55 - throwback

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Ich schlürfte an meinem Kakao und nickte. ,,Wenn du das möchtest..soll ich auch am Anfang beginnen?", fragte ich, sah unsicher zu Louis, der mir zustimmte. ,,Und bitte lass kein Detail deiner Gefühle aus", bat Louis, ,,mir ist es wichtig, die Wahrheit zu erfahren, was ich womöglich angerichtet habe." Auch wenn ich wusste, dass das weh tun und meine Augen wahrscheinlich nicht lange trocken bleiben würden, hatte ich genau das vor. Wenn ich bei Louis noch irgendwas bewirken konnte, dann wahrscheinlich dadurch. ,,Ich hatte immer Angst, dich zu enttäuschen, weißt du?", fing ich an und schaute in meine Tasse, die sich langsam leerte. ,,Bei der Audition 2010, als ich nicht weiterkam, mein Unterbewusstsein wusste da schon, dass sich irgendetwas ändern würde, ich konnte es aber nicht genau zuordnen und habe deshalb immer auf deine Versprechen gebaut, daran geglaubt, dass danach alles wieder so wird, wie früher.

Allein zur Schule zu gehen, zu sehen, wie du dein Leben lebst und ich irgendwie auf der Stelle stehen geblieben bin, war einfach nur scheiße. Ich weiß, dass ich da etwas gegen hätte machen können, aber ich hab ja nicht einmal ansatzweise daran gedacht, dich durch X-Factor zu verlieren, naja bis es soweit war." ,,Wann ist dir das klar geworden? Bei meinem Sieg?", fragte Louis, hatte seine Tasse auf dem Couchtisch abgestellt und rückte ein Stück näher an mich heran. Ob er mir damit Komfort geben wollte oder ob sonst irgendwas dahinter steckte, wusste ich nicht.

,,Nein, schon viel eher. Als ich dich nach dem Bootcamp besucht habe und du die Aufmerksamkeit der Kameras genossen hast, fast schon nicht gemerkt hast, wie unwohl ich mich gefühlt habe, da begann ich es schon langsam zu erahnen. Als du im Judges House in Australien warst und meine Mutter mich darauf hingewiesen hat, dass unsere Telefonate immer kürzer werden, all das waren so kleine Zeichen, an denen ich es hätte erkennen müssen. Aber ich war blind, weil du mir so viel bedeutet hast, mir immernoch etwas bedeutest, trotz alldem, was passiert ist. Ich hab nicht gedacht, dass Bekanntheit einen tatsächlich so verändern kann, ich dachte immer, dass passiert nur anderen, aber doch nicht uns.

Es war beruhigend, am Dienstag zu hören, dass dir das auch alles aufgefallen ist, aber acht Jahre lang hab ich mit diesen Gedanken gelebt und mich immer wieder gefragt, wo ich einen Fehler gemacht habe. Als du von Australien nach Hause kamst, du hast mir immer und immer wieder Hoffnung auf Besserung gemacht, dass wir bald wieder so viel unternehmen könnten, wie früher. Doch am Ende warst du jedes Mal mit den Kameras beschäftigt. Bevor du ins X-Factor Haus musstest für die Live Shows, konnten wir ja noch unsere Auditions gucken, falls du dich daran erinnerst, aber dich hatte es nicht interessiert, dass man unser Freundschaftsbekenntnis rausgeschnitten hat. Natürlich ist das wieder nur eine Kleinigkeit, aber auch kleine Stiche ins Herz fangen an, zu bluten. Sogar Zayn hat sich während seiner Zeit bei den Live Shows von X-Factor mehr gemeldet als du, den ich zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal so gut kannte, wie dich. Meinen besten Freund."

Der Wuschelkopf seufzte und ergriff mit einem Mal meine Hand. ,,Ist das in Ordnung?", fragte er vorsichtig, nachdem er meinen Blick gesehen hatte und ließ mich mit den Schultern zucken. ,,Ich weiß nicht", murmelte ich, ,,ich bin überfordert", gestand ich und auch wenn es sich gut anfühlte, Louis Hand in meiner zu spüren, war ich auch froh, als er mich wieder los ließ. Solange ich nicht wusste, ob da nun irgendwas wie Freundschaft zwischen uns stattfand, konnte ich sowas nicht richtig zulassen. ,,Ich wünschte, ich könnte all das rückgängig machen, denn natürlich hat es mich interessiert und natürlich hat es mich gestört, dass sie das rausgeschnitten haben und Zayn sich öfter melden konnte, aber..-." ,,Aber das gehört wahrscheinlich zu den Dingen, die du nicht erklären kannst", schnitt ich Louis das Wort ab, der nur wie ein kleiner, hilfloser Welpe nickte.

,,Als du dann die Sendung gewonnen hast, hab ich angefangen zu weinen. Ich wollte...", ich atmete tief durch, schluckte den Kloß runter, ,,ich wollte mich für dich freuen, aber ich konnte nicht. Es waren Tränen der Angst und Verzweiflung, mit dem Wissen, dich verloren zu haben. Schließlich wusste ich, was für ein Stress auf den Gewinner zukommt und selbst wenn du gewollt hättest, die Versprechen nicht einhalten hättest können." ,,Da hast du wahrscheinlich recht..ich bin so ein Idiot", Louis fuhr sich verzweifelt durch die Haare. ,,Bist du nicht, du wolltest deinen Traum erfüllen." ,,Aber es war doch unser Traum", begann Louis und er glaubte wohl scheinbar wirklich daran, hatte nicht gemerkt, wie er unseren Traum zu seinem gemacht hatte. Dies wäre für mich vollkommen in Ordnung gewesen, hätte ich dadurch nicht meinen besten Freund verloren.

,,Wie ging es dir dann mit meinen Umzügen?" Wie am Dienstag bei diesem Thema, begannen auch nun wieder meine Augen zu brennen, meine Unterlippe zitterte und nicht lange danach flossen die Tränen. ,,Darf ich dich in den Arm nehmen?" Auf Louis Frage warf ich mich einfach an seine Schulter und ließ den Tränen freien Lauf, die unbändig flossen, meine Wangen und Louis Oberteil durchnässten. ,,Wie auch du", begann ich, wurde ab und an von meinen Schluchzern durchgeschüttelt, ,,hätte ich mich mit deinem Umzug nach London arrangieren können, aber Los Angeles war einfach zu weit weg. Es schien vorherbestimmt, dass unsere Freundschaft das nicht überleben würde", ich zog die Nase hoch, ,,und dabei wollte ich, das es funktioniert, ich hatte dich so vermisst, ich wollte nur meinen besten Freund zurück. Aber das ist leider fehlgeschlagen, genauso wie mein Versuch, von dir loszukommen."

,,Ich hab auch nie aufhören können, an dich zu denken. Egal wen ich über die Jahre getroffen und lieben gelernt habe, keiner konnte dich jemals ersetzen", gestand Louis und ließ mich in meinem Bad der Tränen sogar kurz lächeln. ,,Wie erging es dir die Jahre danach? Was hast du so gemacht?", traute sich Louis zu fragen und kurz überlegte ich, wie ich ihm meine Tätigkeiten der letzten Jahre darbieten sollte, ohne sonderlich erbärmlich zu wirken. ,,Naja, ich hab kein so krasses Leben geführt, wie du, das steht schonmal fest", raunte ich und da Louis mir nach der Umarmung immernoch sehr nahe war, verstand er jedes Wort. ,,Wegen mir hätte ich jederzeit gerne mit dir getauscht", sagte Louis daraufhin und brachte mich damit dazu, die Augenbrauen zusammenzuziehen. War es wirklich so schlimm, dass er seinen Traum leben konnte? Hatte er so viele Einbüßungen machen müssen?

,,Ich habe die Schule beendet und bin dann mit Liam und Niall zusammen nach London gezogen. Wie du weißt, hatte ich immer große Angst davor, allein irgendwo hinzuziehen und eigentlich hatten wir beide dann ja was geplant, aber das hatte sich durch deinen Umzug ja schon längst erledigt. Ich hab dann angefangen, bei einer Bäckerei zu arbeiten, mich fortgebildet und meine Kolleginnen sind wirklich nett. Nebenbei habe ich Songs geschrieben, um all das wegen dir zu verarbeiten, das aber niemandem erzählt. Ich hatte so getan, als wäre mir die Musik egal. Meine Mutter hatte 2013 Robin geheiratet, da hab ich das letzte Mal gesungen und wie ich dir erzählt habe, ist er letztes Jahr verstorben. Dort hatte ich wieder richtig intensiv an dich gedacht und mir dich an meiner Seite gewünscht, um darüber hinweg zu kommen. Es war ein schwerer Verlust gewesen, hart zu verkraften und noch schwerer für meine Mutter.

Sonst ist eigentlich nicht viel passiert, ich hab mein Leben gelebt, mit Zayn, Niall und Liam tolle Freunde gefunden und wenn nicht gerade etwas über dich im Radio, Fernsehen oder in Zeitschriften stand, ging es mir sogar gut." Louis seufzte und sah mich mitleidig an. ,,Es tut mir so leid, dass du das wegen mir durchmachen musstest, dass du all die Jahre deines Lebens wegen mir nicht richtig genießen konntest." ,,Naja doch", ich sah meinen ehemaligen besten Freund an, ,,ich war glücklich, auf eine Art und Weise, also ich brauche wirklich kein Mitleid, ich hatte mich damit abgefunden, dich wahrscheinlich nie wieder sprechen zu können. Naja, bis Liam, Niall und ich die Werbung von X-Factor im Fernsehen gesehen haben, wo du ganz zufällig Juror bist. Und jetzt sind wir hier."

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Wie Louis die Situation mit diesen ganzen neuen Informationen wohl empfindet..?

Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich heute Kapitel hochladen soll, hab mir Rat gesucht und bin schlussendlich zu dem Entschluss gekommen, dass einigen von uns Ablenkung vielleicht ganz gut tun würde und ich hoffe, es hilft irgendwem von euch da draußen. Fizzy, you'll always be in our hearts..
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt