Tief atmete der Wuschelkopf durch und fuhr sich noch einmal durch die Haare. ,,Puh, das alles fällt mir ganz schön schwer, aber ich würde sagen, ich fange jetzt wirklich am Anfang an und lasse kein Detail mehr aus", murmelte Louis und brachte mich zum Nicken. ,,Das hört sich für mich sehr gut an", erwiderte ich, mein Herz klopfte schwer in meiner Brust, die Schmetterlinge hatten ihre Fühler ausgestreckt und waren gespannt, in welche Richtung das hier verlaufen würde. Es könnte nämlich in die eine, als auch in die andere Richtung gehen, danach könnten Louis und ich zurück in alte Formen finden oder einander für immer ignorieren. Und gerade das die letzte Variante noch nicht ausgeschlossen war, bereitete mir unheimliche Sorgen. ,,All die Jahre habe ich das vor dir geheim gehalten, weil ich dachte, ich würde dich damit schützen, aber am Ende ist dennoch genau das passiert, wovor ich dich bewahren wollte und hätte ich dir vielleicht vorher die ganze Wahrheit gesagt, wäre das nicht passiert, dann hätte ich dich vielleicht wirklich beschützen können."
Louis machte sich schreckliche Vorwürfe und ich wünschte, ich könnte sie ihm nehmen, aber ohne die Wahrheit zu kennen, war das schwerer als gedacht. Aber wir waren schon einmal hier in Holmes Chapel gewesen, das jetzt war ein gewaltiger Fortschritt und nun wollte ich ihn nicht dazu drängen, sofort alles zu erzählen. Er sollte in seinem Tempo verraten, was er die letzten Jahre über vor mir versteckt gehalten hatte. ,,Bevor ich jetzt anfange, bitte versprich mir, mich danach nicht zu beleidigen oder mir Hass entgegen zu bringen, ich halte das so schon kaum aus." ,,Louis, ich würde dich niemals irgendwie beschimpfen", erwiderte ich erschrocken und bekam Stück für Stück immer mehr Angst vor der Wahrheit, aber wissen wollte ich sie dennoch. ,,Okay, hoffen wir, dass du das danach auch noch so siehst."
Louis trank einen letzten Schluck Wasser, leckte sich über die Lippen und dann begann er damit, mir zu erzählen was los war, worauf ich so lange gewartet hatte. ,,Wie ich dir hier in der zweiten Woche der Live Shows erzählt habe, müssen wir ganz am Anfang anfangen, jedoch habe ich dir dazu einiges verheimlicht, wie du weißt. Alles was ich dir dort nicht erklärt habe, möchte ich dir jetzt erklären und jede Lüge, die ich gesponnen habe, möchte ich aufklären. 2010 war ich noch so jung und naiv, geblendet von dem Traum, ein Popstar zu werden, aber ich hatte ein Geheimnis, ein Geheimnis, das ich zu der Zeit nicht einmal dir anvertrauen konnte. Durch mich hatten wir uns ohnehin schon voneinander entfernt und durch dieses Geheimnis wollte ich mich noch mehr von dir fernhalten.
Simon wurde dafür aber immer mehr, als nur ein Mentor für mich, er war eine richtige Vertrauensperson geworden und ich war so verzweifelt, das ich ihm mein Geheimnis anvertraut und um Hilfe gebeten hatte. Heute wünschte ich, ihm niemals auch nur ein Fünkchen Vertrauen geschenkt zu haben." Ich schluckte schwer, Louis Stimme triefte vor lauter Hass und der schien für Simon noch viel tiefgreifender zu sein, als mein Hass gegen Simon. ,,Was war das für ein Geheimnis Louis?", fragte ich vorsichtig, was den braunhaarigen Mann plötzlich ein wenig Lächeln ließ. ,,Ich war verliebt", murmelte er, ,,ich war so verdammt verliebt", sein Lächeln verschwand, ,,in einen Jungen."
Zu hören das Louis in einen Jungen verliebt gewesen war, erleichterte mich, machte mich aber auch gleichermaßen eifersüchtig. Außerdem verletzte es mich, dass er mir von diesem Geheimnis nicht erzählen konnte, das er mir in dieser Sache einfach nicht vertraut hatte, Simon dafür aber schon. Und gerade Simon, der für mich momentan die größte Schlange auf dem Planeten war, aber scheinbar hatte auch Louis sich in ihm getäuscht. ,,Als ich Simon dieses Geheimnis erzählt hatte, war es mit der Freundschaft vorbei", murmelte Louis und langsam konnte ich mir vorstellen, wie sein Vertrag aussah, nämlich wahrscheinlich genauso wie der, den ich am Samstagabend unterschrieben hatte. ,,Erzählt habe ich ihm das damals noch vor den Live Shows, ab da fing es an, dass er mich veränderte, wie du es auch gemerkt hast. Die Klamotten, die neue Frisur, das selbstbewusste Auftreten für die Frauenwelt, das war alles nicht echt, das war alles nicht ich.
Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst, aber als ich damals vor dem Finale zu dir ins Hotelzimmer gekommen war, ich wollte dir die Wahrheit erzählen, aber dann hat Simon angerufen um mich zu kontrollieren, danach hat mir der Mut gefehlt und ich dachte am besten bewahre ich dich vor dem ganzen Mist, wenn ich dir einfach gar nicht davon erzähle. Ich habe die ganze Zeit nicht gemerkt, was der Plan der Produzenten war, bis es schon zu spät war. Sie haben mich seit meiner Audition bei X-Factor so geformt, wie sie mich gerne haben wollten. Ihnen gefiel nicht, dass ich so abhängig von dir war, das ich dich vermisst und deshalb geweint habe. Für sie ließ mich das schwach wirken, aber so sollte ich nicht sein. Deshalb lenkten sie mich so viel wie möglich ab, durch die Kameras, den Gesangsunterricht, die Fans, durch Ausflüge, einfach nur, damit ich mich immer weiter von dir entferne. Das sie die Szene damals rausgeschnitten haben, wo wir über unsere Freundschaft gesprochen haben, war nur der Gipfel des Eisberges."
Fassungslos über das was Louis erzählte, konnte ich nur den Kopf schütteln. Als er mir vor mittlerweile einem Monat, nachdem Kuss von Brendan und mir, davon erzählt hatte, warum er sich damals so verändert hatte, hatte er sich und seinem jugendlichen Leichtsinn dafür ganz alleine die Schuld gegeben. Da wäre mir nie in den Sinn gekommen, das man bei dieser Sendung von Simon so manipuliert wird, aber nun, durch meine eigenen Erfahrungen und durch das, was Louis erzählte, machte das alles so viel Sinn. Die Puzzleteile fügten sich immer mehr zusammen, jedes kleine Detail brachte mehr Licht ins Dunkle und ich war gespannt darauf zu erfahren, was Louis noch zu erzählen hatte, wenn wir uns jetzt erst an der Spitze des Eisberges befanden.
,,Man kann sagen, das Jahr 2010 war für mich noch relativ harmlos, auch wenn das jetzt irgendwie traurig klingt, nachdem was ich schon erzählt habe. Ich möchte aber, dass du weißt, das ich immer hier drin war, vielleicht hat sich mein Äußeres verändert, vielleicht hat sich mein Charakter in der Öffentlichkeit verändert, ich habe eine Mauer aufgebaut, aber vor dir, vor Zayn und vor meiner Familie konnte ich immer noch so sein, wie ich wirklich bin. Du hast meine Fassade bröckeln lassen und das wusste auch Simon. Deshalb hat er sich nach meinem Sieg etwas ausgedacht, wie ich dich auf immer verliere. Darum ging es ihm auch so gegen den Strich, als du hier wieder teilgenommen hast und deshalb habe ich auch so getan, als würde ich nichts mit dir zu tun haben wollen. Dabei hätte ich dich am liebsten gleich in der ersten Sekunde in den Arm genommen.
Aber ich wusste, ich durfte nicht und ich konnte auch nicht. Ich wusste, du bist nur in Sicherheit, wenn ich nichts mit dir zu tun habe. Ich weiß, dass hört sich jetzt alles an, wie ein einziges Wirrwarr, aber ich komme noch dazu, alles zu erklären und dann wirst du hoffentlich verstehen, weshalb mein Verhalten so abweisend war. Glaub mir, am liebsten hätte ich mich lieber von der nächsten Brücke gestürzt, als dich so abweisend zu behandeln, aber mir blieb keine Wahl. Naja, auf jeden Fall kam dann mein Sieg und wie ich dir schon in der zweiten Woche hier gesagt habe, dass ich an diesem Morgen bei dir im Hotelzimmer gewesen war, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Da konnte ich dir nicht sagen, wieso, jetzt werde ich es aber tun."
Meine Handflächen schwitzten, mein Herz raste und ich konnte mir kaum vorstellen, was Louis in den letzten Jahren durchgemacht hatte, nur weil er in einen Jungen verliebt gewesen war. Simon hatte mir ja schon offenbart, das er nicht der beste Freund von Homosexualität war, wenn also sein neuer Superstar sich vor ihm geoutet hatte, das musste für den alten Mann ja der Weltuntergang gewesen sein. Ich wäre so gerne für Louis da gewesen, Louis wusste das auch, er wusste, das er immer einen Freund in mir gehabt hatte, aber er hatte es nicht zugelassen. Louis räusperte sich, weshalb ich wieder in seine blauen Augen sah, die gerade so viel Wärme für mich ausstrahlten, wie schon lange nicht mehr.
Mit seinen nächsten Worten hatte ich aber nicht gerechnet, weshalb ich ihn sprachlos anstarrte. ,,Nach meinem Sieg habe ich nicht nur einen Plattenvertrag mit Syco Music unterschrieben, sondern auch, wie Zayn dir erzählt hat, einen Vertrag, der so ziemlich alle Dinge aus meinem Leben bestimmt hat. Dinge über mein Verhalten, meine Sexualität, meine Freunde, wo ich mich aufzuhalten habe und vieles mehr und das alles nur, weil ich Simon gestanden habe, dass ich mich in dich verliebt hatte."
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Da hat Louis jetzt aber eine Bombe platzen lassen..was Harry wohl dazu sagen wird? Und was wohl noch alles ans Licht kommt..?
All the love xx