45 - team spirit

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Die ganze Zeit über drehte sich alles in meinem Kopf um die Begegnung mit Louis. Was trieb ihn dazu, mir plötzlich ohne Kameras ein Kompliment zu machen? Überhaupt mit mir zu sprechen, wo er doch am liebsten die ganze Erdkugel als Entfernung zwischen uns hätte? Brendan merkte sofort, dass mich etwas beschäftigte, aber genauso sah er mir an, dass ich nicht darüber reden wollte, weshalb er mir nur einmal auf der Heimfahrt aufmunternd das Knie tätschelte. Ich schenkte ihm dafür ein leichtes Lächeln und versank die restliche Fahrt wieder in Gedanken. Merkte Louis nicht, was er damit anstellte? Was er damit in mir auslöste?

Ich war total überfordert und wollte mich am liebsten verkriechen, aber gleich wollten wir Kandidaten zur Feier der ersten Live Show zusammen Pizza backen und uns danach noch etwas ins Wohnzimmer lümmeln, also blieb mir nicht die Möglichkeit, mich einfach zu verstecken. Natürlich, Louis hatte mir nur für meinen Song ein Kompliment gemacht, er war nicht vor mir auf die Knie gegangen und hatte mir seine Freundschaft erklärt oder eine Entschuldigung geschenkt, aber so wie er das Lob ausgesprochen hatte, seit langer Zeit hatte er sich mir gegenüber nicht mehr so freundlich verhalten. Vielleicht hatten die Gespräche zwischen Louis und Zayn wirklich was gebracht, vielleicht hatte Louis sich endlich entschieden und wollte das zwischen uns wieder gut machen, anders konnte ich mir sein Verhalten nicht erklären.

Sicher machte ich mir aber zu viel Hoffnung, zu oft hatte er betont, dass eine Freundschaft zwischen uns nicht möglich sei und er das scheinbar auch nicht wirklich wollen würde, aus weiterhin unbekannten Gründen. Aber vielleicht änderte er sich nun, weil er sich mir erklären wollte und dadurch könnte womöglich alles besser werden. Ich wusste es nicht und wieder einmal machte Louis mich wahnsinnig, mit einer einzigen Aussage. ,,Harry? Wir sind da", Brendan stupste mich an, während alle anderen schon aus dem Van gestiegen waren und seufzend nickte ich, um ebenfalls auszusteigen.

Vor dem Haus, was durch einen Zaun zumindest ein wenig vor der Außenwelt geschützt war, warteten Unmengen an Fans, die uns nach der ersten Live Show unbedingt sehen wollten. Sie wollten Fotos, Autogramme und einfach mit uns reden, ich erhielt haufenweise Komplimente für meinen Auftritt, ein junges Mädchen fing sogar an zu weinen, als sie mich sah und wäre ich wegen Louis nicht schon überfordert, wäre es spätestens jetzt sowieso der Fall gewesen. Ich versuchte sie zu trösten, schien dadurch aber irgendwie alles nur noch schlimmer zu machen, weil so so aufgeregt war, dass ich mit ihr sprach und ich wurde schlussendlich von einem Bodyguard ins Haus begleitet.

Ich wusste nicht, ob dieses Leben etwas für mich war, es überforderte mich im Moment noch auf vielen Ebenen, ich konnte es nicht so genießen, wie Louis es damals getan hatte. Er hatte von seinen Fans geschwärmt, sich gefreut wenn sie ihm zugejubelt hatten, doch all das konnte ich noch nicht so richtig verinnerlichen. Als ich nach meinem Auftritt einmal kurz Instagram beguckt hatte, beziehungsweise es begucken wollte, war es abgestürzt, weil so viele neue Follower dazu kamen. Mein Handy war heiß gelaufen und dann hatte ich es vorsichtshalber ausgeschaltet und auch jetzt traute ich mich immernoch nicht, es wieder einzuschalten. Stattdessen wartete ich in der Küche auf die anderen Kandidaten und wir hatten Glück, dass diese so groß und offen war, sonst wäre es ziemlich eng geworden.

Die Köche hatten zwar heute frei, dennoch hatten sie gestern noch für uns eingekauft und uns Backbleche herausgelegt, damit wir nun ohne große Probleme unseren Pizzaabend starten konnten. Zu viert teilten wir uns immer ein Blech, heizten schonmal ordentlich den Ofen vor und rollten den fertigen Pizzateig aus. Auch diesen hatten die Köche extra selbstgemacht und für uns vorbereitet. Wir mussten ihn dann nur noch mit Tomatensauce bestreichen und jeder sich sein Pizzastück belegen, wie er wollte. Nach und nach wanderten die Backbleche in den Ofen, natürlich passten nicht alle gleichzeitig rein, so brauchten einige etwas länger, während die anderen sich schonmal ins Wohnzimmer setzten und begannen, zu essen.

Als Dalton, Brendan, Anthony und ich als die letzten dazustießen, ergatterten wir trotzdem noch einen Platz auf dem großen Sofa und wurden sofort ins Gespräch integriert. Man fühlte sich fast schon wie eine Familie, sehnte sich dementsprechend nicht so viel nach Zuhause, trotz das wir alle Konkurrenten waren. Man musste sich ja nicht streiten, nur weil wir alle dasselbe Ziel verfolgten, dass wäre doch bescheuert sich deshalb zu hassen. Sicher würde die Situation noch einmal anders aussehen, sobald es in Richtung Finale geht, aber wer weiß, ob ich dort überhaupt noch dabei sein würde. Deshalb genoss ich diese Situation einfach umso mehr und wusste jetzt schon, dass ich einige Personen definitiv vermissen würde, sobald ich rausgeworfen werden würde.

Der Abend wurde lang und amüsant, aber nachdem die Live Auftritte so viel Adrenalin in unsere Körper gepumpt hatte, mussten wir dieses nun auch irgendwie wieder loswerden. Irgendwann packte jemand das Spiel Twister aus und damit war der Startschuss für den verrückten Abend gegeben. Wir schoben X-Factor und die Gedanken, dass uns morgen zwei Leute verlassen müssten, beiseite und widmeten uns lieber dem Spaß. Ich gab im Spiel schnell auf, aber es war lustig, den anderen dabei zuzusehen, wie sie sich verrenkten und verknoteten, um die bunten Punkte zu erreichen und so wie das aussah, würden einige morgen vielleicht sogar Muskelkater davon tragen. Ich für meinen Teil war zumindest froh, als ich endlich im Bett lag, auch wenn meine Gedanken dadurch ziemlich laut wurden.

Seufzend drehte ich mich hin und her, das Stockbett quietschte und irgendwann beugte sich Brendan zu mir runter, der über mir im Bett schlief. ,,Alles in Ordnung Harry?", flüsterte er fragend in die Dunkelheit, Dalton und Anthony schliefen nämlich schon, was man an ihrem gleichmäßigem Schnarchen ausmachen konnte. ,,Ja, ich find nur nicht die richtige Position zum schlafen", gab ich zurück, auch wenn das eine kleine Notlüge war. Wieder quietschte das Bett kurz auf, Brendans Bettdecke raschelte und kurz darauf kletterte er die Leiter runter, nur um sich auf meine Bettkante zu setzen.

,,Ich weiß, dass es nicht das ist Harry, du bist schon so, seit wir wieder hierher gefahren sind, was ist los? Vermisst du deine Freunde?" Ich erkannte nur die Umrisse von Brendan, seine zersausten Haare und die leicht raue Stimme vom Singen. Dennoch blieb mir sein besorgter Gesichtsausdruck nicht verborgen. Über die Begegnung mit Louis wollte ich noch nicht sprechen, ich hatte für mich selbst noch nicht ganz ausgearbeitet, was das gewesen war und wollte so lange niemand anderen damit belästigen. ,,Es ist nur, ich mach mir allgemein Gedanken über alles, besonders wegen Louis, wie er sich verhält und was ich darüber denken soll, wie du weißt. Es lässt mich einfach nicht los", murmelte ich in die Nacht, sollten Dalton und Anthony doch wach sein, wollte ich nicht, dass sie etwas hörten.

,,Das ist auch vollkommen verständlich und nichts verwerfliches daran. Ich hab heute in der Maske gehört, dass Louis am Dienstag definitiv herkommt, um seiner Funktion als Mentor endlich gerecht zu werden. Das heißt, er scheint nicht mehr wegzulaufen und vielleicht hat das was zu bedeuten, ich würde es mir auf jeden Fall für dich wünschen. Dass das alles so unausgesprochen ist, nagt an dir und das möchte ich mir nicht länger mit ansehen, als nötig." Ich verinnerlichte Brendans Worte und vielleicht hatte er Recht, vielleicht war Louis wirklich auf einen grünen Zweig gekommen und wollte bald mit mir über alles sprechen. Es würde mir die Welt bedeuten, einfach, weil ich dann alle Gedanken mal an Louis direkt loswerden könnte, etwas, was ich mir seit acht Jahren wünschte.

,,Kannst du dich zu mir legen?", lautete meine nächste Frage, ohne Brendans Worte zu kommentieren, er wusste ohnehin, dass sie angekommen waren. ,,Wenn du das möchtest", erwiderte der braunhaarige Ire und als Antwort rückte ich in meinem Bett einfach auf. Brendan fischte seine Bettdecke und sein Kissen aus seinem Bett über uns hervor und legte sich damit neben mich. Sofort wurde mir etwas wärmer und ich fühlte mich nicht mehr ganz so allein und verloren. ,,Danke."

,,Kein Problem. Was vermutest du, wer morgen nach Hause fahren muss?" Brendan wechselte spontan das Thema, um mich abzulenken und darum war ich ihm sehr dankbar. ,,Ich weiß nicht, ich finde jeder hat so sein eigenes Talent. Hast du irgendwelche Vermutungen?" ,,Nein, aber ich hab echt Angst, dass es mich treffen könnte", gestand Brendan. ,,Quatsch, dass glaube ich nicht und das wird dir morgen auch bewiesen werden, da bin ich fest von überzeugt." Tatsächlich konnte ich mir nicht vorstellen, wer gehen musste, aber deshalb war ich nicht einmal so aufgeregt. Viel aufgeregter machte mich die Tatsache, Louis wiederzutreffen, immernoch ohne Plan, was in ihm vorging oder wie ich mich verhalten sollte, geschweige denn, wie er sich verhalten würde.

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Ja, was geht wohl in Louis vor? Möchte er sich Harry erklären oder eher weniger? Und wird im nächsten Kapitel schon einer der Jungs die Sendung verlassen müssen? :(
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt