21. Schmerz

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Ardianas Sicht:
Während die Angst in mir immer mehr stieg, erhob sich Enes langsam und rückte seine Sachen zurecht.
Ich konnte nicht anders als auf dem Boden sitzen zu bleiben und hektisch zu atmen.

Loan brüllte mich an: ,,Was wird das hier? Was wird das?"

Ich stand sofort auf und begann zu stottern. Ich hatte Angst vor Loan. Denn bei einem albanischen großen Bruder konnte man nie wissen und ich wusste nicht was er dachte.

Ich fing an zu stottern: ,,Ehm..-Loan..-also ich..-das ist nicht so, wie du es siehst."

Mehr Klischee konntest du in diesen Satz jetzt nicht mit einbringen. Hört sich so an als hättest du ihn betrogen oder so. Halt's Maul innere Stimme.

Loan kam einen Schritt auf mich zu und knurrte gefährlich: ,,Fol (rede)!"

Ohne überhaupt zu realisieren was ich da tat, schielte ich kurz rüber zu Enes und sah ihn hilflos an. Er erwiderte meinen Blick, wobei er mir ermutigend in die Augen starrte und mir ein sicheres Gefühl gab, wobei ich mich eigentlich garnicht so sicher fühlen sollte. Und obwohl mein großer Bruder vor mir stand, entspannte ich mich etwas und ich sah wieder zu ihm hoch. In dem Moment packte er mich ganz plötzlich am Arm und zog mich nach vorne. Ich stolperte kurz und knallte gegen Loan als er plötzlich stehen blieb. Mein Kreislauf begann sich zu drehen und auch meine Augen sahen langsam Sternchen. Für einen Moment dachte ich es sei vorbei, doch dann drehte Loan sich zu mir um und packte mich am Kinn.

Er knurrte: ,,Du riechst nach ihm."

O mein Gott.

Ich schluckte hart und verkrampfte mich noch schlimmer als davor. Wenn Loan schon den Geruch von dem Jungen, den ich liebte, erkannte..-Dann müsste schon jeder wissen, mit wem du es hier zutun hattest.

Irgendwann war ich so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich überhaupt nichts mehr richtig mitbekam und nur noch die gedämpften Töne von Loans Gebrüll hörte. Doch kaum war ich mit meinen Gedanken bei Enes angekommen, hörte ich etwas schellen und nachdem mein Gesicht zur Seite flog und meine Wange anfing zu brennen, wurde mir klar, dass mein Bruder mir gerade eine geklatscht hatte.

Er hat dich geschlagen.

Mein Gesicht schellte zur Seite und die Tränen schossen mir in die Augen. Ich traute mich nicht mal mehr hochzusehen, so sehr überkam mich die Angst. Er hatte mich geschlagen und das vor Enes. Spätestens wenn Enes dieses Haus verlassen würde, würde er sich über mich lustig machen oder sich sogar freuen, dass ich Schläge von meinem Bruder bekommen hatte und das nur wegen ihm. Mich überkam plötzlich eine riesige Wutwelle Enes gegenüber, denn es war eigentlich auch alles wegen ihm passiert. Aber als ich ihm aus dem Augenwinkel beobachtete, sah ich, dass er die Luft scharf einzog und mich mit offenem Mund anstarrte. Er hat es selbst noch nicht realisiert.

Langsam quollen mir meine Tränen aus den Augen und ich spürte schon, dass sich alles um mich herum anfing stärker zu drehen. Meine schmalen Finger hatte ich mit einander verknotet, damit mich den Druck meiner Schmerzen irgendwo verkneifen konnte. Noch dazu verspürte ich einen Druck an meinem Ohr und es piepte.

Loan brüllte mir ins Ohr: ,,Wo ist deine Ehre hin?"

Enes zog mich plötzlich am Arm zur Seite und stellte sich vor Loan. Ich taumelte ein paar Schritte hin und her und setzte mich langsam auf den Klodeckel, da ich angefangen hatte zu zittern und mich irgendwie nicht mehr halten konnte. Ich zitterte am ganzen Körper und die Tatsache, dass ich versuchte mir an meine brennende Wange zu fassen, machte es auch nicht besser. Dabei versuchte ich meinen zitternden Atem auch noch unter Kontrolle zu halten.

My Albanian Hero / Enes, der albanische PlayerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt