Sehr bald

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Bram pov.

Meine Fingerkuppen prickeln, als sie Willow durch den dünnen hellblauen Stoff hindurch berühren. Die leichte Wärme, die von ihr ausegeht, reicht aus, um mich vom eigentlichen abzulenken.
Wie gerne ich nochmal über ihren Rücken streichen wollen würde. Sie an mich drücken. Einfach alles mit ihr tun.
Sie ist deutlich überfordert mit der Situation und weiß nicht, wohin ich sie führe, als wir die Treppe hinunter nehmen. Jedoch sieht sie gleich darauf den großen Glastisch zwischen Wohnzimmercouch und Küche stehen und stockt im nächsten Moment, als sie sieht, dass er vollends bedeckt ist. Ich habe dafür gesorgt, dass auch nichts fehlt. Kerzen, Orangensaft, Omlette, eine Großauswahl an Brötchen und ein sommerlicher Blumenstrauß in der Mitte. Das volle Programm, dass sie sich mal gewünscht hatte und ich tief im inneren auch immer mit ihr machen wollte.
Man sieht, dass es Willow schockiert, aber während ich sie beim anstarren des Tisches beobachte, erkenne ich deutlich den überraschten Funken in ihren Augen. Es veranlässt mich, tief in mich hinein zu grinsen.

Wieder übe ich einen sachten Druck auf ihr Kreuz aus, damit sie weiter geht und setze sie darauf am einen Tischende ab, dass einen genauso guten Ausblick auf Manhatten seitlich von uns freigibt, wie auf der anderen Spitze, an die ich mich setze.
Ich erlebe mit, wie Willow für einen Moment nicht weiß, ob sie sich auf den Tisch oder auf den atemberaubenden Ausblick konzentrieren sollte, das die bodenlangen Fenster freigeben. Es ist schon fast zu süß. Ich habe in der Zeit, wo ich ihr aus dem Weg gegangen bin, es vermisst sie anzusehen.
"Ich hoffe, das hier ist genau die Art von Frühstück, die du immer haben wolltest." Sie sieht mich sofort ertappt an und wird sogar ein Stücken rot um die Wangen. Scheiße. "Natürlich kann ich es auch besser machen, aber den Umständen entsprechend, müssen wir uns vorerst hiermit zufrieden geben."
Einen Moment verzieht sie die Brauen ungläubig, doch wirkt dann, als würde sie etwas verstehen. Tatsache. Etwas rattert plötzlich in ihrem Kopf. Aus dem Nichts erscheint ein sanftes Lächeln. "Es ist super, so, wie es ist."

Getroffen erlischt mein eigenes Lächeln und ich muss zugeben, dass mich ihr augenblicklicher Rollenwechsel innerlich heiß macht. Aber im Grunde, hat sie sich mir soeben damit verraten. Das Spiel kann also beginnen.
"Worauf warten wir noch. Guten Appetit." versuche ich ein Lächeln hervorzubringen, während ich die Servierte vom Ringhalter befreie. Sie zögert, doch fängt kurz darauf an, nach den verschiedensten Dingen zu greifen. Die Stille des Beisammenseins ist darauf wie Musik in meinen Ohren. Es ist fast so, wie ich es schon lange wollte. Ein ganz normaler Morgen mit meiner Willow.

Manchmal lasse ich den Blick zu ihr huschen, doch sie scheint nichts davon zu bemerken. Sie sieht ein wenig erschöpft aus und hat leichte Ringe unter den Augen bekommen, seit dem letzten Mal, wo ich sie gesehen habe. Und doch löst sie in mir die übliche Reaktion aus, die ich oft schwer kontrollieren kann. Die Art, wie ihre langen Wimpern sich über ihre Wangen legen und doch das neugierige Strahlen in ihren Augen nicht verdeckt, ist göttlich. Und wie leicht aufgeplustert ihre so schon vollen Lippen vom heißen Kaffee werden, macht mich verrückt.
Kurz verkrampft sich meine linke Hand, die auf meinem Knie ruht, doch ich behalte die Kontrolle. Ich werde noch genug Gelegenheiten haben, mich auf sie zu stürzen, auch wenn ich es jetzt zu gerne tun würde.

Ich kläre den Kloß aus meinem Hals und greife nach meinem Kaffee. "Und? Wie schmeckts?"
Man sieht ihr an, dass sie sich bei meiner Stimme versteift. "Sehr gut." meint sie zurückhaltend.
"Würdest du es öfters so haben wollen?" Sie weicht meinem immer noch Blick aus.

Es ist ein Schulterzucken mit dem sie mich zufrieden stellen möchte, doch ich will es aus ihrem Mund hören. "Sag es. Sei ehrlich." Mit leicht vergrößerten Augen sieht sie zu meiner kalten Stimme auf.
"Ja, gerne." sagt sie darauf sehr leise. Das ist wieder nicht Willow.
Angepisst, merke ich, wie eine Ader an meinem Hals zuckt, doch versuche es zu überspielen. Ich will den Fortschritt keines Wegs zerstören. "Dann werde ich versuchen sowas hier und da zu arrangieren." meine ich gepresst und greife nach meinem belegten Brötchen, "Wenn du dich benimmst, heißt das." Mein Brummen löst etwas in ihr aus, doch ich kann ihre gesamte Reaktion nicht aus dem Augenwinkel erkennen. Ich habe genug gesehen.


Willow pov.

Sobald ich wieder in meinem Zimmer bin, ist die Stille zwar nicht mehr so schlimm - jetzt, wo ich weiß, dass ich einen guten Weg mit Bram gehe - , aber meine Langeweile meldet sich sofort. Hier kann man nichts tun.

Es verursacht, dass ich mein nächstes Verhalten gut plane, sobald er wieder hier sein sollte. Beim Essen war es meiner Meinung nach ein guter Anfang, auch wenn er manchmal so angespannt wirkte, dass ich Angst hatte, er würde gleich wieder etwas anstellen, dass mich tief in den Abgrund schicken würde.
Seufzend lasse ich mich auf das Bett fallen und überblicke den Raum, der sich wie eine  Gefängniszelle anfühlt. Ich werde hier noch raus kommen. Sogar sehr bald, wenn Bram sich auf mein Spiel einlässt.

I'll get youWhere stories live. Discover now