118 - one to one

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Der nächste Tag war ziemlich anstrengend und genau das Gegenteil von abwechslungsreich. Ich konnte ihn in drei Worten zusammenfassen, nämlich üben, üben, üben. Dadurch, dass ich am Dienstag nicht da gewesen war, waren mir die anderen schon wieder einen Schritt voraus, doch als die Gesangslehrer kamen und wir in den Einzelunterricht übergingen, konnte ich Megan genau sagen, welche zwei Lieder ich am Samstag singen wollte und welches ich am Sonntag singen wollte, sollte ich Samstag nicht schon rausfliegen. Dies schien Megan ziemlich zu erleichtern, wie sie mir danach auch anvertraute. Sie hatte die ganze Zeit Angst gehabt, dass ich nicht wissen würde, welche Songs ich nehmen sollte, aber ich erklärte ihr, da das Motto der Live Show diesmal so viel Platz zur freien Gestaltung übrig ließ, war es mir unheimlich leicht gefallen.

So übten wir die ganze Zeit, erst ging sie mit mir die Texte von meinen zwei eigenen Songs durch, ich erklärte ihr die Melodie und sang ihr vor, wie ich mir die Betonung vorgestellt hatte und danach widmeten wir uns noch dem ABBA Song. Gestern in einer ruhigen Minute hatte ich Björn noch dazu befragen können, welche Tipps er mir für das Lied geben könnte, was ihm beim Singen des Liedes immer wichtig gewesen war. Dieses Wissen erzählte ich nun Megan, die sich all das aufschrieb und dann gleich damit begann, damit zu arbeiten. Mit ihr zu musizieren machte unheimlich viel Spaß, uns beiden kam es besonders auf die selben Punkte an, wir standen uns nicht in der Quere, sondern arbeiteten gemeinsam an den Problemstellen und perfektionierten so alles. Ich freute mich schon richtig auf Freitag und die nächste Gesangsstunde, hatte da aber auch noch nicht damit gerechnet, das mich noch eine viel größere Überraschung erwarten würde.

Zusammen mit den Gesangslehrern stiefelten an diesem Tag nämlich auch Robbie, Ayda und Louis ins Haus, um ihren Pflichten als Mentor nachzugehen. Das Simon dem einzigen verbliebenen Mädchen in seinem Team keinen Beistand leistete, überraschte uns alle nicht. Zur Begrüßung lächelte Louis mir nur kurz unscheinbar zu, wir beide wussten, dass wir mit Sicherheit von irgendwem beobachtet wurden. Die Kameras waren heute nicht dabei, aber sie würden niemals Louis und mich so nahe aneinander lassen, ohne uns unter Beobachtung zu lassen. Simon wartete sicher schließlich nur darauf, Louis irgendwelche Aktivitäten mit mir nachweisen zu können, nur um ihm ein Kind anzuhängen und Louis Willen damit vollständig zu brechen.

So positiv wie Louis aber ins X-Factor Haus kam, so wie er strahlte und ab und an zu mir herüber sah, glaubte ich, das er schon einen Plan hatte, wie wir miteinander reden könnten. Das wurde auch bitter nötig, wegen der Befreiungssache aus den Verträgen hatten wir schließlich viel zu klären und das ging nicht einfach alles von heute auf morgen über die Bühne auch wenn ich es mir wünschen würde. Während Robbie zu Acacia & Aaliyah und Ayda zu Danny Tetley ging, sammelten Dalton, Brendan und ich uns mit unseren Gesangslehrern in Gruppenraum, wo nun auch Louis dazu stieß.

,,Halbfinale, meine Lieben, wie fühlt ihr euch?", fragte er, sobald er den Raum betrat und lächelte in die Runde. ,,Aufgeregt", antwortete Dalton für uns alle, woraufhin der Wuschelkopf verständnisvoll nickte. ,,Das kann ich mir vorstellen, aber ihr seid nicht umsonst so weit gekommen. Ihr seid soweit gekommen, weil ihr Talent habt, weil ihr Durchhaltevermögen und Ehrgeiz bewiesen und euch von dem Druck nicht unterkriegen lassen habt. Ihr seid tapfer und stark und verdient euren Platz hier", während Louis sprach, sah er mir direkt in die Augen, sodass ich mich unweigerlich ganz besonders angesprochen fühlte und meine Gefühle wussten damit noch nicht ganz umzugehen. ,,Ich möchte mit jedem von euch noch einmal unter vier Augen sprechen, um sicherzugehen, warum genau ihr jetzt hier teilnehmt und was eure weiteren Ziele im Leben sind und wie ich euch da vielleicht unterstützen kann. Brendan, fangen wir mit dir an, komm. Und ihr könnt euch ja schon einmal warm singen."

Louis verließ mit Brendan im Schlepptau den Raum und ich konnte fast nicht fassen, wie genial der Plan von Louis war, da konnte absolut nichts schief gehen und uns konnte nichts nachgesagt werden, denn Louis ging damit nur seinen Pflichten als Mentor nach. Nach einer knappen Viertelstunde kam Louis mit Brendan zurück und schnappte sich nun Dalton. Ich war es schon gewohnt der letzte zu sein, aber das störte mich nicht. Louis tat das sicher nur, damit wir mehr Zeit zusammen haben würden und er nicht den Druck im Nacken haben würde, noch mit den anderen zu reden. Als Louis dann wieder mit Dalton zurück kam, stand ich auf, versuchte mir nichts anmerken zu lassen und folgte Louis in das Zimmer, in welchem Brendan, Dalton und ich schliefen.

Kaum fiel die Tür ins Schloss, drehte Louis sich zu mir um und umarmte mich. Mein Herz machte einen Hüpfer und sofort erwiderte ich die Umarmung, es fühlte sich gut an zu fühlen, das er tatsächlich da war. ,,Es ist schön dich zu sehen", murmelte ich leise und genoss die positive Aura, die nun uns beide umgab. ,,Harry, ich muss mit dir noch über etwas reden, dir etwas sagen, was ich mich weder am Montag noch am Dienstag getraut habe." ,,Was gibt es denn?", nun trat doch die Nervosität in meinen Körper zurück, vor allem weil Louis so aussah, als hätte er ziemlich Angst. ,,Ich habe dich in einer Sache angelogen", gestand Louis. ,,Was? Wir wollten uns doch nicht mehr anlügen. Louis bitte, soll die ganze Scheiße wieder von vorne losgehen?", zischte ich und ließ Louis zusammenzucken, der mich in diesem Moment an einen kleinen Welpen erinnerte.

,,Ich weiß, aber deshalb bin ich jetzt hier. Wir haben gesagt, keine Geheimnisse mehr, ich habe darüber gestern ausführlich nachgedacht und wenn ich von deinen Gefühlen weiß, möchte ich dir auch meine nicht länger verschweigen." Verwundert sah ich Louis an, ich wusste nicht ganz genau, worauf er hinauswollte, aber ich war gespannt zu sehen, wo er das Gespräch hinführen würde. ,,Okay, das finde ich gut. Aber du hast mich in keiner Sache wegen der Vergangenheit angelogen?", fragte ich, nur um sicherzugehen. ,,Nein, da habe ich dich nicht angelogen, da entspricht alles der Wahrheit", beteuerte Louis. Erleichtert atmete ich aus und bat ihn, weiterzusprechen.

,,Naja, ich habe dir ja gestanden, dass ich damals in dich verliebt gewesen war, ich weiß nur leider nicht ganz genau, ob diese Gefühle wirklich der Vergangenheit angehören. Ich weiß was du für mich empfindest und ich möchte dir sicherlich keine falschen Hoffnungen machen, weil ich weiß, wie schmerzhaft das ist. Ich möchte aber trotzdem, dass du davon weißt. Ich weiß, ich habe gesagt, dass ich nicht mehr genau weiß, was Liebe ist und das weiß ich auch nicht, so verkorkst das klingt, ich muss das alles erst noch einmal neu erlernen müssen, aber als wir uns geküsst haben, als du jetzt wieder bei mir übernachtet hast und wir gekuschelt haben, irgendwas hat das in mir ausgelöst, irgendwas von damals ist wieder aufgewacht, nachdem es lange Zeit geschlummert hat.

In mir herrscht momentan ein ziemliches Gefühlschaos, der Versuch aus den Verträgen rauszukommen, die Freundschaft mit dir, eventuelle Gefühle, das wächst mir alles über den Kopf, aber ich hatte gehofft, wenn wir es schaffen aus den Verträgen rauszukommen, wenn wir beide frei sind, ob wir uns dann noch einmal wieder richtig kennenlernen können, mit allen positiven und negativen Facetten? Vielleicht kannst du mir dann sogar beibringen, was Liebe ist, aber wenn es okay ist, fände ich bis dahin eine einfache Freundschaft ganz schön, um wenigstens das zwischen uns so unkompliziert wie möglich zu machen. Ich wollte das einfach mal loswerden", Louis atmete nach seiner langen Rede tief durch und brachte mich einfach nur zum Lächeln.

Das in seinem Inneren tatsächlich Gefühle für mich sein könnten, ließ mich sprachlos werden, ich hatte zwar auf so etwas gehofft, aber wirklich nicht damit gerechnet. Und auch wenn Louis sich noch nicht ganz sicher war, wie er seine Gefühle deuten sollte, es bedeutete mir dennoch viel, das er so ehrlich zu mir war. Bevor ich überhaupt irgendwas darauf antworten konnte, schloss ich Louis noch einmal in meine Arme, ließ mir durch seine Nähe Kraft spenden. ,,Danke, dass du so ehrlich zu mir bist. Ich kann verstehen, weshalb du so durcheinander bist, du hast wegen dem Thema Liebe schließlich so einiges durchgemacht und wenn du dich momentan mit der Freundschaft wohler fühlst, dann ist das so. Ich finde es auch eher wichtig, aus dir erst einmal wieder einen freien Menschen zu machen und dann können wir gerne weitersehen." ,,Danke Harry, du bist toll", Louis wollte mich ein weiteres Mal umarmen, als plötzlich die Tür aufging und wir auseinander schreckten. ,,Na sieh mal einer an."

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Da ist Louis sich um seiner Gefühle für Harry also doch nicht ganz so sicher, ist also noch alles offen für Harry? Und wer unterbricht die beiden da bloß? :(
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt