41 - entrustment

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Die Wochen bis zum zwanzigsten Oktober waren Balsam für meine Seele. Innerhalb der Woche arbeitete ich wie geplant in der Bäckerei und erhielt viel Ablenkung. Am ersten Wochenende wieder in London kam Brendan bei Liam, Niall und mir zu Besuch und das zweite Wochenende kam ich ihn besuchen und wir schauten gemeinsam X-Factor, sahen die Six Chair Challenge und die Runde der Judges Houses, alles sah dort so viel unbeschwerter und leichter aus, als es gewesen war. Wenn man einmal dabei war, konnte man mehr als nur gut nachempfinden welchen Stress man hatte und unter welchem großen Druck man stand. Wie Louis mir gesagt hatte, wurde es wirklich so dargestellt, als würden wir uns alle super mit ihm verstehen, man konnte nicht einmal ansatzweise erahnen, was hinter den Kulissen geschah. Doch nun waren die finalen sechzehn bekannt, ich war einer von ihnen und gefühlt kannte ganz England meinen Namen, der Erfolg im Internet stieg und ich wusste noch nicht, ob ich das eher gut oder beängstigend finden sollte.

Dafür war für uns immer noch was neues dabei, die Sendung zu gucken, schließlich hatten wir nicht gewusst wie die Gruppen der Mädchen, der Bands und der Overs sich geschlagen hatten, wer weitergekommen war und das erfuhren wir nun auch. Die Mädchen waren mit Simon Cowell in Malibu gewesen, beim Vorsingen hatte er eine ganze Menge Gastjuroren eingeladen, es wirkte fast wie eine große Party und sollte den Mädchen wohl einige Türen öffnen. Sowohl die Gruppen, als auch die Overs waren mit ihren Mentoren Robbie und Ayda nach Beverly Hills in deren Haus gereist. Der Gastjuror von Robbie Williams war David Walliams und Ayda Field hatte wie Louis zwei Gastjuroren gehabt, hier handelte es sich um Adam Lambert und Leona Lewis.

Es war spannend zu sehen, nach welch unterschiedlichen Kriterien bewertet wurde und auch als Nile, Zayn und Louis sich über uns beraten hatten, erfuhr man noch einmal ein paar neue Dinge, die man vorher gar nicht wahrgenommen hatte. So wie Louis meinen Namen aussprach fühlte es sich fremd an, ganz weit weg und doch schien er manchmal rote Wangen zu bekommen, wenn Nile oder Zayn mich lobten und weiter schicken wollten. Als ich am zweiten Wochenende Brendan alleine besuchte, tat ich auch etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. Am Samstag nach der zweiten Folge der Judges Houses saßen wir noch so schön bei ihm auf dem Sofa, redeten über alles mögliche, wir verstanden uns so gut, was mich schlussendlich dazu führte, ihm vollstes Vertrauen entgegen zu bringen. Ich konnte es in seiner Nähe nicht länger für mich behalten.

Ich erzählte ihm die Geschichte von Louis und mir, von Anfang an, jedes noch so kleine Detail. Ich ließ auch meine Gefühle nicht aus, die eine Zeit lang mit im Spiel gewesen waren und Brendan hörte zu. Es tat so gut, sich einfach alles noch einmal von der Seele zu reden, mit jemanden zu sprechen, der Louis nicht so persönlich kannte, wie Liam, Niall oder Zayn es taten. Brendan hatte dadurch noch einmal eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge und konnte nicht fassen, was da alles hinter seinem Rücken zwischen Louis und mir gelaufen war, von dem weder er, noch irgendwer anderes etwas mitbekommen hatte. Irgendwann während ich erzählte, fing ich vor lauter Verzweiflung an zu weinen, als ich realisierte, wie verzwickt die Lage eigentlich war und das Zayn in Los Angeles mit Louis auch noch nichts erreicht hatte, gab mir nicht gerade ein beruhigendes Gefühl.

Doch Brendan hatte nichts gesagt, er hatte mich nur in den Arm genommen und festgehalten, bis ich mich beruhigt hatte. Dann war er aufgestanden, hatte uns beiden eine Tasse Tee gemacht, sich danach wieder zu mir gesetzt und mir weiter zugehört. Ich weiß noch, wie er zu Beginn ganz aus dem Häuschen war, Louis zu treffen und ihn kennenzulernen und ich hätte niemals gedacht, so jemandem, der so von Louis schwärmte, die Hälfte meines Lebens anzuvertrauen. Doch mit Brendan war das irgendwie anders, es ging nicht um den berühmten Louis, wir befanden uns auf einer ganz anderen Ebene, wo Louis, ein ganz normaler Junge seinem besten Freund das Herz gebrochen hatte und das gleich mehrmals.

Da ich bei Brendan übernachtete, rätselten wir die halbe Nacht, welche Gründe es für Louis Verhalten gab. Was damals los war, warum er sich nicht mehr gemeldet hatte und warum er mich auch jetzt immer von sich stieß, um mich zu beschützen, obwohl ich mich doch immer in seiner Nähe am sichersten gefühlt hatte. Doch am Ende kamen wir, wie ich es mir schon fast gedacht hatte, auf keine sinnvolle, logische Erklärung und je näher das Wiedersehen mit Louis rückte, umso mehr steigerte sich das Verlangen nach einem klärenden Gespräch in mir, komme was da wolle. Und Brendan versprach mir seine volle Unterstützung, was praktisch war, da wir gemeinsam im X-Factor Haus wohnen würden, aber ich hatte definitiv auch vor, Liam und Niall mal einzuladen, denn obwohl wir uns während der Live Shows alle in London aufhalten würden, ich wollte nicht, dass sie sich so weit weg anfühlten, wie das auf Ibiza der Fall gewesen war. Und vielleicht hatten sie ja auch noch ein paar Worte, die sie Louis mitteilen wollten.

Am Montag vor dem zwanzigsten Oktober wurde ich vom Sender angerufen und erhielt Informationen zu dem Verlauf der Live Shows. Am Mittwoch, den siebzehnten Oktober sollten sich alle Kandidaten beim X-Factor Haus einfinden und sich bereit machen, dort für die nächsten Wochen einzuziehen, je nachdem, wie weit man kommen würde. Das damit der Stress wieder losging und üben, üben, üben angesagt war, war uns allen schmerzlich bewusst, aber das war das Opfer welches wir auf uns nahmen, um unseren Traum zu erfüllen. Deshalb nutzte ich Montag und Dienstag auch jede freie Minute, um diese Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Zayn hatte sich gemeldet und noch einmal versichert, dass er am zwanzigsten Oktober definitiv in der Wembley Arena sitzen würde und je nachdem ob Niall und Liam am nächsten Morgen arbeiten müssten, würden sie die nächsten Wochenenden auch da sein oder nicht. Durch mich konnten sie auf jeden Fall jederzeit kostenlos dazukommen.

Mittwochmorgen halfen mir die beiden, meinen Koffer zu packen. Zum Glück musste ich diesmal keine Bühnenoutfits zusammenstellen, wie das im Judges House der Fall war. Am Telefon wurde stark betont, das extra engagierte Mitarbeiter sich um unser Styling kümmern würden. Wie viel ich einpacken sollte, wusste ich trotzdem nicht, ich könnte dieses Wochenende schon von den Zuschauern rausgewählt werden und dann war es das. Niall und Liam dachten aber, anders als ich, optimistisch und packten den Koffer randvoll mit Klamotten, gemütliche Pullis, Jogginghosen, Jeans, alles was dazu gehört. Als ich mitreden wollte, wurde mir das Wort abgeschnitten, weshalb ich es lieber einfach geschehen ließ.

Das erinnerte mich an die Situation damals, als Louis ins Bootcamp gefahren war, ich hatte ihm auch beim Koffer packen geholfen und ihm meinen Lieblingspulli mitgegeben, den er, wie ich es mit meinen eigenen Augen gesehen hatte, immernoch besaß. Vielleicht sollte ich Louis einfach einmal ins kalte Wasser werfen und darauf ansprechen. Er musste mir antworten und wenn er wieder weglaufen wollte, würde ich ihn festhalten. War das ein Plan oder doch eher eine idiotische Wunschvorstellung? Mir wurde jetzt schon Angst und Bange wenn ich daran dachte ihn wiederzusehen, unsere letzte wirkliche Unterhaltung, die nicht vor Kameras stattgefunden hatte, hatte auch nicht wirklich gut geendet und war nun schon wieder mehrere Wochen her.

Ich vermisste ihn, ich vermisste das was wir mal waren und sowohl der Schritt in Richtung Louis vergessen, als auch der Schritt in Richtung Erklärung von Louis war hart, schwer und beinahe unerreichbar. Doch einen Schritt musste ich früher oder später gehen, einen allein oder einen mit Louis gemeinsam, es wird auf ihn ankommen, aber früher oder später musste ich mich entscheiden. Ich hab ihm gesagt, dass ich das alles nicht sieben weitere Jahre mitmache, also musste ich mein Wort auch halten, so viel war klar. Doch bis dahin war noch einiges zu tun, beginnend mit dem Einzug ins X-Factor Haus. Liam und Niall begleiteten mich bis dahin, konnten aber leider nicht mehr mit hinein kommen, die Besprechungen in Kürze waren Verschlusssache. Immerhin sah ich Brendan, Anthony und Dalton wieder, aber es war auch schön die anderen Kandidaten mal wiederzusehen und nun mit ihnen unter einem Dach zu leben. Es war sicher eine Erfahrung wert und ich konnte den offiziellen Start des Abenteuers am zwanzigsten Oktober kaum abwarten.

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Nun ist Brendan auch vollkommen im Bild, ob das Harry helfen wird?
Wollen wir mal sehen, wie die Live Shows und das Leben im X-Factor Haus sich für Harry gestaltet🌝
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt