Außerhalb

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Helles Licht strahlt angenehm auf meine Augenlider, was mich tief einatmen lässt. Jedoch fühlt sich mein Körper darauf an, als hätte er sich schon lange nicht bewegt und sobald ich mich räuspere, merke ich das saure Gefühl in meinen Muskeln, dass nicht mit dem komischen Geschmack auf meiner Zunge zu vergleichen ist.
Benommen öffnen sich meine Augen, doch sobald ich auch nur meine Umgebung richtig ansehen kann, dreht sie sich übelerregend, weshalb ich sie schnell wieder schließe und mich mit den Händen an meinen Seiten auf etwas weichem abstütze, um mich gerade hinzusetzen. Etwas drückt quer über meine Brust und dann nehme ich ein surrendes Geräusch war, dass anhält. Blinzelnd versuche ich wieder zu sehen und sitze tatsächlich in einem Auto. "Wie geht es dir?" höre ich eine sachte Stimme und sehe darauf zum Fahrer, der sich als Bram entpuppt. Jedoch verzerrt und genauso drehend, dass ich wieder die Augen schließen und den Kopf nach vorne sacken lassen muss.
Mit der Hand an der Stirn, verzerre ich das Gesicht. "Eigenartig." brummt meine Stimme, als wäre sie schon lange nicht benutzt worden. Genau, wir wollten ausgehen. "Wo sind wir?"
Einen Moment bleibt es Still. "Am Stadtrand."

Verwirrt sehe ich auf und zwinge meine Augen sich gefälligst anzustrengen. Tatsache. Vor uns ist nur eine große und lange Straße, umgeben von nichts, als offenen Flächen und wenigen Häusern oder Firmengebäuden. Doch mehr kann ich nicht erkennen, während alles an uns vorbeirast.
Also sacke ich in den weichen Sitz und halte mir den Kopf. "Was? Wohin willst du denn?" Leichte Panik breitet sich aus, die aber wohl immer noch von der Pille beeinflusst wird.
Kurz sieht er zu mir und dann wieder auf die Straße. "Wirst du bald sehen. Wir müssen noch 30 Minuten fahren."
"Wie bitte?" rutscht es mir atemlos aus. Hier ist nichts. "Wie lange war ich denn weg?"
"Nicht lange. Vielleicht 25 Minuten."
Scheiße...Erschöpft lasse ich die Hand auf meinen Schoß fallen und kann die Straße endlich normal ansehen. "So habe ich mir unser erstes Date nicht vorgestellt." murmle ich angekratzt. Warte. Date? Wieso zur Hölle habe ich das gerade laut ausgesprochen? Auch bei Bram sehe ich aus dem Augenwinkel die erhöhte Augenbraue. Scheinbar hatte er das von mir auch nicht erwartet, aber wiederrum ist genau das doch gut. Es lässt meine Rolle gut aussehen. Als wäre ich tatsächlich mit dem Gedanken nur bei ihm. Dabei versuche ich das schwache Herzflattern absichtlich zu ignorieren.

Im nächsten Moment löst er die rechte Hand vom Lenkrad und lässt sie auf meinen Schenkel gleiten, um ihn einmal stark zu drücken, bevor er ihn sachte streichelt. Auch hier ignoriere ich die Reaktion meines Körpers, doch kann nichts gegen die Anspannung tun. "Es ist nicht unser erstes." meint er süß und unschuldig, "Du könntest unser erstes schönes Essen in meinem Apartment als Date bezeichnen."
Angwidert verziehen sich meine Lippen. "Ich weiß nicht, ob ich das will."
Mit stechendem Blick sieht er mich an. Habe ich etwas falsches gesagt? "Es wird noch genug Gelegenheiten geben, Süße." greift er nach meiner Hand und führt sie zu seinen Lippen. Ja, Klasse.


Die 30 Minuten sind fast rum und inzwischen befinden wir uns auf einer abgelegenen Straße, die direkt durch einen Wald führt. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich meine Sorge komplett in mich festgefressen und mein eigentliches Schauspiel vergessen lassen. Selbst Brams Griff, der immer noch meine Hand hält, kann ich nicht direkt wahrnehmen, weil meine Fantasie verrückt spielt. Was, wenn er etwas schlimmes im Schilde führt? Was, wenn ich gleich ermordet werde, weil die Polizei Fährte auf ihn aufgenommen hat. Würde er morden? Ich kann es mir schon vorstellen. Bram kann man alles und auch nichts zutrauen. Aber mich? Würde er - nach all dem - eine Leiche aus mir machen und irgendwo vergraben?
Ein unangenehmer Schauer durchfährt mich und mir steigt die Galle in den Hals. Ich sollte echt nicht daran denken. "Sind wir fast da?" schlucke ich schwer.
Etwas an meiner Stimme muss auffällig gewesen sein, denn während er den teuren Wagen entspannt fährt, sieht er durchdringlich zu mir. "Hey." sagt er, als wäre ich ein verängstigtes Kind und zieht meine Hand hoch, um sie fester zu drücken, "Es ist alles gut. Dir wird schon nichts passieren." und küsst unter heißem Atem meinen Handrücken. Ich nicke nur aufgewühlt und versuche ihm tatsächlich Glauben zu schenken. "Ich passe auf dich auf. Dir wird nie wieder etwas passieren." rollt er weich und legt unsere Hände in seinen Schoß. Stimmt das wiederrum?

Kurz darauf fährt er in eine abgelegene Seitenstraße ein, die das Auto deutlich strenger behandelt, als die geteerten Straßen.
Als mir Brams Hand zu viel wird, umgreife ich stocksteif und nervös den Ledersitz unter mir. Wir fahren schon relativ lange hier lang. Und hier und da entstehen leichte Kurven, sodass ich mir den Weg nicht komplett merken kann. Meine Aussichten wegzurennen schrumpfen immer mehr..
Mit zerstörter Hoffnung schaue ich mir den Wald um uns genauer an und nach einigen Minuten kommen wir plötzlich auf einen gepflasterten Weg an und kurz darauf in eine kleine kreisförmige Zufahrt mündet.

Mit großen Augen öffnet sich mein Mund sprachlos.
Mitten im Nirgendwo - nach all den Schotterwegen - steht ein großes Blockhaus. Die dunklen Baumstämme, aus denen es besteht, scheinen nie von irgendeiner Menschenhand berührt worden zu sein, doch dafür von der Natur. Es ist kaum zu sehen, dass die Natur sich langsam versucht an seine Wände ranzumachen, aber die offene Fläche umher mit Buscharten, die hier definitiv eingepflanzt sein werden mussten, wirkt verwahrlost und alt. Selbst die verglaste kleine zweite Etage weist auf, dass hier schon lange keine Grundreinigung durchgeführt wurde.
"Was ist das?" raune ich und starre es ungläubig an, während wir direkt vor dem Eingang zum erhalt kommen.
Bram drückt das Steuerrad auf die Stufe zum parken und schnallt sich ab, sobald er den Motor mit einem einfachen Knopfdruck zum erstillen bringt. "Ein kleiner geheimer Ort, den ich mir mal gekauft habe."

Immer noch mit offenem Mund sehe ich aus meinem Fenster die steinernen Stufen zum Eingang hinauf, über das kleine Dach und zu den Zimmerhohen Glaswänden oben, die die leichte Sonne reflektieren und kaum Einblick geben.
Mir wird die Tür geöffnet und sofort nach meiner Hand gegriffen. "Dir wird es hier sicherlich gefallen. Wir haben den ganzen Tag." sagt er ruhig und führt mich zum Eingang.
Zwar gebe ich es nicht laut zu, aber ich bin jetzt schon voller Aufregung. Ich will einfach den Wald erkunden oder mir das Haus genauer ansehen. Mich in der Natur aufzualten war schon immer so eine kleine Vorliebe von mir. Und Bram weiß das sicherlich, weil ich genug Bilder von damaligen Wanderung am Stadtrand gepostet habe.

Er entriegelt die dicke Holztür und der modere Geruch nimmt einen sofort ein, der sich über lange Zeit im Hausinneren verbreitet hat. "Du warst schon lange nicht hier, oder?" frage ich und schaue mich im verdunkelten Haus um, während wir immer noch im Eingang stehen.
Alles ist offen gelegen. Auf der linken Seite ist ein gemütliches Wohnzimmer mit einem Kamin am Ende und weiter rechts eine Küche in einem blassen pastelblau. Die Einzige Trennung erfolgt durch eine robuste Treppe in der Mitter, die nach oben führt. Jedoch kann man nicht mehr erkennen, weil überall die dicken Gardinen zugezogen wurden.
"Ich war noch nie hier." kommt es von Bram. Er lässt meine Hand los und tritt ein Richtung Küche.
"Was?" Doch er antwortet nicht. Er beginnt die Gardinen aufzuschieben und das Sonnenlicht einzulassen.
Die braunen, roten und grünen Farben der Inneneinrichtung kommen zum Vorschein und ich spüre, wie ich mich immer mehr entspanne. Es hat eine gute Wirkung auf mich und ist mal was anderes, als protziges modernes Stadtleben. Es ist warm. Okay, das Haus ist nicht unbedingt nicht protzig, aber süß.
"Komm ich zeige dir die Terasse. Da kannst du warten, solange ich uns Frühstück mache." streckt er vor der Treppe die Hand nach mir aus.
Schnell reagiere ich und laufe unsicher zu ihm, wo mich seine Hand angenehm umschließt und zur Küche führt, die eine Glastür neben den Fenstern hat, die einen zum Hinterhaus bringt.

I'll get youWhere stories live. Discover now