Aufregung

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Hatte Bram je eine richtige Freundin? Das ist einer der behindertsten Gedanken, die ich je hatte, während ich zu früh wach geworden bin und nun mit den Armen hinter dem Kopf im Bett liege. Dabei irgnoriere ich die Überlkeit, die dieses Zimmer in mir auslöst. Aber fragen tue ich es mich, weil Bram nie so richtig mit einem Mädel in der Uni gesehen wurde. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er schon einmal eine so kranke Aktion mit jemanden abgezogen hat. Jedenfalls hoffe ich es. Aber wenn es so wäre, könnte es sein Benehmen vielleicht erklären. Ich komme immer noch nicht dahinter, was ihn zu dem gemacht hat, das er nun ist. Es kann doch nicht nur an seinen Eltern liegen, oder?
Mit verzogenem Mund starre ich die blass beleuchtete Decke an.
Irgendwann werden mir meine Gedanken zu bunt und ich muss dem Drang widerstehen, mein Zimmer zu verlassen, also hole ich den Nintendo aus dem schwarzen Nachttisch.

Jedoch dauert es nicht lange, bis sich meine Tür unangekündigt öffnet und ich zusammenzucke, sobald eine große Gestalt hineinkommt.
Natürlich ist es Bram. Mit verwuschelten Morgenhaaren, in hellgrauer Jogginghose, die sehr tief auf ihm sitzt, Barfuß und ohne Oberteil. Mit großen Augen schaue ich zu, wie er mit dem Blick fest auf mich gerichtet zu meinem Bett kommt, auf dem ich mit umschlungener Decke sitze. Noch nie habe ich ihn in bequemer Kleidung gesehen. Und normalerweise wirkt er immer so gefasst und wach, wenn er in mein Zimmer kommt. Jetzt verhält er sich eher gedeckt und verliert kein Wort, bis er wankend am Fußende stehen bleibt. "Lass uns wohingehen." raunt seine Morgenstimme leise und verpasst mir ein Kribbeln am gesamten Körper.
Aus der Bahn geworfen starre ich ihn an. Was?
Meine Verwirrung scheint sich auf meinem Gesicht zu zeigen, den seine breiten Schultern sacken, was seine Armmuskeln aufzucken lässt, die jedem die Sprache verschlagen würde. Bram muss einfach eine Freundin gehabt haben. Ohne weiteres klettert er mit Händen und Knien auf das Bett und zu mir hinauf, was mich überrumpelt zurück lehnen lässt. "Lass uns rausfahren, Willow." sagt er und drängt mich so sehr zurück, bis ich mit verzogenem Gesicht auf den Rücken liege, sodass er sich über mich stütz und unergründlichem Blick mustert. Es scheint viel zu früh zu sein, als das Bram ordentliche Worte herausbringen kann, aber dann spricht er endlich weiter. "Ich habe die Nacht nachgedacht. Ich glaube, es würde dir doch guttun, auch mal rauszugehen. Du hattest recht." meint er weich und streicht mir eine Strähne vom Hals.

Vollkommen überrascht weiten sich meine Augen und mein Herz macht einen aufgeregten Hüpfer. "Meinst du das Ernst?" frage ich atemlos und versuche aufgeregt die Lüge in seinen Augen zu erkennen. Er kann das niemals ernst meinen. Es muss eine Falle sein.
Er lächelt matt und legt den Kopf schief, während sein Blick auf meine Lippen fällt, bevor er wieder in meine Augen sieht. "Ja, klar. Ich muss nebenbei auch den Kopf von allem klarkriegen, also wieso nicht?" Seine Finger berühren meine Wange, wie ein Atemstoß und kitzeln mich den Hals hinunter, bis sie stärker über mein Schlüsselbein streichen. "Willst du es?"

Überfordert öffnen und schließen sich meine Lippen mehrmals, bevor ich überhaupt ein Wort rausbringen kann. "Na klar. Sehr."
Er grinst. "Das habe ich nämlich erwartet." Einen Moment beobachten wir uns und ich versuche immer noch die Lüge in seinem haselnuss-braun zu finden, die aber nicht da ist. Oder überdeckt wird. Er scheint mit mir tatsächlich lockerer zu werden, was mir ein Erfolgserlebnis gibt. Ich wickle ihn wirklich um den Finger!
Meine Freude, dieses Apartment zu verlassen wächst immer weiter und erbebt meinen Körper, als sich seine Lippen plötzlich auf meine drücken. Ein weicher, aber einnehmender Kuss, den er wohl zu auskosten versucht, und ich spüre, wie alles in mir erstillt. Ich spüre nur ihn und atme tief und entspannt durch, bevor ich erwidere. Es fällt mir nun umso leichter. Kurz verliert er sich darin, bevor er sich abrupt erhebt und vom Bett steigt, um sich durch seine Haare zu gehen. "Dann mach dich gefälligst fertig. Wir brechen sofort auf." meint er nur und geht auch schon.

Perplex liege ich nun da und starre die Decke diesmal ohne jeglichen Gedanken an. Was war das?
Doch seine Forderung dringt darauf zu mir durch und ich schlage schon die Decke energiegeladen auf, um mich schnell fertig zu machen. Mit einer engen dunkelblauen Jeans und einem roten Crop Top ziehe ich weiße Chucks an und warte ungeduldig, bis er antanzt. Sogar knapp schminken tue ich mich, weil ich schlichtweg zu aufgeregt bin. Außerdem soll das rüberkommen, als würde ich mich auf ein Date vorbereiten. In Wahrheit werde ich den besten Moment abwarten, indem er locker wird, und dann renne ich so schnell ich kann. Auch wenn ich dabei ein komisches Gefühl bekomme. Ich bin schon so lange hier und habe nichts wirklich von der Außenwelt mitbekommen, dass ich mir allmählig nicht vorstellen kann, wieder ganz normal weiterzumachen.

Mit Wimpertusche und leichtem Gloss auf den Lippen, verlasse ich das Bad, wovor er geduldig gewartet hat. Er stößt sich mit den Händen in den Hosentaschen von der gegenüberliegenden Wand ab und kommt meinem Grinsen entgegen, dass tatsächlich irgendwie echt ist. Ich gehe raus! Nach all den Wochen! Oder Monaten?
"Bereit?" schnurrt er schief lächelnd und hält den Kopf sexy gesenkt.
"Aber sowas von!" platzt es aus mir und er lacht verhalten. Als sein Blick wieder auf mich fällt begutachtet er mich von oben bis unten und ich erkenne ein Aufblitzen in seinen Augen,dass mich jedoch inzwischen nicht mehr in Panik versetzt. Nein, es vertieft sogar mein Grinsen. "Wohin geht's?"

Wieder fallen seine vielsagenden Augen auf meine. "Das ist eine Überrschung."
Irgendwie gekränkt sacken meine Schultern ab, aber für ihn übertreibe ich es, indem ich übertrieben schmolle. Das lässt ihn laut und ehrlich auflachen und er tritt direkt an mich heran, sodass seine Brust meine berührt. Dann landet sein Mund wieder unerwartet auf meinen, während er die Hand an meine Wange legt und mich ausgiebig küsst. Mit kribbelnden Bauch will ich schon erwidern, aber da löst er sich auch wieder und hält direkt vor meinem Gesicht, sodass sein Atem über meine warmen Lippen fegt. "Unter einer Bedingung." raunt er leise und es dieser Satz, der all meine Erwartungen verschwinden lässt und all meine Glückshormone lahmlegt.
Als ich nichts sage, sonder nur seine gesenkten Lider anstarre, blickt er mir in die Augen. Seine Hand kommt aus seiner Hosentasche und er hält mir etwas hin. Es ist eine weiße Pille.
"Was ist damit?" frage ich tonlos und kann die Verunsicherung nicht verstecken.
Er reckt das Kinn hoch, dass sein Adamsapfel hervortritt und sieht mich ausgiebig an. "Du sollst sie schlucken."
Mit geweiteten Augen sehe ich ihn wieder an. "Was? Wieso?"
"Weil du sollst. Sonst gibt's keinen Ausflug."

Bitte was? Erschüttert sehe ich wieder auf das Ding und dann wieder zu ihm. Natürlich musste es ein Aber geben. Das gibt es immer. Wie konnte ich nur so naiv sein und glauben, er würde einfach so mit mir rausgehen. "Was macht sie?"

Er senkt wieder das Kinn und schaut mir verführerisch auf die Lippen, während seine Stimme um einiges tiefer fortfährt. "Dich nur ein wenig schläfrig machen bis wir im Auto sind. Keine Sorge, sie hält nicht lange." Sein Daumen streicht mir die Wange, während ich das Ding ehrfürchtig ansehe. Ich traue ihm nicht, andererseits wüsste ich nicht, wieso er lügen sollte.
Es vergeht noch ein Moment, indem ich nur seine Berührung und die Pille wahrnehme, bis ich einsacke. "Ok." hauche ich und spüre, wie sich alles in mir einsam zusammenzieht. Ich bin nun so weit gekommen, dass ich es nicht einfach so wegwerfen kann. So viel zu Vertrauen.
Er nimmt mich an die Hand und führt mich die Treppe hinunter, während ich jegliches Gefühl in den Beinen verloren habe. Ich sollte mir keine Sorgen machen, aber dennoch tue ich es. Ich will nicht beeinträchtig in seiner Nähe sein. Ich will bei vollkommenem Bewusstsein sein, aber bei Bram geht das wohl doch nicht immer.

In der Küche angekommen, gießt er mir ein Glas Wasser ein und reicht mir beides. Noch stehe ich einen Moment verloren da und habe die ganze Aufregung von vorhin vergessen. Aber ich muss, sage ich zu mir selbst und schlucke sie einfach und trinke das ganze Gas mit verkrümmten Gesicht aus.
Als ich wieder zu ihm sehe, grinst er zufrieden und ich bekomme einen flauen Magen. Gott, bitte, lass das nicht schiefgehen.
"Dann können wir jetzt wirklich aufbrechen." verkündet er munter und nimmt mich an der Hand, um mich zur Haustür zu ziehen.
Er greift nicht einmal nach der Klinke, als ich auch schon einen leichten Schwindel spüre. Meine Sinne fahren runter und ich nehme nicht einmal Brams Präsenz richtig wahr, während wir den goldenen Flur ntlang schlürfen, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe.

I'll get youNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ