97 - cold shower

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Von der Bühne rannte ich durch den Backstagebereich und von da nach draußen, wo wir immer von den Vans eingesammelt und zurück zum X-Factor Haus gefahren wurden. Kurz vorher, als ich an der Tribüne vorbeigerannt war, hatte ich Brendan nach mir rufen hören, doch auch mit ihm konnte ich nicht reden. Mittlerweile hatte ich ihm durch den Vertrag so viel verschweigen müssen, ich fühlte mich schlecht, all die Geheimnisse vor ihm zu haben, das hatte er nicht verdient und doch musste ich es tun. Der Insider, der die Vergangenheit über Louis und mich an die Öffentlichkeit gebracht hatte, war immer noch nicht gefasst, vielleicht würde er auch niemals gefasst werden, schließlich konnte jeder irgendwas anonym an die Presse vermitteln, dennoch war ich dadurch sehr vorsichtig geworden, was Vertrauen anging.

Ich lehnte mich draußen an die Wand und atmete tief durch, während ich langsam realisierte, was ich da getan hatte. Ich hatte mich den Regeln von X-Factor widersetzt, hatte mich nicht an das Thema gehalten und war einfach abgehauen, bevor ich die Rückmeldung von den Juroren erhalten hatte. Eigentlich hatte ich nicht noch mehr Ärger gewollt, weil ich davon schon genug hatte, aber damit hatte ich mir eindeutig neuen Ärger eingebrockt, der nichts wirklich besser machte. Vielleicht würde das jetzt mein Aus bei der Show bedeuten, vielleicht würde mein Vertrag verschärft werden, vielleicht würde gleich morgen im Fernsehen darüber berichtet werden und mit Sicherheit würden Spekulationen aufkommen und das alles nur, weil ich wollte, das Louis mit mir spricht. Hätte ich ihm bloß niemals gesagt, das meine Songs über ihn sind, hätten wir uns bloß niemals geküsst, dann hätten wir den ganzen Salat jetzt nicht.

,,Harry?" Ich glaubte, mir nur einzubilden, dass diese Stimme meinen Namen sagte, konnte mir nicht vorstellen, das er hier im Backstagebereich war, doch als ich hochschaute, stand tatsächlich Zayn vor mir. ,,Zayn", hauchte ich, schlang gleich danach meine Arme um ihn, konnte nicht länger stark bleiben und ließ den Tränen freien Lauf. ,,Zayn", wiederholte ich mich, schluchzte und drückte mich enger an seinen Körper. Auch der Schwarzhaarige hielt mich fest, sagte nichts und wartete, bis ich mich ein wenig beruhigt hatte. ,,Alles ist gut, lass es raus Harry. Ich bin hier", murmelte er in mein Ohr, streichelte meinen Rücken und tatsächlich half es mir, mich in seinen Armen zu entspannen.

,,Ich bin so ein Idiot", wimmerte ich, weshalb Zayn mich zwar weiterhin im Arm behielt, die Umarmung an sich aber etwas lockerte, um mir ins Gesicht sehen zu können. ,,Bist du nicht! Warum auch immer du das sagst, es ist nicht wahr." ,,Doch schon", gab ich zurück, wischte mir über die Wangen, um die Tränenspuren zu entfernen, ,,was machst du hier?", fragte ich, räusperte mich einmal, doch den Kloß in meinem Hals wurde ich nicht los. ,,Glaubst du echt, nachdem was gerade passiert ist und nachdem du von der Bühne gerannt bist, machen Liam, Niall und ich uns keine Sorgen? Ich komme so ohne Probleme in den Backstagebereich, deshalb bin ich hier. Niall und Liam warten beim Auto. Die Sendung wurde mittlerweile beendet, du warst ja ohnehin der letzte Auftritt. Sie haben deinen plötzlichen Abgang damit begründet, dass du dich nicht gut gefühlt hast. Möchtest du mit uns nach Hause fahren und dort erzählen, was los ist?", fragte Zayn fürsorglich, während er weiter meinen Rücken streichelte.

,,Das würde ich sehr gerne", murmelte ich, ,,aber ich weiß nicht, ob ich das kann, morgen ist Sonntag, also Entscheidungstag, dafür muss ich wieder da sein." ,,Das stellt doch kein Problem da", gab Zayn zurück, ,,das ist doch erst morgen Abend, also mach dir keine Sorgen", Zayn hielt mir seine Hand hin, die ich dankbar ergriff und mit gesenktem Blick folgte ich ihm auf den Parkplatz. Ich glaubte, das jeder mich anschaute, sich wahrscheinlich noch über mich lustig machte und auch wenn ich auf der einen Seite froh war, Louis meine Gefühle in dem Song mitgeteilt zu haben, auf der anderen Seite wusste ich wirklich nicht, woher ich dazu den Mut gehabt hatte. Ich hatte wirklich all die Millionen Fernsehzuschauer ausgeblendet, ich hatte ausgeblendet, was die Zuschauer in der Arena oder was die Juroren über mich denken könnten. Alles was ich in diesem Moment einfach nur gewollt hatte war, Louis zu erreichen.

Nur war die große Frage, ob ich das jetzt geschafft hatte. Vielleicht hatte er seine Meinung geändert und er wollte mit mir reden, mir erklären, woher seine Eifersucht auf Brendan nun rührte, was der Kuss zu bedeuten hatte und wie das nun zwischen uns weitergehen sollte, was Louis hoffentlich mit Freundschaft beantworten würde. Vielleicht hatte der Song seine Meinung aber nur noch verfestigt, vielleicht war er sich um seiner Gefühle für Eleanor nun noch sicherer, konnte sich gar nichts mit mir vorstellen und aufgrund meiner Gefühle auch keine Freundschaft mehr. Aber auch wenn das der Fall wäre, wünschte ich mir trotzdem, das Louis mir das ins Gesicht sagen würde. Ich wollte dann die Versicherung haben, dass aus uns wirklich nie mehr etwas werden könnte.

Als wir beim Auto ankamen, umarmte ich sofort Liam und Niall, schon wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, meine Freunde entdeckten sie auch, aber ich versuchte, sie runterzuschlucken. ,,Schön euch zu sehen, ich hätte euch am liebsten gestern schon angerufen, aber..-." ,,Schon gut Harry", Niall legte seinen Arm um meine Schulter, ,,wir müssen hier nicht darüber sprechen und wir können uns auch denken, warum du dich gestern nicht gemeldet hast. Na komm, steig ein. Wir fahren erst einmal nach Hause", der Ire öffnete mir die Tür und nachdem ich eingestiegen war, setzte er sich neben mich. Liam nahm hinter dem Lenkrad Platz und Zayn auf dem Beifahrersitz.

Die Fahrt dauerte ewig, dadurch, dass nun alle, die mit dem Auto bei der Arena gewesen waren, wieder nach Hause wollten. So brauchte es eine halbe Stunde, bis wir überhaupt vom Parkplatz gekommen waren und dann noch durch den Londoner Verkehr, selbst um diese späte Uhrzeit, war auch nicht viel schöner. Liam war aber zum Glück dennoch die Gelassenheit in Person und übertrug diese Ruhe damit auch auf mich, während ich an Nialls Schulter angelehnt war und immer wieder einschlummerte. Auch wenn man meinen sollte, dass ich darüber glücklich war, weil ich dann nicht mehr über das nachdachte, was am heutigen Abend passiert war, all das verfolgte mich bis in meine Träume, sodass ich gegen Ende einfach versuchte, wach zu bleiben, denn die Träume waren noch schlimmer als meine Gedanken.

,,Harry, wir sind zu Hause, bist du wach?", ertönte Nialls Stimme und nickend öffnete ich wieder meine Augen, kletterte nach ihm aus dem Auto und folgte meinen drei Freunden schläfrig in die Wohnung. Am liebsten würde ich mich in mein Bett legen, einschlafen und erst wieder aufwachen, wenn das alles vorüber war und sich niemand mehr an den heutigen Abend erinnern konnte, aber leider war das wohl eher Wunschdenken. ,,Macht es euch etwas aus, wenn ich erst kurz duschen gehe und euch dann erzähle, was die letzten Tage los war?", fragte ich vorsichtshalber, eine Dusche würde mich etwas wacher machen und mich hoffentlich wieder etwas mehr wie mich selbst fühlen lassen.

,,Natürlich nicht, wir warten im Wohnzimmer", sagte Liam und bevor ich im Bad verschwinden konnte, zog er mich noch einmal an sich. ,,Bitte vergiss nicht, das wir immer für dich da sind. Du bist niemals allein", murmelte er, weshalb ich mich dankbar zeigte und die selben Worte zurückgab. ,,Auch wenn sich momentan gefühlt leider alles um mich dreht, ich bin auch immer für euch da und ich bin euch für alles unglaublich dankbar. Ich möchte euch niemals verlieren." ,,Das wirst du nicht", antwortete Liam, küsste meinen Kopf und ließ mich dann frei. Im Badezimmer schlüpfte ich schnell aus meinem Bühnenoutfit, welches ich immer noch trug und in welchem ich mich ganz und gar nicht wohl fühlte.

Ich drehte das Wasser der Dusche auf und auch wenn es am Anfang noch eisig kalt war, stellte ich mich dennoch daruner. Ich fühlte mich lebendig, als die Gänsehaut meine Arme überzog und meine Lippen zu zittern begonnen. Ich fühlte mich gut, weil es mir bewies, das ich noch lebte, noch atmete, mein Herz noch schlug und ich auf der Bühne gerade noch nicht meinen Tod gefunden hatte. Alles was sich in meinem Kopf abspielte, handelte von Louis, doch in diesem Moment konnte ich es ganz kurz vergessen, für wenige Sekunden war ich wieder der Harry aus den letzten Jahren, der sich schweren Herzens damit abgefunden hatte, seinen besten Freund verloren zu haben. Doch sobald das Wasser wärmer wurde, liefen die letzten gemeinsamen Tage mit Louis vor meinem inneren Auge ab, meine Sehnsucht nach ihm war riesengroß, aber vielleicht hatte mein heutiger Auftritt ihn nur noch weiter von mir getrieben.

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Bisher von Louis also noch keine Reaktion, ob die noch kommen wird..? Was Zayn, Liam und Niall wohl dazu sagen werden, wenn Harry erzählt, was zwischen Louis und ihm los war? ._.
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt