Zu weich

4.2K 120 16
                                    

Und die Tür tut sich auch öffnen, während ich schon den nächsten Strauß angefangen habe. Diesmal, um jede Blüte einzelnd auszurupfen.
"Sag' mal was-" höre ich seine Stimme, die abrupt stoppt, als er sieht, was passiert ist. Giftend sehe ich ihn an, doch er ist damit beschäftigt seine zerstörten Geschenke fassungslos anzustarren. Ha, damit hat er nicht gerechnet. "Was ist in dich gefahren?" presst er hervor und spannt sich immens an, während er Fäuste bildet. "Bist du neuerdings verrückt geworden?! Seit wann liebst du es Dinge zu zerstören?"
Zwar beunruhigt mich sein Auftreten ein wenig, aber versuche gefasst zu bleiben. Aus trotz werfe ich eine Rose direkt vor seine Füße und merke, wie mein Griff um die verbliebenen fest wird, ohne auf die Dornen zu achten, die sich in mein Fleisch boren. "Ich liebe es nicht, aber wenn ein gewisser Schnösel denkt, er kann sich meinen Körper erkaufen, dann hat er sich gewaltig geirrt."

Drohend tritt er an mich heran und greift mein Kinn. "Nenn' mich verdammt nochmal nicht so. Ich bin keiner!" knurrt er. Und auch wenn ich das weiß, will ich mich nicht beherrschen.
Grob entziehe ich mich aus dem Griff und starre ihn böse an. "Dann hör' auf so beschissen, wie meine Mutter zu sein und lass mich gehen."
Er schnauft mit einem sarkastischem Lächeln, doch seine Augen strahlen keines Falls. "Schätzchen, du wirst nirgendswo hingehen. Du bleibst für immer bei mir und ich werde dich behandeln, wie ich es will verstanden?"
"Du darfst mich auch nicht mit deinen behinderten Spitznamen ansprechen." zische ich und werde an den Hinterhaaren gepackt, damit ich näher an sein Gesicht gezogen werde. Es lässt meine Angst spürbar durch meinen Körper jagen, aber ich bleibe stark.
"Kannst du endlich mal die Fresse halten? Ich wiederhole mich ungern. Du gehörst mir und nur mir, also kann ich auch entscheiden, was ich mit dir anstelle."
"Ach ja? Das heißt auch, mich zu vögeln, während ich benommen bin?" frage ich schnippisch.
"Ja." antwortet er und die Art, wie selbstverständlich es für ihn zu sein scheint, lässt mich einen Moment innehalten.

Mit großen Augen starre ich ihn einen Moment an, bis mein Körper durch ihn schon anfängt zu beben und ich nach der leeren Vase auf dem Boden greife. Sie ist schwer durch das Wasser darin, weshalb ich wohl eine Sekunde zu lang brauche. Denn Bram schlägt sie mir rasant aus den Händen, bevor ich auch nur einen Tropfen ihres Inhaltes über ihn schütten kann und zerbricht genauso wie die erste beim Aufschlag.
Wirklich Zeit um schockiert darüber zu sein habe ich nicht , denn er packt mich an den Schultern und schubst mich gegen das Bett, sodass ich mit den Beinen gegen den Rand pralle und das Gleichgewicht verliere. Ich schaffe es noch sitzend aufzukommen, aber da kommt mir seine große Hand entgegengeflogen und klatscht laut auf meiner rechten Wange auf.
Der Schmerz ist schnell, aber unglaublich stechend und treibt mir Tränen in meine Augen, bevor er wie schon oft zuvor meinen Hals ergreift und mich auf den Rücken presst, um zuzudrücken. Es ist nicht stark genug, um keine Luft zu bekommen, aber es erschreckt mich trotzdem ein wenig, weshalb ich mit den Beinen um mich trete, ohne ihn zu treffen.
Umso eindringlicher beugt er sich über mich und die Augen die mich aus den wenigen Zentimetern anstarren brennen vor Zorn. "Ich bin wohl zu weich mit dir, was?" knurrt er und legt den Kopf schief, was ihn wie ein Tier aussehen lässt, dass seine um den Tod ringende Beute beobachtet. Okay, jetzt habe ich doch Angst.

Seine andere Hand kommt mir schon näher und ist kurz davor meine Haare sachte zu berühren, als er augenblicklich von mir weggezerrt wird. Instinktiv atme ich durch und setze mich schnell auf, um zu sehen, dass es Rufus war, der Bram von mir geholt hat und ihn emotionslos ansieht, während seine Hand auf der Schulter des Aufgebrachten liegt. "Ich regle das." ertönt seine Stimme, was Bram kurz stumm dastehen lässt. Mit einem letzten furiosen Blick auf mich verschwindet er dann tatsächlich aus dem Raum, doch entspannen kann ich mich nicht wirklich. Denn nun sehe ich angespannt zu Rufus und frage mich, was er vor hat.
Einen Moment entgegnet er den Blick, ohne, dass ich darin etwas lesen kann, bevor er sich abwendet und sich zu den vielen Scherben auf dem Boden hinhockt.
Lustlos schiebt er einige davon zusammen und man sieht das viele Wasser mitfließen. Er seufzt nur. "Das hat bestimmt das Parkett ruiniert."
Wieder sieht er mich kanpp an, doch erhebt sich und verschwindet auch. Die Tür wird nicht abgeschlossen, aber ich brauche einen Moment bevor im stande bin überhaupt etwas zu realisieren.
Erst mit großer Verspätung stehe ich mit sichererm Fuß auf und maschiere zur Tür, um sie zu öffnen. Diesmal scheint durch den gesamten Wohnbereich kaum Sonne. Die hellen Wolken verdecken alles und mit ihnen kommt mir auch Rufus ins Blickfeld, als ich mich an die Treppe stelle.

Wieder treffen sich unsere Blicke und er schüttelt schwach den Kopf während er die letzten Stufen erklimmt. Sachte legt sich seine Hand auf meine Schulter und dreht mich wieder zum Zimmer. "Du solltest es nicht einmal versuchen."

Da die Chance zu fliehen eh zu gering ist, lasse ich mich zurück aufs Bett fallen und beobachte, wie Rufus einen Müllbeutel ausfächert, um sich hinzuknien und jedes einzelne Glasstück vom Boden zu heben. Dabei sind es locker bis zu 300 Stück, doch mein unbegründetes schlechte Gewissen sieht ihm einfach nur zu.

I'll get youWhere stories live. Discover now