Better to feel and know you're alive

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Betrübt kauere ich auf den Stufen zu unserem Strandhaus und habe meine Beine umarmt, während die Sterne atemberaubend über mir strahlen. Doch wirklich aufmerksam kann ich sie nicht beobachten, da meine Gedanken sich permanent um Elena drehen.
Zu allem Überfluss hat Bram sie uns vorgestellt, auch wenn eher widerwillig. Was ich genauso zum ersten Mal von ihr erfahren habe ist, dass sie nicht nur die Tochter eines Multimillionärs ist, sondern BWL studiert. Auch ihre Schönheit ist mir dann erst klar geworden, was meine Ängste nur gesteiegert hatte, auch wenn ihr spitzes Gesicht zu keiner Zeit ein Lächeln offenbart hatte. Sie hat uns angesehen, als wären wir Luft und wirkte viel zu seriös. Die einzigen Worte, die ihre ruhige Stimme ausgelassen hatte, waren, dass sie nicht der Mensch für Partys, wie dieser ist, und nur wegen ihrem Vater hier ist. Eine Beleidigung gegen Lennard, den ihre Gleichgültigkeit über dieser schwer arrangierten Woche nicht kaltgelassen hatte.
Ein Grund, wieso er sich darauf einfach abgewendet und Maddy mit sich gezerrt hatte, bevor diese noch explodierte.
Und weil ich nicht alleine mit den beiden bleiben wollte, als auch nicht länger Brams verletzten Blick ertragen konnte, bin ich hier her. "Bringe sie ruhig zu ihrem Zimmer." meinte ich sogar mit einem Lächeln, dass sich sehr befremdlich angefühlt hatte. Bram war nicht zufrieden, aber wir beide wussten, dass wir nicht anders konnten. Elena schien die Sache wirklich ernst zu nehmen und es würde mich nicht Wundern, dass sie nichts für ihn empfindet, aber früher oder später könnte es dennoch passieren. Und das bereitet mir Panik.

Bevor die Tränen fallen können, die mir meine Gedanken in die Augen treiben, bedecke ich mein Gesicht und krümme mich noch mehr zusammen. Ich weiß nicht, wie ich mit all dem umgehen soll.

Ich versuche mich von dem schirpen der Insekten der Nacht, als auch den wenigen exotischen Vögeln auf der Insel beruhigen zu lassen, aber dabei kommt mir noch ein leises Zischen entgegen. "Scheiße."

Mit heißen Augen hebe ich den Kopf und sehe, wie Bram unter den Palmen hervorkommt und mich angespannt mustert. Anscheinend hat er Elena schnell zurück begleitet.
"Komm her." raunt er leise, als er sich vor mich hinkniet.
Ohne zu überlegen richte ich mich auf, um mich von seinen Armen umringen zu lassen, doch das wohlige Gefühl an seiner Brust gibt mir den Rest und ich kann mir das Schluchzen nicht verkneifen. Sofort fängt er an mir über die Haare zu streichen. "Es tut mir Leid, Baby. Es tut mir so Leid." haucht er leise und verteilt mir Küsse auf Haare und Stirn. "Ich wollte nicht, dass du das siehst."
Dann quake ich unter Tränen etwas, dass mir rein automatisch über die Lippen fährt. "Es ist, okay." Aber im nächsten Moment breitet sich ein beengendes Gefühl in mir aus, dass besagt, dass ich es gar nicht so meine.
"Ist es nicht." raunt er kaputt und hört nicht auf mich zu streicheln. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ein anderen Idiot dich so behandeln sehen würde. Ich wäre außer mir. Also ist es alles, aber nicht okay. Und ich will das selbst nicht."
Ich kann seine Worte nicht wirklich zu mir durchdringen lassen. "Ich weiß." quake ich nur und reibe mein Gesicht tiefer in sein schwarzes Shirt.
"Es ist verständlich, dass du so reagierst. Aber ich will das nicht. Lass uns den anderen Weg gehen. Lass es uns abbrechen."
Zusammenzuckend sehe ich mit großen Augen zu ihm, während mein Kinn nicht aufhört zu wackeln. "Nein. Das wäre nicht gut. Ich packe das."

Gekränkt sieht er auf mich hinab. Warm legt sich seine Hand um meine Wange, um seinen Daumen meine Tränen wegstreichen zu lassen. Dann küssen mich seine Lippen sachte auf die Nasenspitze. "Du bist eine starke Person, Willow." flüstert er. Seine Augen strahlen Besorgnis, als auch Hochachtung aus. "Und es tut mir Leid, dass du das etragen musst."
"Das muss es dir nicht." flüstere ich nun auch, weil mich jegliche Kraft verlassen hat und ich nur den Kopf träge an ihn lehnen kann, während ich in das dunkle Gebüsch um uns blicken kann.
"Doch. Ich an deiner Stelle hätte jeden umgebracht, der nur einen Finger auf dich legt. Ich könnte damit nicht zurechtkommen und hätte es sofort beendet, auch wenn du mit einem sicherlich glücklicher werden würdest."
Kraftlos lege ich meine Hand auf seine Brust und versuche zu ihm hochzuschielen. "Das stimmt nicht. Du bist der einzige für mich." krächze ich leise.
Dabei kommt mir plötzlich Hunters verletztes Gesicht auf und wie es langsam wieder verschwindet. Und mit ihm verschwindet ein altes lastendes Gefühl, dass ich über die Jahre verspürt habe und ich atme tief durch. So tief und befreiend, wie ich es schon lange nicht mehr getan habe. Als würde ich vollkommenen Frieden mit mir selbst finden und nur noch Platz für Bram in mir lassen.

Vorsichtig ergreift er mein Kinn und hebt es an, um mir einen behutsamen, aber tiefen Kuss auf die Lippen zu geben, der so intim ist, dass ich erschaudere. Als wir uns lösen und unsere Gesichter nur wenige Milimeter voreinander stehen, betrachte ich seine kantigen Gesichtszüge im schwachen Mondschein. Niemals hätte ich gedacht hier mit ihm zu landen. Und etwas in mir windet sich widerstrebig, aber all die Gefühle, die ich für ihn habe überdecken es hartnäckig. Er ist der Einzige, der mich noch beisamen halten kann. "Ich liebe dich. Vergiss das niemals." raunt er mit so viel Aufrichtigkeit, dass mein Herz schneller schlägt.

Schwach lächelnd, lasse ich mich von ihm hochheben und umklammer ihn kräftig aus Angst ihn zu verlieren. Vorsichtig schließt er die Tür auf, um mich darauf im dunklen Schlafzimmer vor dem Bett abzustellen. Ich erkenne nur seine schwarze Silhouette, während ich mich wieder ruhig verhalte. Niemand anderes, außer Bram, kann mich so entspannt fühlen lassen.
In der Dunkelheit höre ich nur sein langes Ausatmen, bevor sich seine Lippen unerwartet auf meine Stirn legen. Doch es lässt mich so wohlig fühlen, dass ich die Augen schließe und ihn einfach machen lasse.
Als hätten wir alle Zeit der Welt entkleidet er mich, um mir auf jeden Part meines Körpers einen Kuss zu platzieren, als würde er somit meine unsichtbaren Wunden heilen wollen.
Er geht so behutsam mit mir um, dass meine Gedanken sich wie in einer weichen Wolke anfühlen und sich nur auf den Gedanken fixieren, dass wir wieder unter uns sind.
Ich gehöre ihm und in dieser Nacht zeigt er mir auch genau, dass er mir gehört. Mit den stummen Liebkosungen macht er mir klar, dass ich mir keine Gedanken machen brauche und nichts uns trennen würde. Und ich glaube ihm. Ich glaube ihm wirklich.


I'll get youWhere stories live. Discover now