Der Samstag ging super schnell um, es gab so viel zu tun, man konnte gar nicht auf die Uhr gucken, schon war der Abend da und damit auch die zweite Live Show. Zumal ich Brendan noch die Wahrheit über meinen gestrigen Tag erzählen und Liam, Niall und Zayn auch noch anrufen musste, um sie zu informieren, dass Louis und ich jetzt versuchen wollten, einen Weg aufwärts zu finden, verflog die Zeit umso mehr. Louis kam am Vormittag nicht mehr beim X-Factor Haus vorbei, aber bald darauf mussten wir Kandidaten sowieso schon, wie letzte Woche, zur Wembly Arena und hatten unseren Soundcheck. Megan und ich probten nochmal Zeile für Zeile, diesmal war es eins meiner schnelleren Lieder, aber dennoch sollten die Gefühle und Emotionen darunter nicht leiden.
Besonders durch den Ausflug mit Louis nach Holmes Chapel hatte ich so einige davon in meinem Körper herumfliegen. Ich machte mir über alles Gedanken, wie ich mich verhalten und was ich sagen sollte, ob er seine Worte nun tatsächlich wahr machte und es zwischen uns bergauf gehen würde. Es war im Allgemeinen immer noch ein sehr unsicheres Gefühl in mir, ich hatte keine Ahnung, was ich mit Louis bereden sollte, wenn andere dabei waren. Ich würde nur allzu gerne wissen, welche Geheimnisse noch in ihm schlummerten, damit wir selbst es nicht mehr so geheim halten mussten, dass wir uns früher mehr als nur gut verstanden hatten und das nun wieder probieren wollten.
Als ich aus der Maske kam und auf die Tribüne für die Kandidaten gehen wollte, entdeckte ich Louis Backstage neben Simon Cowell stehen und überlegte, kurz Hallo zu sagen. Ich wollte nicht stören, sollten sie etwas wichtiges zu bereden haben, aber auf der anderen Seite war es nur eine kurze Begrüßung und wenn das zwischen Louis und mir wieder bergauf gehen sollte, wir außerhalb des Rampenlichts wieder Freunde werden wollten, zumindest wollte ich das, dann sollte sowas drin sein. Als angehende Freunde sollte man sich nicht ignorieren. Also, bevor ich auf die Tribüne ging, wo schon einige Kandidaten standen und sich von den Zuschauern bejubeln ließen, machte ich mich auf den Weg zu Louis und dem anderen Juror, der mir immer etwas seltsam vorkam.
,,Hallo", grüßte ich sie, sie stellten ihr Gespräch ein und während Simon mich mit hochgezogenen Augenbrauen musterte, sah Louis mich erschrocken an. ,,Ich wollte nur kurz zeigen, dass ich anwesend bin", sprach ich weiter, als keiner der beiden sich zu Wort meldete. ,,Aha", brummte Simon und sah dann skeptisch zu Louis. ,,Die Show fängt gleich an, du solltest zu den anderen Kandidaten gehen", sagte Louis und verdeutlichte mir mit seinen Augen den Weg zur Tribüne. Er wirkte etwas distanzierter, nicht so, als würden wir uns nicht gut verstehen, sondern einfach verkrampft. Als er meinte, dass wir geheim halten sollten, das wir uns eigentlich gut verstehen, hatte ich nicht erwartet, dass er von so einer hohen Geheimhaltungsstufe sprach. ,,Ich..okay, ich werde dann mal gehen", knickte ich ein und kam als Letzter auf die Tribüne, stellte mich neben Brendan, Anthony und Dalton.
Wie letztes Mal erkannte ich Liam, Niall und Zayn am Rand der Bühne, an ihrem Stammplatz, den sie sicher hauptsächlich durch Zayn bekamen, aber auch, weil Niall und Liam selbst ehemalige Kandidaten waren. Sie winkten mir zu und ich ebenso zurück. Mein Körper fühlte sich sogleich etwas leichter an, bei der Unterstützung meiner besten Freunde. Anthony brabbelte währenddessen immer wieder vor sich hin, er war sehr aufgeregt und hoffte, heute so überzeugend wie nur irgend möglich abliefern zu können, damit er morgen nicht wieder ins Sing-Off musste. Wir alle drückten ihm die Daumen, dass das nicht passieren würde, denn das von letzter Woche hatte ihn ziemlich mitgerissen und saß ihm immernoch tief in den Knochen. Allgemein hofften wir, dass wir morgen nicht so lange zittern mussten, wie letzte Woche. Das war eine echte Qual gewesen und auch ich wollte das nicht wieder erleben.
Pünktlich wie die Maurer eröffnete Dermot die Live Show, ließ die Juroren einlaufen und moderierte Bilder und Videomaterial der letzten Woche, ehe es für uns Kandidaten daran ging, aufzutreten. Brendan trat als viertes auf, war der erste aus unserer Jungsgruppe und sang Believe von Cher. Damit berührte er mich wieder ins Unermessliche. Nicht einmal wegen dem Lied, dem Songtext oder der Melodie. Es war einfach Brendans einzigartige Stimme, die mir unter die Haut ging. Dalton trat als siebtes auf mit I Have Nothing von Whitney Houston. Auch seine Stimme war ergreifend und leise summte ich mit, während er sang. Als elftes konnte Anthony sein Talent unter Beweis stellen, sein Song zum Thema Guilty Pleasures war eine Powerballade, I Want To Know What Love Is von der Rockband Foreigner.
Ich war dann als vierzehnter dran und damit auch als letzter von allen Kandidaten, was ich mir schon fast gedacht hatte, da zwischen den Mitgliedern der einzelnen Kategorien immer ein bisschen Platz sein sollte, um die nötige Abwechslung hinein zu bringen. Auch wenn ich den Ablauf schon von letzter Woche kannte, das Gefühl, auf der Bühne zu stehen, verinnerlicht hatte, ich hatte mich keinesfalls daran gewöhnt und mein Herz klopfte mir wieder bis zum Hals, als das Mikrophon in meinen Händen lag und ich auf die Bühne geschickt wurde. Mein erster Blick fiel zu Louis, der mir diesmal zulächelte. Allein dadurch fiel mir ein riesengroßer Stein vom Herzen. Weiter schaute ich zu Niall, Liam und Zayn, die mir die Daumen drückten, nicht nur bei meinem Auftritt, sondern auch bei der Sache mit Louis. Auch wenn besonders Niall und Liam skeptisch waren, anders als Zayn, der sowieso mehr im Bilde war, was Louis anging, ich wusste, dass das vor allem daran lag, weil sie nicht wollten das ich verletzt werde. Ein letztes Mal konnte ich tief durchatmen, dann begann meine Melodie zu spielen und ich gab meinen Song zum besten.
"Don't know where you're laying
Just know it's not with me
Don't know what I'd tell you if
I passed you on the street."
Ich wusste wenig über Louis, wo er schlief, wohnte, was er machte, wenn er nicht bei X-Factor war oder bei uns im Haus. Wenn er nicht bei mir war, war er wieder wie ein Fremder für mich, zumindest wenn er seine Maske aufgesetzt hatte. Mein Verhalten ihm gegenüber war von Unsicherheit geprägt und so auch meine Worte an ihn. Ich wusste nicht, wie viel ich ihm erzählen konnte, was ihn interessieren und was ihn langweilen würde.
"I don't want your sympathy, but you don't know what you do to me
Oh! Oh, Anna!
Every time I see your face, there's only so much I can take
Oh! Oh, Anna!"
Wegen dem, was in den letzten acht Jahren passiert war, wollte ich kein Mitleid von Louis. Irgendwie hatte ich es ja geschafft, glücklich zu werden. Aber trotzdem, er konnte meinen gesamten Gemütszustand ändern, er wusste nicht, was er mit mir anstellte, wusste nicht, was es mit meinen Gefühlen machte. Immer wenn ich ihn sah, ging irgendwas in mir mit mir durch, wollte Louis näher kommen, aber ich wusste, dass das meine Grenzen nicht ertragen würden.
"Don't know how you taste when
There's smoke in your perfume
Chew me up and spit me out
Nothing left to lose."
Früher hatte Louis nie geraucht, er hatte immer gesagt, dass er es ekelig findet und niemals damit anfangen würde. Auch dieses Wort hatte er nicht eingehalten, wenn er uns im X-Factor Haus besuchte, legte er ab und an Raucherpausen ein und an den gemischten Geruch, der den von früher etwas zerstörte, würde ich mich wohl nie gewöhnen können. Trotzdem konnte Louis machen, was er mit mir wollte, ich hatte ihm sogar mein Okay gegeben, mich zu verletzen, eben weil er mein Laster war. Ich hatte nichts zu verlieren.
"I don't want your sympathy, but you don't know what you do to me
Oh! Oh, Anna!
Every time I see your face, there's only so much I can take
Oh! Oh, Anna!
Hope you never hear this
And know that it's for you
I don't know what I'd tell you if
You asked me for the truth."
Als ich dieses Lied geschrieben hatte, hatte ich wirklich gehofft, dass Louis es niemals hört, aufgrund der Bekundungen, die nach Liebe klingen, welche ich damals für ihn empfunden hatte. Und würde er mich heute fragen, was ich für ihn empfand, hätte ich keine Antwort, meine Gefühle waren durcheinander, wahrscheinlich sogar noch mehr als damals.
"I don't want your sympathy, but you'll never know what you do to me
Oh, Anna! Oh, Anna!
Every time I see your face, there's only so much I can take
Oh, Anna! Oh, Anna!
Well I guess it would be nice if I could touch your body
If I could touch your body
If I could touch your body
If I could touch your body
I don't want your sympathy, but you'll never know what you do to me
Oh, Anna! Oh, Anna!
Every time I see your face, there's only so much I can take
Oh, Anna! Oh, Anna!"
Im letzten Teil hatte ich eine kleine Adaption an das Lied Faith von George Michael vorgenommen und das ich Louis Körper berühren wollte, meinte ich nicht unbedingt sexuell. Nachdem er sich gestern zunächst meiner tröstenden Berührung entzogen hatte, weil er glaubte, sie nicht zu verdienen, nicht von mir, dem er so viel Leid angetan hatte, hatte ich noch viel mehr das Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen und ihm zu zeigen, dass es zweite Chancen gab, egal wie viele Jahre dazwischen vergangen waren. Andere würden das vielleicht anders sehen, sagen, dass er es nicht verdient hatte, das ich noch so an ihm hing, aber erstens konnte ich gar nichts daran ändern und zweitens war er durch irgendwas manipuliert worden, was ihn noch heute zu kontrollieren schien, sonst könnte er sich mir anvertrauen. Man könnte mich auch als verrückt betiteln, weil ich nach alldem immer noch etwas von Louis wollte, aber genau das alles machte ihn eben zu meinem Guilty Pleasure.
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Wie die zweite Live Show wohl für alle gelaufen ist? Ob Louis irgendwas zu diesem Lied zu sagen hat?🌝
All the love xx