APRIL 2018 - GEGENWART
Die Jahre zogen ins Land und alles veränderte sich, Träume und Hoffnungen wurden endgültig zerstört, Freundschaften zerbrachen, dafür wurden neue geknüpft und waren enger, als jemals zuvor. Mittlerweile waren Niall, Liam und ich vierundzwanzig, wir alle hatten im Jahr 2012 erfolgreich die Schule beendet und waren dann wie geplant zusammengezogen und das nicht nur irgendwohin, sondern nach London. Dadurch wurde unser Kontakt zu Zayn wieder etwas enger, auch wenn er vor zwei Jahren für seine Musik nach Amerika zog und damit großen Erfolg feierte. Niall und Liam hatten den Traum für die Musik noch nicht aufgegeben und waren dafür jetzt relativ erfolgreich bei einer kleinen Plattenfirma angestellt. Sie schrieben Songs, gaben Nachwuchstalenten Gesangsunterricht und auch wenn sie selbst noch nichts veröffentlichen konnten, sie glaubten daran, dass das eines Tages möglich wäre.
Ich selbst hatte die Musik vor den Augen der anderen an den Nagel gehängt, arbeitete stattdessen in einer Bäckerei, um ein wenig Geld in die Haushaltskasse zu bringen. Wenn ich dann aber alleine Zuhause war oder alle schliefen, dann schrieb ich an meinen Songtexten, sang unter der Dusche und ließ alles frei, was ich über die letzten Jahre hinweg immer noch nicht verarbeitet hatte. Das letzte Mal, als ich vor den Augen der anderen sang, war auf der Hochzeit meiner Mutter im Jahre 2013, als sie ihrem langjährigen Freund Robin, der für mich wie ein Vater war, das Eheversprechen gab. Leider verstarb er letztes Jahr im Juni an einer Krebserkrankung, ließ meine Mutter, Gemma und mich trauernd zurück. Da hätte ich einen besten Freund wirklich gebrauchen können.
Zu meinem ehemaligen besten Freund Louis gab es leider viel zu viel zu erzählen und immer wenn ich an ihn dachte oder etwas neues über ihn in den Medien hörte, dann könnte ich wieder anfangen zu weinen, so sehr ich ihn auch vergessen wollte. Nach seinem ersten Album brachte er noch vier weitere heraus, ging vier Mal auf Welttournee und wurde berühmt, nicht mehr nur in England, mittlerweile kannte die ganze Welt seinen Namen, seine Lieder liefen im Radio, er hatte schon zahlreiche Preise gewonnen und es gab sogar einen Film über ihn und wie er zu seinem Erfolg gelangt war. Er war ein international gefeierter Superstar und unerreichbarer, als jemals zuvor. Niall und Liam hatten mir verboten den Film anzusehen, also hatte ich keine Ahnung ob ich darin nur einmal namentlich erwähnt wurde. Eigentlich wollte ich mich gar nicht mehr so viel mit Louis beschäftigen, schließlich war er der Grund dafür, warum wir seit sieben Jahren keinen Kontakt mehr hatten, nichts mehr sind als Fremde, aber dennoch wollte ich immernoch wissen, was immerhin grob in seinem Leben abgeht. Ich wollte ihn hassen für das, was er mir angetan hatte, aber ich konnte nicht.
Eigentlich sollte dann nach seinem fünften Album, welches im Jahr 2015 herausgebracht wurde, im Folgenden Jahr ein sechstes Album herauskommen, allerdings brachten Louis gewisse Umstände dazu, seit drei Jahren nur vier Songs veröffentlicht zu haben und seine Fans auf das nächste Album warten zu lassen. Diese vier Songs waren dafür aber umso gefühlvoller, als alles jemals zuvor. Der Grund war etwas, was sich 2016 ereignete und auch mich schwer traf, nämlich der Tod seiner Mutter, der Frau, die mich immer ermutigt hatte, mich gebeten hatte, ihren Sohn nicht aufzugeben. Und das hatte ich auch nicht, aber er mich. Ich wusste, wie sehr Louis seine Mutter geliebt hatte und in dieser Zeit wäre ich gerne für ihn da gewesen, aber er hatte schon vor langer Zeit seine Nummer geändert, sodass es mir nicht möglich war, ihm mein Beileid zu bekunden.
Jay hatte erst 2014 neu geheiratet, mit Mark hatte es nicht geklappt und in Daniel Deakin hatte sie laut den Medien ihre große Liebe gefunden, mit dem sie im selben Jahr der Heirat auch ein Zwillingspaar zur Welt brachte. Es tat mir im Herzen weh, das ich nicht mehr für die Tomlinsons da sein konnte und nur noch alles von außen betrachtete. Aber es war Louis Entscheidung gewesen, dass es so kam und mit der Zeit hatte ich gelernt damit zu leben. Im ersten Jahr des Kontaktabbruches war es sehr schlimm, ich hatte Albträume, lag tagelang weinend im Bett und hatte auch jetzt immernoch riesige Vertrauensprobleme, wenn mir jemand etwas versprechen wollte. Die Musik, die Louis und mich so verbunden hatte, hatte uns auseinander gebracht und während er an der Spitze stand, war ich auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen, als sie mir gesagt hatte, das Berühmtheit Menschen verändert und auf Louis hätte ich nicht hören sollen, als er meine Hand gehalten und mir versprochen hatte, mich niemals zu vergessen oder auch nur zu verlassen.
Als es an meiner Zimmertür klopfte, beendete ich meine verkorksten Gedanken über Dinge, die sowieso niemals passieren würden, schleunigst und rief: ,,Herein!". Niall, der seine blonde Mähne mittlerweile durch seine Naturhaarfarbe ersetzt hatte, steckte seinen Kopf durch den Türspalt und lächelte mich strahlend an. ,,Das Popcorn ist fertig und in fünf Minuten fängt der Film an, kommst du runter?" Ich nickte, rappelte mich auf und folgte dem Iren die Treppe hinab. Besonders durch meine zwei Mitbewohner hatte ich es geschafft, zumindest halbwegs über Louis hinwegzukommen. Ich hatte keine Gefühle mehr für ihn, war mir sicher, dass das sowieso nie mehr als eine Schwärmerei war. Nur wenn ich manchmal nostalgisch wurde, so wie heute, dann dachte ich an Louis und vermisste meinen besten Freund. Das war in den letzten Jahren aber noch schlimmer gewesen, ich war immer mehr auf dem Weg der Besserung und wenn ich jetzt noch meine große Liebe finden würde, dann würde ich mein Leben sicherlich als vollkommen zufriedenstellend bezeichnen. Mehr brauchte ich auch gar nicht.
Ich schmiss mich neben Liam auf das Sofa, schnappte mir die kuscheligsten der drei Decken und machte es mir gemütlich. ,,Was ist?" Fragte ich schmunzelnd als ich dessen Blick auf mir bemerkte. ,,Ich kann immernoch nicht fassen, dass du dir gestern wirklich deine langen Locken abgeschnitten hast, zum zweiten Mal", merkte er an, was mich grinsend den Kopf schütteln ließ. ,,Es war doch wieder für einen guten Zweck und du weißt wie schnell meine Haare nachwachsen." Ich wusste gar nicht, was Liam hatte. Meine Haare waren immernoch lang genug, sie gut zu stylen. ,,Shhht Leute, der Film fängt gleich an", Niall hatte seine Hand in der Popcornschüssel, während er uns anmeckerte, sodass ich ihn leider nicht sonderlich ernst nehmen konnte. Auch Liam grinste, war dennoch still und schaute auf den Fernseher. ,,Niall da läuft ja noch Werbung", stellte Liam frustriert fest. ,,Ich sagte ja auch gleich." Niall streckte ihm die Zunge raus, doch nun brachte ich die beiden Jungs mit einem ,,Shh", zum Schweigen, als ich eine altbekannte Melodie aus dem Fernseher kommen hörte.
,,Denkst du, du hast den X-Factor? Möchtest du deine Träume erfüllen und einen Plattenvertrag im Wert von zwei Millionen Dollar gewinnen? Dann komm im Juli zum offenen Casting in London! Trete der Jury gegenüber umd beweise dein Talent. Simon Cowell und ganz neu mit dabei der einzig wahre Robbie Williams, Ayda Williams und Teenie-Pop-Sensation Louis Tomlinson. Wir freuen uns auf dich."
Geschockt starrte ich den Fernseher an, während mir die Spucke im Hals hängen blieb. ,,Wow", murmelte Niall, ,,Louis sitzt tatsächlich dieses Jahr in der Jury von X-Factor?" ,,Scheint so", hauchte Liam, schien das selbst nicht fassen zu können. Ich hatte noch kein Wort gesagt, starrte auf den Bildschirm, wo jetzt der Film anfing und musste verarbeiten, was ich da gerade gehört hatte. Die letzten drei Jahre war es leichter für mich, weil Louis nicht sonderlich aktiv war, sollte er jetzt aber wirklich in ein paar Monaten wieder jedes Wochenende im Fernsehen zu sehen sein, dann hatte ich Angst, das die Gefühle von damals wieder hochkommen würden. Das durfte ich nicht zulassen. ,,Harry? Alles in Ordnung bei dir?" Liam rückte an mich heran, Niall reichte mir das Popcorn herüber. ,,Ja, alles in Ordnung", brummte ich abwesend, konnte nicht wirklich verarbeiten, was da jetzt auf dem Fernseher gezeigt wurde.
,,Ich mach einen Tee, brauchst du sonst noch was?" Fürsorglich fuhr Liam mir durch die Haare. ,,Nein, ich brauch auch keinen Tee. Ich möchte einfach den Film gucken. Es ist acht Jahre her, also alles in bester Ordnung", die beiden wussten, das ich log, Louis und ich hatten eine besondere Bindung gehabt, da halfen mir selbst acht Jahre nicht, ihn vollkommen zu vergessen, aber es war okay. Der Schmerz war nicht mehr alltäglich und längst nicht mehr so präsent. Manchmal war es nur ein kleines Ziehen im Herzen, kurz und aushaltbar. ,,Okay, wenn dem wirklich so ist..dann lass uns den Film schauen", Liam kuschelte sich nun auch in eine Decke und Niall, nachdem er das Popcorn zurückeroberte hatte, ebenfalls. Am Ende des Abends hatte ich nicht einen Fetzen des Filmes behalten, mein Kopf war so voll und doch so leer, das ich ohne viele weitere Worte nach oben in mein Zimmer ging, mich einschloss und einen neuen Song schrieb.
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Da hat Harry das ganze wohl immer noch nicht vollständig überwunden, aber er gibt sein bestes..wer kann es ihm verübeln? :c
Ich wünsche euch allen einen schönen ersten Advent und eine fröhliche Weihnachtszeit!💗
All the love xx