33 - going out

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Fast schon ängstlich öffnete ich nach meinem Auftritt die Augen, um das Feedback der Jury entgegen zu nehmen, das erste was ich vernahm war das Klatschen der anderen Jungs. ,,Louis, darf ich zuerst?" Fragte Nile den Wuschelkopf, was diesen mit starrem Blick auf mich nicken ließ. ,,Deine Stimme ist wirklich schön Harry. Was viele Menschen nicht verstehen ist, dass man mit einem Song eine Geschichte erzählt und ich habe bei deinem Lied richtig mitgefühlt, du hast mich mitgerissen und dazu gehört wahres Talent. Es war wirklich schön, ich hab versucht die Tränen zurückzuhalten und mich cool zu geben, aber wirklich, großen Respekt an dich." Ein Feedback von solch einer lebenden Legende in der Musikindustrie zu bekommen war atemberaubend und ich bedankte mich sicher tausendmal, bevor Zayn das Wort ergreifen konnte.

,,Wirklich großartig, ich kann Nile da nur zustimmen und es ist unglaublich, dass du bis jetzt immer mit einem eigenen Song aufgetreten bist, die auch noch alle verdammt gut sind. Du hast dich so in diesem Song verloren, in dem Moment und die Gefühle, die darin stecken ehrlich rüber gebracht, das fand ich wirklich schön", lobte Zayn mit einem ehrlichen Lächeln und da ich wusste, dass er das ernst meinte, bedeutete es mir nur noch mehr. Auch bei ihm bedankte ich mich ehrlich, bevor ich wieder zu Louis schaute, der mich immernoch anschaute, allerdings einen nicht mehr ganz so starren Blick drauf hatte.

Dieser räusperte sich kurz und schien sich zu sammeln, bevor er zu sprechen begann. ,,Naja Harry, was soll ich schon großartig sagen? Ich würde mich nur immer wiederholen und auch mit diesem Song hast du mich sprachlos gemacht. Ich bin stolz auf dich, du hast eine tolle Stimme die du großartig präsentierst und wenn du so weiter machst, kommst du sicher noch ganz weit. Bisher bereue ich es nicht, dich weitergelassen zu haben." Louis stand nach seinen Worten auf und umarmte auch mich, mein Herz klopfte mir bis zum Hals, jedesmal wenn er mich berührte und auch wenn die Umarmungen sich anders anfühlten als früher, sie gaben mir Kraft zum durchhalten, die ich bei Louis gut gebrauchen konnte.

,,Cut", rief einer der Produzenten in dem schönen Moment, brachte Louis dazu, sich sofort von mir zu lösen und sich zurück auf das Sofa zu setzen. ,,Alles klar, das war ein guter Abend, ihr Kandidaten habt jetzt frei, morgen dürft ihr ausschlafen, also genießt den Rest der Nacht. Die Jury wird sich jetzt über euch beraten und nach dem zweiten Vorsingen in zwei Tagen entscheiden, wer von euch in die Live Shows kommt." Seufzend streckte ich mich einmal und wollte am liebsten ins Bett, um das Ausschlafen zu genießen, doch die anderen Jungs hatten andere Pläne. ,,Kommst du mit Harry? Wir wollen das Nachtleben von Ibiza ein bisschen erkunden", J-Sol stupste mir in die Seite, Louis Blick lag immernoch auf mir, während die Produzentin, die uns am ersten Tag aus dem Bett geschmissen hatte, irgendwas zu ihm sagte. Diesem schien er aber weniger Beachtung zu schenken, es kam mir vor als würde er mehr meine Antwort auf J-Sols Frage abwarten.

,,Ja klar, warum nicht?" Erwiderte ich schließlich und wurde sogleich mitgezogen. Louis sollte nicht mein Leben kontrollieren und vielleicht täte es mir mal ganz gut, rauszukommen und bei einer guten Party die Sorgen und Gedanken an ihn zu vergessen. Bevor wir losgingen, zogen wir uns alle nochmal um und machten uns frisch, trafen uns danach ausgehfertig draußen vor der Villa. Einer der Fahrer, der uns schon die letzten Tage herumgefahren hatte, hatte sich bereit erklärt uns zu einem guten Nachtclub zu bringen und da wir uns hier nicht auskannten stimmten wir sofort zu und befanden uns nach einer kurzen Fahrt in dem schwarzen Van schon bald mitten im Nachtleben von Ibiza. Club reihte sich an Club, Bar an Bar, Diskothek an Diskothek. Schon jetzt irrten einige Betrunkene durch die Straßen, während für uns der Abend jetzt erst anfing.

Da der empfohlene Club mittendrinne war, konnte der Fahrer uns nicht direkt davor absetzen, hatte uns aber eine gute Wegbeschreibung gegeben, mit der wir unser Ziel bald darauf erreichten. Nach der Ausweiskontrolle und bezahlen des Eintrittsgeldes befanden wir uns im Inneren, wobei mir auffiel, wie lange ich sowas schon nicht mehr mitgemacht hatte. Durch meine Arbeit in der Bäckerei musste ich oft früh aufstehen und war Abends zu fertig um irgendwo hinzugehen. Niall und Liam waren auch viel mit der Arbeit beschäftigt, manchmal auf Reisen und so machten wir uns lieber gemütliche Abende auf dem Sofa oder gingen mal ins Kino.

Doch im Moment fühlte es sich gut an, hier zu sein, als wäre es genau das Richtige endlich mal abzuschalten, weshalb ich mich auch ohne weiteres an die Bar ziehen ließ. Wir alle bestellten uns neben einem Bier gleich zwei Runden Kurze, befüllt mit Vodka, welcher nach Waldmeister schmeckte und der ohne zu Zögern unsere Lippen benetzte. Wir quatschten, ließen den heutigen Abend Revue passieren, tranken noch mehr und wurden immer entspannter dabei, eine Runde, bestehend aus guten Freunden. Irgendwann lehnte ich mich kichernd an Brendans Schulter und begann ein neues Gesprächsthema, nachdem wir zuletzt darüber geredet hatten, warum Dalton einmal in einem Neoprenanzug in der Schule aufkreuzen musste.

,,Wusstet ihr, dass Louis und ich früher beste Freunde waren? Seine Teilnahme bei X-Factor damals hat unsere Freundschaft zerstört, obwohl ich damals auch extra für ihn vor der Jury vorgesungen habe. Sie fanden mich nicht gut genug, Louis verlor mit der Zeit das Interesse an mir, aber nun zeig ich's ihm", ich hob meine Flasche Bier in die Luft und trank danach einen Schluck aus dieser. ,,Moment, was?" Thomas, der der nüchternste von uns war, sah mich mit großen Augen an, aber auch die anderen schauten trotz Alkohol sehr neugierig und etwas fassungslos. ,,Ja, nach seinem Sieg 2010 und seiner Auswanderung in die USA, von der er bei dem Essen so fröhlich berichtet hat, hat er sich bei mir nicht mehr gemeldet, jetzt kreuzen sich unsere Wege trotzdem wieder und trotz das er mich nicht ausstehen kann, lässt er mich Runde für Runde weiter", lachend bekam ich von Brendan einen Arm um die Schulter.

Meine Gedanken kamen gar nicht hinterher, bei alldem was ich erzählte, aber das war mir in dem Moment egal, es war befreiend, einfach zu erzählen und auch wenn man glauben könnte, dass Louis mich nur wegen unserer Vergangenheit weiter ließ, daran würden die Jungs sicher nicht denken, jetzt wo sie wussten, das er mich nicht bei sich haben wollte. Deshalb glaubte ich an keine Konsequenzen durch das, was ich gerade ausplauderte. Es fühlte sich nicht so an, als hätte ich gerade etwas streng geheimes verraten, weil auch keiner weitere Fragen stellte. ,,Also ich kann dich ausstehen", kicherte Brendan mir ins Ohr, während die anderen das Thema aufgrund ihres Alkoholeinflusses schon gar nicht mehr für interessant befunden und darüber redeten ob die Wolken wirklich so fluffig waren, wie sie aussahen. ,,Ich dich auch", erwiderte ich, ,,wollen wir Tanzen?" Der braunhaarige Ire nickte und gemeinsam verschwanden wir auf die kleine Tanzfläche.

Es spielte gute Musik, der Laden war nicht zu überfüllt und man musste sich nicht dauerhaft an anderen verschwitzten Körpern reiben, sondern hatte seinen Platz ohne das jemand in die eigene Wohlfühlzone eintrat. Ich verstand gut, warum unser Fahrer uns den Laden empfohlen hatte. ,,Erst Zayn, dann Louis, du scheinst ja ein richtiger Star-Magnet zu sein", sagte Brendan plötzlich, allerdings keinesfalls böse gemeint, sondern spaßig und ließ mich damit kurz in meiner Bewegung inne halten, bevor ich weiter tanzte. ,,Ach, Louis war lange vor X-Factor und Zayn währenddessen, mit Zayn blieb der Kontakt bestehen, der zu Louis leider nicht, einseitig lässt sich eine Freundschaft nunmal schlecht führen."

,,Kann ich gut verstehen, aber du bist ein toller Mensch, er ist selbst Schuld, wenn er sich nicht um dich bemüht hat. Immerhin sieht er jetzt, was er verpasst." ,,Ich hoffe es doch, auch wenn ich nicht weiß, ob man bei mir irgendwas verpassen kann." ,,Natürlich kann man das und ich bin froh, dass wir uns kennengelernt haben und ich dich als Freund betiteln darf." ,,Kann ich nur zurückgeben", erwiderte ich und umarmte Brendan lächelnd, ehe wir noch etwas weiter tanzten und dann an die Bar zurückkehrten. Mit den anderen vier Jungs tranken wir noch ein wenig, ich war nicht allzu betrunken, zumindest kam mir das so vor, aber ziemlich gut drauf und das wollte ich für ein paar weitere Stunden beibehalten, bevor mich mein eigener Trauerkloß wieder einholen würde.

,,Jungs? Ich gehe mal auf Toilette, bin sofort wieder da", verabschiedete ich mich kurzzeitig, trank den letzten Schluck meines Bieres und huschte an der Tanzfläche vorbei zu den Toilettenräumen. Hier war die Musik etwas leiser, mein Kopf pochte von der Lautstärke und es war ganz angenehm mal nicht die ganze Zeit das flackernde Licht der Diskokugel sehen zu müssen. Ich empfand den Abend als vollen Erfolg, das Vorsingen hatte geklappt und nun hatte ich Spaß mit meinen neugewonnen Freunden. Mit einem glücklichen Lächeln wollte ich gerade die Tür zur Toilette öffnen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. ,,Was soll das werden, wenn es fertig ist?"

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Da hat Harry ja etwas ausgeplaudert, was er eigentlich gar nicht erzählen wollte..🌝
Und wer ist das jetzt wohl?
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt