114 - make a friend

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Fassungslos schüttelte ich den Kopf. Ich konnte meine Gefühle und meinen Ekel gegenüber Simon nicht in Worte fassen. Im Vergleich zu Louis hatte Simon mich ja noch harmlos behandelt, aber wer weiß, wie lange das harmlose noch angehalten hätte? Irgendwann hätte er mich sicher genauso wie Louis in die Ecke gedrängt, als wären wir wilde Tiere, die aus dem Zoo ausgebrochen sind. In diesem Moment stellte ich meine eigenen Gefühle aber erst einmal vollkommen zurück und dachte einzig und allein daran, wie ich Louis helfen könnte. Seine Situation war so verdammt verzwickt, er hatte seinen Traum vom Superstar erfüllen können, aber zu einem sehr hohen Preis und den galt es jetzt wieder rückgängig zu machen. Louis war ein Mensch mit Würde und genauso hatte man ihn auch zu behandeln.

Ich war sehr dankbar darum, dass er mir endlich alles erzählt hatte, das komplette Puzzle, dss über die letzten Jahre nicht zusammengepasst hatte, sich aber in den letzten Monaten langsam zusammengefügt hatte, war nun endlich vollständig. Ich verstand, wieso und weshalb sich Louis in einigen Situationen so verhalten hatte, wie er sich eben verhalten hatte und warum er mir so weh getan hatte. Vielleicht war es nicht unbedingt eine Entschuldigung oder ein Grund ihm sofort zu verzeihen, teilweise hatte er mich nämlich wirklich schlimm verletzt, mir immer wieder aufs neue Hoffnung gemacht, nur um wieder mein Herz zu brechen und mich fallen zu lassen. Aber er hatte getan, was er für das beste hielt, um mich zu beschützen, sowie er es auch Zayn im Judges House gesagt hatte, als ich die beiden belauscht hatte.

Louis war besonders zu Anfang jung gewesen, naiv, denn er hatte auf Simon vertraut und er war geblendet von dem Traum, als Sänger erfolgreich zu werden. Deshalb nahm ich es ihm nicht übel, wieso er damals nichts erzählt hatte und über die Jahre hatte Simon sich immer weiter zu Louis grausamsten Albtraum entwickelt, weshalb er es auch bis jetzt nicht geschafft hatte, gegen den Mann vorzugehen. Er hatte eine unglaubliche Machtposition, hatte Louis so sehr manipuliert, dass Simon jetzt einfach nur noch angsteinflößend auf ihn wirkte, doch genau das hatte Louis heute ein Stück weit gebrochen, indem er mir die komplette Wahrheit anvertraut hatte, die mich immer noch ein wenig sprachlos machte. Louis musste unbedingt geholfen werden, bevor sein Leben noch weiter verpfuscht werden würde.

Das Simon jetzt in die gesamte Sache auch noch ein unschuldiges Kind hineinziehen wollte, nur weil Louis liebte, wen er eben liebte oder geliebt hatte, war total bescheuert und lächerlich. Ich hatte endlich wieder meinen besten Freund vor mir, der mit dem ich damals in unseren Kinderzimmern rumgehangen hatte, mit welchem ich Videospiele oder Verstecken gespielt hatte. Und ich wollte nicht, dass er erneut seine Maske aufziehen würde, denn das würde uns beide nur immer weiter kaputtmachen. ,,Louis", murmelte ich, der Wuschelkopf sah auf den Boden, seitdem er mir von dem Zusatz erzählt hatte. Bei meiner Stimme zuckte er zusammen, ehe er mich wie ein verschrecktes Reh ansah. ,,Jetzt weißt du alles Harry, du kannst mich also auslachen, mich beleidigen oder auf mir herumtrampeln, ich hab es nicht anders verdient."

,,Louis", murmelte ich erneut, ehe ich ihn einfach in meine Arme zog. Die Nähe zu ihm tat mir unheimlich gut, sein Duft zog in meine Nase, ließ mein Bauch kribbeln und mein Herz schneller schlagen. Als auch er seine Arme um meinen Körper legte, drückte ich ihn nur noch enger und musste mich zusammenreißen, nicht zu weinen. Der Moment war so erleichternd, etwas, auf das ich ewig gewartet hatte, denn all die Last fiel von meinen Schulter. Für kurze Zeit gab es keine Sorgen mehr, es gab nur Louis und mich in unser kleinen, perfekten Welt, all der Schmerz und Streit war vergessen, nichts schien uns auseinander bringen zu können und ich wünschte mir, dass das Realität werden würde.

,,Ich bin hier für dich, hörst du? Ich werde mit dir gegen Simon ankämpfen, komme was wolle und ob er meinen Ruf noch so oft zerstört. Ich möchte nicht, dass er dein Leben zerstört", murmelte ich in Louis Halsbeuge und spürte im nächsten Moment etwas feuchtes an meiner Schulter. Der Wuschelkopf weinte in meinen Armen und schluchzte auf. ,,Ich dachte, ich hätte dich verloren, so lange dachte ich, du würdest mich hassen, dadurch hatte ich den einzigen Grund verloren, für den es sich zu kämpfen gelohnt hätte. Du bist zu gut Harry, ich habe dich gar nicht verdient", Louis zog die Nase hoch, ein paar weitere Tränen flossen seine blassen Wangen hinab, weshalb ich ihn nur noch enger an mich drückte.

Ihn so gebrochen zu sehen, tat mir im Herzen weh, aber ich glaubte, jetzt wo ich von allem wusste, konnte ich etwas dagegen ausrichten, ich konnte etwas dagegen tun und Louis helfen. Es würde zwar ein wenig dauern, bis alle Wunden verheilt waren, die er mir durch seine Worte und Taten zugefügt hatte, zeitweise hatte ich mich von ihm wirklich ungewollt gefühlt, aber das was Simon tat, war um einiges schlimmer und es ging schließlich darum, den wahren Feind zu bekämpfen. ,,Lou?", hauchte ich fragend, weshalb dieser sich ein wenig aus der Umarmung löste, um mich anzusehen. ,,Ja Haz?" Dadurch, das er meinen Spitznamen sagte, huschte ein kleines Lächeln über meine Lippen. ,,Sind wir wieder Freunde?" Louis lächelte mit Tränen in den Augen. ,,Sehr gerne, wenn du das möchtest. Ich werde mich definitiv bessern und keine Geheimnisse mehr, niemals wieder."

,,Das hört sich für mich sehr gut an", gab ich zurück, auch wenn ich dadurch meine Gefühle zurückstellen musste, wer weiß, was Louis empfinden würde, sobald er von Eleanor befreit war. ,,Jetzt sollten wir uns aber wirklich eine Lösung überlegen Louis. Du solltest nicht noch länger in dem Vertragswirrwarr rumhängen als nötig. Vor allem kann Simon nicht auch noch irgendein unschuldiges Kind da mit hineinziehen und das als deines ausgeben. Ich hatte zwar schon vermutet, seit du mich das erste Mal davor gewarnt hast, dass das Showbusiness nicht der sicherste Platz ist, aber das es so krank ist, schockt mich."

,,Solange Simon nicht mitkriegt, dass ich dir alles erzählt habe, das wir nun wirklich Freunde sind und uns nichts mehr auseinander bringen kann, wird er mir kein Kind anhängen", murmelte Louis und ich wusste genau, was er damit aussagen wollte. Er sah es als Option, einfach alles zwischen uns weiter geheim zu halten und so weiterzumachen, weil er schreckliche Angst vor Simon hatte, doch nicht mit mir. ,,Louis, aber wie du selbst gesagt hast, irgendwann wird Simon es mitkriegen und dann sind wir beide am Arsch. Du kannst das, was du gerade führst, doch nicht Leben nennen. Wir müssen und wir werden gegen Simon vorgehen, du bist ein Mensch, mit einem eigenen Willen, eigenen Gedanken, eigenen Wünschen und Träumen, all das kann er nicht steuern und seine blöden Verträge können das auch nicht unterdrücken."

,,Du hast ja Recht..", murmelte Louis, ,,aber ich habe Angst. Jedes Mal, wenn ich versucht habe gegen Simon vorzugehen, hat er es irgendwie herausgefunden und die Folgen waren schrecklich. Ein weiteres Date mit Eleanor, Androhungen von einer vermeintlichen Verlobung, Beleidigungen, Demütigungen, ich halte das alles nicht noch einmal aus." Ich hielt Louis Hände fest in meinen und gab ihm, so gut ich konnte, seelischen Beistand. ,,Das kann ich wirklich verstehen Louis, aber das ist dein Leben, du bist nicht Simons Marionette und wie du gerade gesagt hast, jetzt hast du wieder einen Grund zum kämpfen oder nicht?"

Louis sah mich an, seine blauen Augen bildeten das perfekte Gegenstück zu meinen grünen, als würden sie zusammengehören. Die Tränenspuren auf seinen Wangen trockneten langsam, genauso wie es sein sollte. ,,Stimmt, ich habe einen Grund zum kämpfen, allein schon, weil ich möchte, dass du nicht mehr länger in diesen Verträgen gefangen bist. Ich werde mich nicht länger von Simon unterbuttern lassen", sagte Louis entschlossen und ließ mich lächeln, denn genau diesen Kampfgeist wollte ich aus ihm herauskitzeln. ,,Genau das wollte ich hören, aber wie wäre es, wenn wir jetzt erstmal etwas essen, vielleicht hier sogar übernachten und uns dann morgen eine Lösung überlegen? Ich glaube, das heute waren schon ziemlich viele Informationen und Emotionen für einen Tag", schlug ich nun vor, woraufhin Louis sofort zustimmte und den Plan damit besiegelte. Morgen würden wir hoffentlich eine Lösung haben und die dann auch schon bald in die Tat umsetzen.

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Ist es nicht schön, wenn es mit Larry wieder aufwärts geht? Wollen wir hoffen, dass es dieses Mal nicht wieder bergab geht. Was meint ihr, wird Larry eine Lösung finden? ._.
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt