Ich ignoriere sie.

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Es vergeht ein sehr langer Moment, indem er mir einfach tief in die Augen sieht und ich kann erkennen, wie alles in ihm arbeitet. Jedoch kann ich auch erkennen, wie sich seine Emotionen allmählich der Trauer hingeben, bis er mit verzogenem Mund wieder anfängt meine Wange mit dem Daumen zu streichen, als wäre er in eine Traumphase gerutscht, aus der er eigentlich entkommen möchte.
"Das willst du nicht wissen, Baby." haucht er leise, während er zu meiner Wange sieht.

Ich wappne mich innerlich für das schlimmste, was meine Lippen zusammen pressen lässt. "Und wenn doch?" raune ich, was seinen Blick endlich wieder auf meinen treffen lässt.
Wieder vergehen mehrere Sekunden, bevor sich seine Lippen öffnen. "Meine Mutter..." fängt er heiser an, "Meine Mutter hatte einen starken Charakter. Das wusste jeder und wurde alleine meinem Dad und mir auf jeglichen Galas oder geschäftlichen Versammlungen immer wieder gesagt. Sie wusste, wie man sich durchzuboxen hatte. Und doch gab es eine Sache, die sie immer wieder einschränkte. Oder eher eine Seite. Sie kam nicht oft hervor. Es ist selten passiert, dass ich sie von ihrer anderen Seite kennenlernen durfte, weshalb ich nie wirklich Bescheid wusste, was sich unter ihrer selbstsicheren Person verbarg." Seufzend lässt er seine Hand von meiner Wange und legt auch den anderen Arm um mich, als bräuchte er Halt. "Irgendwann wurde es eigenartig. Sie meinte, sie brauchte Abstand von uns und zog deshalb in das Penthouse neben unserem ein - in das, in dem wir jetzt wohnen. Und irgendwann redete sie etwas von Scheidung, doch meinte es anscheinend nie ernst. Sie hatte meinen Vater immer geliebt und hatte es wahrscheinlich deswegen in die Länge gezogen..Es war, als ich 19 war. Da wurde sie über die Monate immer eigenartiger. Hatte Momente, wo sie immer noch witzelnd auf die Wetten meines Vaters eingegangen war und mich immer noch behandelt hatte, als wäre ich eine Enttäuschung. Aber manchmal war sie...einfach nur stumm. Starrte aus dem Fenster und reagierte nicht auf uns. Sie stritt sich immer öfter mit meinem Dad, aber ich hatte es einfach nicht beachtet und die beiden sein lassen. Auch in ihr Malzimmer verzog sie sich immer mehr und kam irgendwann nicht einmal raus. Sie hatte sich vollkommen in ihr Penthouse zurückgezogen und wollte mit keinem von uns reden. Bis wohl der Strichzug kam." Als seine Augen wieder auf meine blicken, spanne ich mich von ihren Signalen an. Sein Blick wird trüb. "Sie rief mich plötzlich zu sich rüber. Und das, nachdem sie nicht einmal mit meinem Dad für drei Wochen gesprochen hatte, was mich verwirrte. Ich meine, wieso mich und nicht ihren geliebten Ehemann? Was aber noch eigenartiger war, wie sie plötzlich mit mir umging. Sie wirkte...zerbrechlich und wollte nicht aufhören, mich in den Arm zu nehmen. Hat Dinge gesagt, an die ich mich nicht mehr erinnere, aber die mich komisch fühlen ließen. Ich hatte in dem Moment auch geahnt, dass etwas falsch war, aber sie wollte nicht verraten was. " Seine Umarmung wird allmählich zur Schlinge an meiner Taille. "Das Einzige, dass mir von ihren Worten in Erinnerung geblieben ist, ist: Bram, wenn du etwas möchtes, nimm es. Setze alles auf den Kopf, wenn du musst, aber weiß, wofür du dabei kämpfst. Bleibe stark. Bleibe Bram."

Darauf bricht er den Augenkontakt und sieht überall hin, nur nicht auf mich. Seine Atmung wird stoßweise, bis er die Hand hebt und sich grob durchs Gesicht reibt, was ihn noch kaputter aussehen lässt, als er es so schon tut.
"Was ist danach passiert?" frage ich leise - es nicht mehr aushaltend - und suche seinen Blick, den er mir nicht willigt.
Er bleibt stumm, doch ich merke, wie er sich für das nächste versucht vorzubereiten. "Ich hatte noch nie mit jemanden darüber geredet..." brummt er leise und hält den Kopf ein wenig gesenkt. "Ich war nur-" doch bricht ab und schließt die Augen, während seine Lippen zu einem angespannten Strich werden, bis er unbehaglich auf der Unterlippe kaut. Es war wohl doch mehr mit seinen Eltern passiert, als er damals erzählt hatte. "Die Tage darauf lag dann ein Zettel auf dem Bett meines Vaters, in dem stand, dass meine Mutter jegliche Besitztümer ihm überlassen wollte, sollte etwas passieren. Und Herr Gott, es ist etwas passiert." schnaubt er schief lächelnd, ohne seine kalten Augen darin einzubeziehen, weshalb es auch kurz darauf mit einem Wackeln erstirbt und er den Kopf in den Nacken legt. "Es stellte sich heraus, dass sie am selben Tag mitten in der Nacht einfach ihr Penthouse verlassen hat. Sie hat sich ihren Wagen genommen, ist rausgefahren und.." Stille. Ich kann nur beobachten, wie sich sein Adamsapfel beim Schlucken bewegt.
"Und?" frage ich vorsichtig.

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