Redroom

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Wie darum gebeten redete Hunter bis zum späten Abend mit mir, selbst wenn er dadurch seine Arbeit am Computer vernachlässigte. Und obwohl zwischendurch peinliche Pausen stattfanden, wo keiner wusste, was er sagen sollte, hatte es mich perfekt abgelenkt. Ich musste für Stunden nicht mit der Angst kämpfen, dass Spencer gleich durch die Tür bricht und mir eine Kugel in den Kopf jagt, weil Bram irgendeine Scheiße gebaut hatte.
Laut Hunter ist das jedoch nicht möglich. Das vor allem Spencer sich darum bemühen wird, dass mir nichts geschieht und ich auch dank seiner Mitsprache überhaupt bei Hunter gelandet bin.
"Wieso macht er sich überhaupt die Mühe?" hatte ich ihn darauf verwirrt gefragt, während wir gemeinsam am Tisch Tee tranken.
"Weil er weiß, wie wichtig es mir war bei dir zu sein und er mein Onkel ist."
Aschfall drückte ich den Rücken durch.
"Was ist? Wusstest du das nicht?" hatte er verwundert geäußert, nachdem er mein Gesicht beobachtete. Ich konnte lediglich den Kopf schütteln. Spencer war der Mann, der seine Familie versuchte zu unterdrücken, während er noch ein Grinsen im Gesicht behielt? Er war es, der vor Arroganz nur so triefte?
Irgendwie wollte sich das Bild von Spencer mit dem Hass auf Hunters' Onkel nicht komplett vermischen, aber zum anderen ähnelten sich einige Verhaltensmuster von Hunters Erklärungen mit denen des Mannes, der mich so grinsend in Empfang genommen hatte.
Sein Charm ist das gefährlichste an ihm, meinte Hunter damals noch und es leuchtete mir irgendwie ein.
Die wenigen Ähnlichkeiten der Beiden fielen mir auch erst dann auf.

"Und du bist sicher, dass du nichts essen willst? Ich kann wirklich losziehen und was besorgen gehen." Das Leuchten in seinen Augen ist inzwischen größer geworden, sobald er mich ansieht.
Lächelnd schüttle ich den Kopf. "Alles gut. Die Chinanudeln werden es später auch tun."
Nicht sonderlich zufrieden verzieht er den Mund, doch lässt es dabei, während seine Schultern wieder absacken.
Dann knetet er die Finger nervös und ich warte auf den Moment, indem er sich die Sache von der Seele spricht, die ihn zu beschäftigen scheint.
"Ich frage das ungern, aber wäre es...in Ordnung, wenn ich für eine gewisse Zeit an die Arbeit gehe? Am Ende bringe ich Theo noch zur Weißglut."
Immer noch sanft lächelnd lege ich den Kopf schief und hebe amüsiert die Brauen. Hunter gehörte schon immer zu denen, die eher schüchtern waren und keines Wegs unhöflich sein wollten, auch wenn sie dadurch Schaden nahmen. Er lehnte auch immer gewisse Dinge ab, aus Sorge, dass ein anderer sie mehr gebrauchen könnte als er.
"Ich kann aber auch warten, bis du schlafen gehst!" wirft er bei meiner Stille schnell ein, "An sich mag ich es mit dir zu reden." beendet er kleinlaut, was mich leise kichernd lässt.
"Alles gut. Du kannst ruhig tun, was du tun musst. Lass dich nicht von mir aufhalten."
"Ich will dich bloß nicht alleine lassen.." murmelt er, "Das ganze ist so schon schwer genug für dich."
"Hey," lege ich die Hand beruhigend auf seinen Unterarm, der auf dem Tisch ruht, "Mach dir nicht zu viele Gedanken um mich. Ich komme schon zurecht. Und bis ich schlafen gehe, wird es sicherlich noch dauern. Mein Hirn hat vieles zu verarbeiten."
Er lächelt schüchtern und strahlt eine stumme Dankbarkeit mit den Augen aus. "Wenn du möchtes..kannst du es dir auch neben mir bequem machen."
Verdutzt blinzle ich. "Wie?"
Er grinst nur. "Komm." und steht auf, bevor er meine Hand nimmt und mich in den engen Eingangsbereich zieht, indem wir nicht einemal nebeneinander stehen können. Deshalb quetscht er mich aufgreregt vor sich, direkt vor die Tür, die ich bisher nie offen gesehen habe.
"Ich kann zwar am Laptop arbeiten, aber hier ist es viel einfacher." meint er noch dicht hinter mir und greift an meiner Seite vorbei zur Türklinke, um die Tür aufschwenken zu lassen.
Zuerst erkenne ich nur Schemen, als er auch schon meine Schulter streift, um den Lichtschalter zu betätigen der den Raum erhellt.

Erstaunt heben sich meine Brauen und auch Hunter kann es sich scheinbar nicht verkneifen sich grinsend vorzubeugen, um selbst einen Blick in den Raum zu werfen, als wäre es ihm ebenso neu.
Der kleine Raum wird von drei Schreibtischen gefüllt, die jeder einen Rechner besitzen. Der eine mit zwei Monitoren und die anderen mit sogar drei.
"Was.." fange ich an, doch weiß nicht so recht, was ich sagen soll.
Dennoch spricht er weiter. "Das ist mein Hauptarbeitsplatz könnte man sagen." hängt ein gewisser Stolz in seiner Stimme mit und sein Atem streift dabei meinen Nacken, "Hier verkrieche ich mich normalerweise tagelang und habe auch einen besseren Überblick über alles."
"Aber...Aber wozu brauchst du so viele Monitore?" frage ich entgeistert und stehe immer noch im Türrahmen.
Seine Hand legt sich auf meine rechte Schulter, während sich seine Hitze auf meinem Rücken verteilt. "Naja, wenn es einen Auftrag gibt, muss ich zu mehreren Dingen gleichzeitig Zugriff haben zum Beispiel. Dann haben einige verschiedene Funktionen, weil sie bei bestimmten Dingen auseinander gehalten werden müssen, um anderen das Tracking zu erschweren. Und so weiter und so fort." wedelt er mit der freien Hand.

I'll get youWhere stories live. Discover now