Fragen

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Mit einem unwohlen Gefühl öffnen sich meine Augen. Ich habe schrecklich geschlafen. Wenn überhaupt. "Nur außerhalb des Gebäudes, Genau. Und wann kann die Anlage ersetzt werden?"
Es ist Brams Stimme, die mich müde zur anderen Seite drehen lässt, bis ich ihn am deckenhohen Fenster stehen sehe. Die lichtundurchlässigen Gardinen sind nur einen spaltweit geöffnet, durch den er auf die Stadt sieht, während er mit jemanden telephoniert. "In Ordnung. Ich werde da sein, um sie alle in Empfang zu nehmen. Danke." Die Muskeln um seine nackten Schultern zucken, sobald er auflegt, doch blickt noch weiterhin hinaus, als wäre er in Gedanken verloren. Die Schultern, die so viel tragen. Doch ich sollte mich mit meinem Mitleid zügeln. Bram ist nicht das einzige Opfer hier.
"Wer war das?" raune ich dunkel und reibe mir schläfrig das Auge.
In weichen Bewegungen dreht er sich zu mir und sein Blick ist wieder der alte. Einnehmend, stark und konzentriert.
"Die Sicherheitsfirma, die die Sicherheitsmänner um meinen Wolkenkratzer postieren wird. Sie werden heute auch eine bessere Alarmanlage installieren. Nur für alle Fälle." raunt er in dem gedimmten Licht.

Etwas wacher werdend streiche ich mir durchs Gesicht, als mir wieder klar wird, in welcher Situation wir uns eigentlich befinden. Es ist so viel passiert, dass ich mich um Jahre gealtert fühle und mit dem Gefühl, kommt auch die Sorge wieder in mir hoch. "Sie sind also immer noch hinter dir her?"
"Wahrscheinlich. Ich will nur auf Nummer sicher gehen. Deshalb werde ich in weniger als zwei Stunden mit meinem Vater zurück zum Penthouse fahren. Er weiß immer noch nicht, was los ist und soll es auch nicht. Aber alleine sollte er nicht sein."
Grummelnd setze ich mich auf und halte die Decke vor mich. "Und was ist mit mir?"
"Du bleibst mit Rufus hier, bis alles fertig ist."
"Soll er eigentlich nicht dich und deinen Dad beschützen?"
"Es ist eine Fahrt von 15 Minuten. Selbst wenn sie einen Scharfschützen engagiert haben sollten, wird mich Rufus davor nicht beschützen können." kommt er brummend zum Fußende des Betts.

Dieser Fakt lässt mich versteifen. Irgendwie ergibt nichts mehr Sinn für mich.
"Aber bis der Dienst dort ist, bleibe ich bei dir. Ich hatte auch vor, uns gleich das Frühstück hochbringen zu lassen." setzt er sich vor mich, ohne mich aus den Augen zu lassen.
Keine Worte findend sehe ich auf den beigen Bettbezug. "Hast du einen bestimmten Wunsch?" fragt er weich, doch ich schüttle stumm den Kopf, weshalb es einen Moment still bleibt.
"Willow, ich will nicht, dass du dir zu viele Gedanken um Gestern machst." fängt er an, "Sei es um die Gefahr, meinen Vater oder meine Mutter. Okay? Ich habe alles im Griff, was im Griff sein könnte."
Zum ersten Mal, wage ich es zu bezweifeln, aber sobald ich wieder in seine Augen sehe, ist das auch wieder weg. Ich sehe nur das Haselnuss-braun, dass so viele Fassetten besitzt und verliere mich in ihnen, was meinen Körper weich werden lässt. Selbst das Nicken bringe ich mühselig zustande.
Einen Moment mustert er mich noch, bevor er sich tief durchatmend abwendet. "Gehe dich ruhig duschen. Es war eine lange Nacht." meint er gedankenverloren und steht auf, um sich seinen Sachen auf dem Boden zuzuwenden, "Ich rufe solange an."

Noch beobachte ich seinen trainierten Muskeln, die im fahlen Licht verdammt gut betont werden, wie sie sich unter den Bewegungen anstrengen und merke, wie sich meine Lunge für einen Seufzer zusammenzieht.
"Wenn du mich weiter so ansiehst, nehme ich die Einladung gleich an." spricht er plötzlich auf und ich sehe erschrocken in sein Gesicht. "Heule dann nur nicht herum." grinst er und es ist dieses Grinsen, dass mich ins alte gehabe zurück wirft. Es ist alles wieder beim alten. Auch wenn es das nie wieder so genau sein wird.
Mit roten Wangen winde ich mich ertappt aus dem Bett und verstecke meinen halbnackten Körper unter der Decke, bis ich in dem cremefarbenen Bad aus Marmor stehe und einmal tief durchatme. Ich muss zu mir kommen. Bram ist derselbe und ich bin immer noch hier. Und auch wenn er alles um uns wegen einem anderen Grund sicherer macht, habe ich das Gefühl, es wird mir mein Vorgehen deutlich schwerer gestalten, sobald ich wieder Fuß in dieses Penthouse setzen werde. Ich will nicht wieder dort versauern müssen.


Sobald ich etwas wacher von der Dusche wieder ins Zimmer komme, steht ein kleiner Rollwagen beladen mit leckerem Essen vor dem Bett und es läuf La Cállin von Serhat Durmus, was mich in einen schönen Moment wirft. Zuerst bleibt mein Blick auf der einzelnen Kerze stehen, die vor sich hin flackert, bevor er zu Bram geht, der gerade jegliches Gedeck auf den kleinen Beistelltisch aufstellt. "Du hörst ihn auch?" frage ich verwundert und komme nur im Badetuch gewickelt näher zum Essen. Das ist mehr, als ich essen könnte. Also entweder, legt das Hotel es darauf an, mehr wegzuschmeißen, als nötig, oder Bram macht sich wieder solche Sorgen um mich, dass er mich mästen will.
Er sieht auf und lächelt schief zu einem vielsagenden Blick. "Durch dich, ja. Er hat schöne Songs."
Und sofort war es das auch schon mit dem schönen Moment, als mein Körper erkaltet. Ich vergesse immer wieder, dass Bram schon damals, jeglichen Schritt meinerseits beobachtet hatte.

Als ich merke, dass sein Blick meinen Körper auf und ab wandert, ziehe ich das Tuch fester um mich und mache schneller, um meine Sachen vom Boden zu heben und wieder im Bad zu verschwinden.


"Kann ich noch einen Song anmachen?" frage ich mit vollem Mund und halte die Hand nach seinem Handy ausgestreckt.
Misstrauisch sieht er mich auf dem Sessel gegenüber von meinem an, weshalb ich die Augen verdrehe. Schlau, aber unnötig Bram. Jetzt würde ich es nicht riskieren, den Notdienst anzurufen.
"Komm schon. Ich schnupper auch nicht."
Widerwillig holt er es aus seiner Hosentasche und überreicht es mir, womit ich Zugang zu den Bluetoothlautsprechern des Zimmers bekomme.
Mit einem immer fetter werdenen Grinsen achte ich nicht einmal auf das belegte Brötchen in meiner anderen Hand, das göttlich schmeckt, und klicke auf den gewünschten Song.
"Echt jetzt?" fragt mich Bram, sobald die ersten Töne hervorkommen und ich das Handy brav zurück gebe.
Ich zucke die Schultern. "Was hast du gegen Nirvana?"
Er schnaubt lächelnd und schüttelt den Kopf über mich. "Nichts. Smells Like Teen Spirit ist gerade nur ein wenig unpassend findest du nicht?" sieht er mich amüsiert an, doch ich zucke nur wieder die Schultern, während ich weiter esse. Selbst der Orangensaft ist handgepresst. Meiner Meinung nach kann man öfters in Hotels bleiben. Solange es natürlich auf Brams kosten geht. Nutze es aus. Lass dir ein Paar Cocktails schenken und habe Spaß. Ihm wird das nicht schaden, höre ich Maddys Stimme im Kopf, bevor alles darin stumm wird. Verdammt....wann fängst du nur an, nach mir zu fragen?
"Alles gut?"
Aus den Gedanken gerissen sehe ich zu Bram auf und nicke sofort lächelnd.

I'll get youWhere stories live. Discover now