Mach' bitte Witze

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Es vergeht eine gefühlte Ewigkeit, auch wenn sich der Stand der Sonne kaum verändert hat, die man von hier aus nicht direkt sehen kann. Doch sobald wieder Geräusche von der Tür kommen, bin ich schon lange traumatisiert im Bett gewesen und lag einfach nur wie ein Ball da, während meine Gedanken nicht aufhören wollten, mich zu quälen. Sei es Szenarien, wo ich ermordet werde oder ein Kamerateam ins Zimmer gestürmt kommt und schreit "It's just a Prank, Bro!". Aber langsam schwindet meine Hoffnung, dass das alles nur ein Witz ist und ich frage mich ernsthaft, was mit mir passieren wird.
Ich springe ohne wirklich zu wissen, wozu, von dem luxuriösen Bett auf und wappne mich für den wahrscheinlich um die dreißig jährigen Mann. Diesmal werde ich die Sache ruhiger angehen und mehr von ihm rausbekommen. Er schien mir wirklich nichts antun zu wollen.

Doch sobald die Tür offen ist und die Person mit einem zarten Lächeln reinlugt, bevor sie die Tür komplett aufschwingen lässt, erstarre ich bei den haselnuss braunen Augen, die regelrecht strahlen. Zuerst ist es ein riesiger Wall an Erleichterung, der mich durchfährt und ich möchte ihm schon in die Arme fallen, doch ich halte inne und spüre, wie eine Wut in mir aufsteigt, die durch ihn nicht zum ersten Mal zum Vorschein kommt. "Das ist doch ein schlechter Scherz." krächze ich und sehe ihn verachtend an.
Jedoch verlässt das Grinsen Brams Gesicht nicht und er hebt provokant die Braue. Ich kann nicht glauben, dass nach allem, was ich heute empfunden und gedacht habe, es einfach nur eine behinderte Aktion von Bram Chester war. Und dann steht er auch noch so locker und unschuldig da, begleitet von dem Sonnenlicht, das hinter ihm von der anderen Seite hereinkommt.

Wütend gehe ich auf ihn zu, während er die Tür elegant hinter sich schließt und mich damit nur furiöser macht. "Was los, Süße?" grinst er noch und lässt den Schlüssel in der hinteren Hosentasche verschwinden.
Ich schubse gegen seine Brust, sobald ich bei ihm bin, doch es verursacht nichts. Sein Grinsen wird nur breiter.
"Du hast sie doch nicht mehr alle!" presse ich gefährlich leise hervor. "Was soll das für ein Scherz sein? Wolltest du dich so an mir rächen, weil ich deinen armen Schweinearsch habe stehen lassen? Du bist sowas von...-" ich brauche einen Moment, bevor ich die passenden Worte finde, "Du bist ein verwöhnter Arsch, der denkt, er kann alles und jeden haben, nur weil er gut aussieht und sein Daddy ihm alles bezahlt, was? Aber da irrst du dich. Nach dieser Sache hasse ich dich regelrecht. Bleib' mir bloß fern." keife ich und quetsche mich an den grinsenden Arsch vorbei um die Hand schon nach der Türklinke auszustrecken.
Es sind seine breiten Arme, die mich von hinten um meine Mitte umarmen und mich hochheben.
"Lass' mich runter! Du bist ein für alle Mal zu weit gegangen." sage ich, während ich mit den Beinen strample, bis ich auf halben Weg endlich wieder am Boden bin und mich mit verengten Augen zu ihm drehe.
"Bis eben hatte ich wenigstens noch Achtung vor deiner Person. Wie ernst du manchmal sein kannst und deine Ziele egal was ist verfolgst, aber das ist jetzt alles weg!" drücke ich ihm den Zeigefinger unterstreichend gegen die Brust und bin innerlich überrascht, dass es die Wahrheit ist. Es waren einer der wenigen Punkte, die ihm erlaubt haben, wenigstens etwas in meiner Nähe zu bleiben. Doch jetzt ist es anders und ich zügle meine Wut, während er die Augen zu seinem schiefen Grinsen verdreht. "Ich will dich nie wieder sehen." hauche ich.
Auch er öffnet seinen Mund, aber es interessiert mich nicht mehr, was er zu sagen hat. Ich schüttle einfach den Kopf und gehe erneut an ihm vorbei, doch er ergreift mein Handgelenkt und zerrt mich wieder zurück. Und auch wenn ich mich losreißen will, bringt es mir nichts, als Schmerzen bei seinem festen Griff.

"So leicht ist das nicht." flüstert er und lächelt selbstgefällig, "Genau genommen ist das alles kein Scherz."
"Oh, spar' dir den Atem." Wieder setze ich zum gehe an, doch er lässt nicht los und legt nun auch die andere Hand um meine Wange. Aggressiv stoße ich sie von mir und funkle ihn böse an.
"Ich bin meiner Person stehts treu geblieben und bleibe ernst, Liebes." lächelt er beschwipst und ich schnaufe nicht verstehend. "Genau genommen werde ich dich nicht einfach so gehen lassen. Ich habe dich nicht umsonst herbringen lassen."
Nun erstarre ich doch und kann die Hand diesmal nicht von mir stoßen, die meine Haare zurück streicht um die Kante meines Wangenknochen sanft entlang zu fahren. "Was meinst du?" frage ich rau und er stoppt seine Bewegung, um von meiner Wange wieder lächelnd in meine Augen zu sehen.

Ohne Vorwarnung umgreift er mich, um mich erneut schwungvoll hochzuhheben, nur, um mit mir auf dem Bett zu landen. Schnell versuche ich von ihm wegzukommen, doch er presst sein Gewicht gegen mich und buckelt darauf seinen Rücken, um sein Gesicht direkt über meines zu halten. "Ich meine, du gehörst mir." haucht er und schiebt sein Becken verräterisch gegen den Bereich zwischen meinen Beinen, was kurzzeitig einen heißen Impuls in mir auslöst, bevor ich mich fange und endlich nach hinten kriechen kann, bis ich gegen den Bettrücken pralle und ihn wehmütig ansehe.
"Das ist nicht witzig." sage ich tonlos.

"Da hast du vollkommen Recht, Willow. Das ist es nicht. Aber du hast mir keine andere Wahl gegeben. Du bist Schuld, dass ich es auf die unangenehme Weise machen musste." Unter seinem Lächeln muss sich doch etwas anderes verbergen. Ein Zeichen, dass er sich nur über mich lustig macht.
"Ich glaube dir nicht."
Charmant legt er den Kopf schief. "Oh, das wirst du noch mit genügend Zeit. Ich plane nämlich nicht, dich in nächster Zeit gehen zu lassen.
Einen Moment sehen wir uns an und ich kann seinen Worten einfach keinen Glauben schenken. Natürlich ist Bram nicht wie die Anderen, aber würde er so weit gehen?
Dabei fallen mir sämtliche Dinge ein, die er über die Wochen zu mir gesagt hat. Und wie ergeizig er manchmal war.
Sein Blick fällt auf die Laken, als er sich normal hinsetzt und er lacht laut auf. Ich schlucke das unerwartete Kribbeln hinunter, dass er damit verursacht und ignoriere auch das Vibrieren, dass durch den Laut in meinen Knochen entsteht. "Du hast einen neuen rausgeholt?" kichert er und hebt den Gürtel hoch, den ich vor Schreck liegen gelassen habe. "Oh man, bist du süß."
"Nenn' mich nicht so." zische ich leise.
Kurz gefriert sein Lächeln, als er mich ansieht. "Ich nenne dich, wie ich will." Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. "Jedenfalls bist du anscheinend gefährlicher mit den Dingern, als ich dachte." lacht er wieder und dreht den schwarzen Gürtel locker in den Fingern. "Rufus war ganz schön wütend auf dich. Du hast ihm vorhin eine Beule verpasst."
"Rufus?"
Als wäre nichts, lächelt er mich bezaubernd an. "Der Mann, der dich als erstes gesehen hat. Es ist zwar nicht sein echter Name, aber ich nenne ihn so, weil ich den Namen so passend zu ihm finde. Also kannst du das auch machen. Aber versuche das in Zukunft nicht nochmal zu machen. Würdest du nicht zu mir gehören, hätte dich der Kerl umgebracht, so rot, wie er war vor Wut."
Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieser Roboter soetwas wie enrome Wut empfinden kann. Aber die Art, wie Bram gerade mit mir spricht und mit mir umgeht, lässt mich unbehaglich werden und ich kralle mich unmerklich in die weißen Laken unter mir.

"Ich will nach Hause." sage ich leise und begegne seinem Blick.
Schief lächelnd stütz er sich mit dem einen Arm ab und beobachtet mich auf eine Art, die mir einen Schauer über den Rücken jagt. Noch nie hat sich Bram in der Öffentlichkeit so verhalten. "Fängst du wieder damit an. Hier ist vorübergehend dein Zuhause. Bei mir." Er rückt mir wieder näher, was mich unter enormen Puls noch stärker gegen das schwarze Leder hinter mir pressen lässt. Sein Atmen fährt über meinen Hals, während er es sich neben mir bequem macht und seine Hand besitzergreifen auf meine Hüfte legt. "Keine Sorge. Ich habe mich um alles gekümmert und uns wird es perfekt gehen."
Der vielsagende Blick, den er mir aus nächster Nähe gibt lässt mein Herz einmal fest aufschlagen. "Du..." kurz kopfschüttelnd lehne ich den Kopf gegen den Bettrücken, "Du machst doch Witze. Du meinst das alles nicht ernst."

Jegliche Weiche erlischt aus seinem Blick und er sieht mich eisern an. Unerwartet ergreift seine Hand meinen Hals und ich japse erschrocken auf, während ich die rechte Hand schwach dagegen lege, als er minimal zudrückt. "Ich mache keine Witze, verstehst du nicht?" knurrt er ziemlich dicht an meinem Gesicht. "Du bist von nun an meins. Du schläfst in meinem Bett, in meinem Zimmer, in meinem Apartement. Wenn ich möchte, wird dich niemand hier finden. Niemand wird dich vermissen und niemand wird dich suchen. Kapiert?" Um seine Frage zu unterstreichen, drückt er noch mehr zu und ich nicke ängstlich, auch wenn ich ihm wiedersprechen möchte. Dieser Bram ist mir bekannt als auch neu. Ich weiß nicht, was ich tun oder glauben soll. Es ist zu viel auf einmal.

I'll get youWhere stories live. Discover now