weiß das schon, das wichtigste war für mich, Louis an meiner Seite zu haben.

Gemeinsam mit diesem stand ich dann wieder vom Bett auf, um meinem besten Freund beim Koffer packen zu helfen. ,,Hast du dein Lieblingspullover dabei? Genügend Unterwäsche? Auch ausreichend T-Shirts und Hosen? Ersatzschuhe eingepackt?" Fragte ich, während ich seinen Koffer nochmal umkrempelte, um alles zu überprüfen. Lachend nahm Louis meine Hände in seine. ,,Ja Hazza, ich hab alles eingepackt und schon dreimal überprüft, als du versucht hast, dich mit meinem Kissen zu ersticken. Hast du denn deinen Pullover für mich dabei?" Fragte mich Louis und hatte, wie so gut wie immer, ein freches Grinsen auf den Lippen. ,,Natürlich", schmunzelnd lief ich zu meinem Rucksack und holte einen Hoodie von mir raus, den Louis immer trug, wenn er bei mir war und ihm kalt war. Im Juli sollte einem zwar selten kalt werden, aber man konnte ja nie wissen. ,,Danke", erleichtert ergriff Louis ihn und legte ihn ganz oben auf all die anderen Sachen, ,,dann werde ich hoffentlich nur halb so viel Heimweh haben."

Louis schloss seinen Koffer vorerst. ,,Dann hab ich alles, jetzt fehlen nur noch meine Sachen aus dem Bad, aber die pack ich morgen früh ein. Dann gehts los." Mein bester Freund schaute sich in seinem Zimmer um, bevor er aufstand und sich auf sein Bett legte. ,,Ich bin so aufgeregt, ich hab ehrlich keine Ahnung, wie ich das überstehen soll", gestand Louis und sah hilfesuchend zu mir. Ich legte mich neben ihn auf die Seite, um ihn anschauen zu können. ,,Weißt du denn, was im Bootcamp so passiert?" Fragte ich in der Hoffnung, wenn Louis darüber redet und ihm klar wird, was da alles gemacht wird, dass er sich darauf vorbereiten kann und weniger nervös sein wird. ,,Naja, wir Teilnehmer werden in vier Kategorien eingeteilt und müssen in dieser als Gruppe einen Song performen. Dann hab ich gehört das wir noch Tanzunterricht bekommen und nach dem ersten Tag soll die Zahl der Teilnehmer wohl schon um die Hälfte gekürzt werden. Wenn ich es soweit schaffe, dann muss ich auch ein Lied alleine singen. Ich hab dich dann ja gar nicht in meiner Nähe, oh gott, was mach ich dann nur?"

Nun war Louis derjenige, der sich das Kissen ins Gesicht drückte. Schmunzelnd nahm ich es ihm weg und legte es außer Reichweite auf den Boden. ,,Wir werden doch jeden Abend telefonieren. An dem Abend vor deinem Auftritt werde ich dir dann ordentlich Mut machen, okay Lou? Egal wie weit ich weg bin, das wird dann hoffentlich trotzdem helfen." Louis nickte unsicher, versteckte sein Gesicht dann an meiner Brust. ,,Danke Hazza, ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne dich jemals tun sollte. Du bist meine größte Stütze." ,,Und du meine, mit wem soll ich denn jetzt meine Pausen verbingen oder zu Mittag essen, vor dem Nachmittagsunterricht? Das einzige was mich das durchstehen lässt ist der Gedanke, dass du dort deinen Traum erleben darfst und hoffentlich soweit kommst, wie nur irgendwie möglich." Louis Arme schlangen sich noch fester um mich. ,,Unser Traum. Es ist unser Traum Hazza."

Ich übernachtete bei Louis, um ihn am nächsten Morgen mit zum Flughafen nach Manchester bringen zu können. Zwar tat ich in der Nacht kein Auge zu, da ich mir alle möglichen Szenarien ausdachte, was passieren würde, würde Louis tatsächlich gewinnen, dennoch war ich am nächsten Morgen hellwach. Seufzend sah ich ihm dabei zu, wie er die restlichen Sachen in seinem Koffer verstaute und hätte dort schon in Tränen ausbrechen können, doch noch hielt ich mich zurück. Ich half Louis dann, den Koffer zum Auto zu tragen und nach einem kurzen Frühstück mit seiner Mutter und seinem Stiefvater Mark mussten wir dann schon aufbrechen. Der Abschied von seinen vier Schwestern, der zwölfjährigen Charlotte, der zehnjährigen Felicite und den sechsjährigen Zwillingen Daisy und Phoebe war herzzerreißend und man spürte, dass sie ihren großen Bruder jetzt schon endlos vermissten.

Die Oma passte auf die Kinder auf, während wir dann losfuhren. Die knapp vierzig minütige Autofahrt kam mir viel zu kurz vor und ich hätte am liebsten noch so viel mehr Zeit mit Louis gehabt. Wir brachten ihn bis zum Gate, nachdem er seinen Koffer beim Check-In abgegeben hatte, immer wieder suchte ich seine Nähe und ich konnte auch die Tränen nicht mehr unterdrücken. Langsam aber sicher tropften sie meine Wangen hinab und offenbarten Louis damit endgültig meinen Schmerz. Auch er sah mich mit wässrigen Augen an und schloss mich in seine Arme. ,,Ich schreib dir, sobald ich gelandet bin, wenn ich im Bootcamp bin und was da so los ist. Und sobald ich kann ruf ich dich an, versprochen." Eng drückte ich Louis an mich und weinte mich an seiner Schulter aus.

,,Ich hoffe du hast eine schöne Zeit, ich hoffe wir sehen uns bald wieder." ,,Das hoffe ich auch, wenns ganz schlecht für mich läuft, dann schon in drei Tagen", mit einem Grinsen, dennoch mit tränenüberströmten Wangen löste Louis sich von mir und umarmte seine Eltern zum Abschied. Bevor er sich der Sicherheitskontrolle zuwandte, bekam ich noch einmal eine letzte Umarmung, die länger herhalten musste, als ich dachte. Louis atmete ein letztes Mal tief durch, wischte mir die Tränen von den Wangen und lief dann los, um sich durchchecken zu lassen und dann ins Flugzeug einzusteigen. Hätte ich da doch bloß schon gemerkt, dass er sich mit jedem Schritt weiter von mir entfernte.

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Was meint ihr, wie es Louis im Bootcamp ergehen wird? :(
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt