Verdammt Schlecht

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Mein rotes Gesicht im Spiegel des Fahrstuhls ist so verräterisch, dass ich ihn gar nicht verlassen will. Aus Paranoia gehe ich mir erneut durch die Haare, was Bram hinter mir dunkel auflachen lässt.
"Hör auf die ganze Zeit an deinem Aussehen zu spielen. Man sieht dir schon nichts an."
Mit funkelndem Blick sehe ich ihn durch den Spiegel an und er mich. Ich habe gerade keine Lust auf seine Spielchen. "Gut im Sinne von gut aussehen oder gut gevögelt?" brumme ich es nicht wirklich ernst meinend.
Sein Grinsen wird tiefer. "Beidem."
Entnervt stöhne ich aus und bringe meine leichten Locken irgendwie in Ordnung, bevor wir in der Lobby ankommen. Unauffällig ergreift er meine Hand und zieht uns vorbei an der leeren Rezeption, durch eine etwas dunkler gestaltene Abteilung.
Bei dem Schild "Speiseraum" folgen wir dem Pfeil nach rechts und entdecken darauf die gläserne Doppeltür, die weit geöffnet steht und einen in einen hellen belebten Raum führen will.

"Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe." brummt Bram, ohne den Blick von der näher kommenden Tür zu nehmen.
Schwer schluckend nicke ich und stelle mich nervös darauf ein, den Abend über so wenig, wie möglich zu sagen.

"Meinen Vater kennenzulernen passiert nur, weil die Umstände so beschissen sind, verstanden?" sagte er, während wir uns frisch machten, "Er ist...kompliziert, weshalb es eigentlich keine gute Idee ist, dich irgendwie auf sein Radar zu bringen. Aber wenn du aufpasst und nichts großes aus deinem Mund fallen lässt, sollte es gut werden."
Mit großen Augen sah ich ihm zu, wie er seine Ärmel hochkrempelte und seine anziehenden Unterarme präsentierte, die wenige Adern an genau den richtigen Stellen herausstechen ließen. "Ist er so kritisierend?"
Unglücklich lachend sieht er sein Spiegelbild an. "Schön wäre es. Nein, er beseitigt aber Menschen, die ihm ein Dorn im Auge sein könnten. Und du...Du könntest es sein, wenn er der Meinung ist. Deshalb kann es sein, dass ich dich irgendwann als etwas lockeres bezeichnen muss, damit er nicht verrückt wird."
Ängstlich legte ich die Arme um mich. Ich hatte nicht erwartet, dass sein Vater so ist. Okay, ich musste zugeben, dass ich insgeheim Hoffnung hatte, dass er das zwischen Bram und mir irgendwie beenden würde, aber dass er so drastisch vorgehen würde, sollte ich ihm nicht gefallen? Verdammte Scheiße, ich werde den Mund halten. Vielleicht hat Bram ja seinen Charakter vom Vater übernommen.
"Bleib locker. Ich werde schon dafür sorgen, dass das hier so gut, wie möglich ausgehen wird." meinte er sanft und zog mich an sich.
"Und wenn nicht?" murmelte ich in seine Brust, ohne seine Umarmung zu erwidern.
Einen Moment blieb er still. "Dann werde ich schnell eine andere Lösung finden müssen, bevor er mich zwingt, dir persönlich die Kugel zu geben." brummte er dunkel, was mich anspannen ließ.
"Hey," versuchte ich stark zu klingen, doch konnte das ängstliche Zittern nicht unterdrücken, während ich mich mit der Hand von seiner Brust drückte, "Das war nicht unbedingt das richtige, um mich zu beruhigen-" doch genau drückte er seine Lippen auf meine, als stumme Anordnung, den Mund zu halten.


Die Klaviertöne gehen auch in dem riesigen Saal weiter den wir darauf betreten. Die hohe Decke vollkommen mit creme farbenen Stoffen und Kronleuchtern bestückt, gehen wir Hand in Hand über den dunkelroten Teppich und halten nach Rufus Ausschau, der etwas weiter in der Mitte an einem der runden Tische sitzt, die mit weißen Leinen bezogen sind. Und er sitzt nicht alleine.
Schwer schluckend lasse ich mich von Bram zum Tisch ziehen und frage mich, wie ich nun hier landen konnte.
Es müsste kurz vor Null sein und doch sind wir wohl nicht die Einzigen, die hier zu Abend essen. Dennoch kann sich mein Kopf nicht auf die ganzen Menschen um uns konzentrieren, da ich nur eine Person fixieren kann, die mir scheinbar bei nur einer falschen Bewegung den Kopf abreißen könnte.

Nur einige Schritte entfernt sieht der Mann mit dunklen Haaren auf und ich ziehe die Luft scharf ein, als seine dunklen Augen auf meine treffen. Sie ähneln die von Bram unglaublich stark und auch wenn sie Vertrautheit in mir erwecken, schrecken sie mich zur selben Zeit zurück. Denn auch wenn sie eine Wärme ausstrahlen, wirken sie in diesem Moment eiskalt, bevor er nur noch seinen Sohn desinteressiert fixiert.
"Tut mir Leid, dass wir so spät sind." murmelt Bram, während er den einen bezogenen Stuhl gegenüber seines Vaters für mich zurück schiebt.
Mit mulmigen Gefühl spiele ich mit und lasse mir den Stuhl beim setzen von ihm ranschieben, doch traue mich nicht aufzusehen. Selbst Rufus verhält sich unnormal ruhig, was mir zu verstehen gibt, dass wir hier nicht mit einem normalen Mann speisen werden. Ich will jetzt schon flüchten.

I'll get youWhere stories live. Discover now