Kapitel 61

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Und wieder stand er vor mir.

Das war die vermutliche letzte Chance, die ich hatte um alles wieder in Ordnung zu bringen.

"Natürlich nur wenn du Zeit hast", fügte ich hinzu und musste zugeben, dass ich nur zu gut wusste wie verzweifelt ich klang.

Blakes Gesichtsausdruck blieb kühl, doch ich sah Besorgnis in seinen Augen und er nickte.

Zu meiner Überraschung.

Er hielt mir die Tür auf und ließ mich eintreten.

Ich merkte dabei, dass er etwas angespannt war und biss mir leicht auf die Lippe.

"Es wird bestimmt eine Weile dauern, oder?", fragte er nach und ich war mir sicher, dass er sich erhoffte, dass ich ihm alles erklären wollte.

Doch so einfach war es micht.

Nicht dieses Mal.

Vermutlich beobachtete Valentinus jeden meiner Schritte.

Ich zwang mich dazu zu nicken.

"Soll ich uns Tee oder Kaffee machen?", bot er an und der Ton seiner Stimme wurde immer noch nicht wärmer.

"Kaffee wäre gut", antwortete ich ihm.

"Willst du schon hoch in mein Zimmer?", wollte er wissen und bei dieser Frage klang er nur noch besorgt. "Du zitterst vor Kälte."

Ich nickte und hoffte, dass er nicht merkte, dass ich nicht wegen dem Dezemberwetter zitterte.

Sondern nur vor Nervosität.

"Ich komme in etwa fünf Minuten nach", versprach Blake mir und verschwand in die Küche.

Ich sah ihm kurz nach, bevor ich in sein Zimmer eilte.

Fünf Minuten um den Dolch zu finden, das war zeitlich sehr knapp, doch ich musste das Beste hoffen.

Ich öffnete die Tür zu Blakes Zimmer und mein Blick glitt suchend hin und her, während mich die Unruhe erfasste.

Wo würde ich den Dolch meines verstorbenen Vaters aufheben?

Ich öffnete hoffnungsvoll die Nachttischschublade, doch die war bis auf ein Bild, von Blake und seinen wahren Eltern, leer.

Nah dran.

Doch ich war mir noch sicherer, dass der Dolch in der Nähe des Bettes sein musste.

Ich hob das Kopfkissen an und auch dort war er nicht.

Bis ich aus den Augenwinkeln sah wie etwas auf Blakes Schreibtisch im Sonnenlicht aufblitzte.

Ich fuhr herum, nur um besagten Dolch auf seinem Schreibtisch zu sehen und alles sah so aus als wäre Blake gerade dabei gewesen die Waffe zu reinigen.

Wenn ich den Dolch jetzt nahm würde es nicht lange dauern bis Blake bemerkte, dass er weg war.

Doch hatte ich eine Wahl?

Ich griff nach dem Dolch und ließ ihn in meiner Jackentasche verschwinden.

Dann setzte ich mich auf Blakes Schreibtischstuhl und hörte kurz darauf wie jemand die Treppe hochkam.

Ich schloss die Augen und lauschte bis ich hörte wie Blakes Zimmertür geöffnet wurde.

Er kam herein mit zwei bunt gemusterten Tasse, einem besorgten Gesichtsausdruck und näherte sich mir.

Die eine Kaffeetasse hielt er mir wie ein Friedensangebot hin.

Ich nahm sie entgegen und beobachtete wie Blake sich gegen seinen Schreibtisch lehnte.

"Worüber wolltest du reden?", fragte der Halbberserker mich.

Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, bevor ich ihn wieder ansah. "Ich weiß nicht mehr weiter, Blake", sprudelte es aus mir heraus.

Meine Stimme klang verzweifelter als beabsichtigt und ich drückte die Kaffeetasse fester in meine Hand.

Blake strich mir über die Schulter. "Ich weiß, du hast deine Mutter wegen Chrysis verloren", bemerkte er sanft und beruhigend. "Aber ich garantiere dir, dass du so etwas nicht noch einmal erleben musst."

"Blake, sie haben Grigorios und Shaw Weston in ihrer Gewalt", erinnerte ich ihn resigniert. "Sie hatten meinen Bruder und uns auch schon entführt. Sie haben auch schon versucht uns zu töten. Bei meinen Eltern haben sie es geschafft."
Ich seufzte. "Es kann so nicht weitergehen."

Blake nickte leicht. "Ich weiß, ich weiß", stimmte er mir leise zu.

"Irgendetwas muss getan werden", fügte ich hinzu. "Aber ich weiß nicht was ich ausrichten kann."

Blake strich mir abwesend durch die Haare, seine Augen auf meine gerichtet und ich merkte, dass er versuchte positiv zu klingen.
"Überlass das mir", meinte er.

Ich nahm noch einen Schluck meines Kaffees.

"Und dann habe ich dich auch noch so von mir gestoßen", murmelte ich.

Blake lächelte leicht. "Keine Sorge, ich verstehe dich", munterte er mich auf und ich war mir nicht sicher ob er das ernst meinte.

"Es tut mir leid", flüsterte ich kaum hörbar und biss mir auf die Lippe um nicht davon zu erzählen, dass Valentinus mich kontrollierte. "Ich muss gehen."

Ich war auf den Beinen, kaum das der Satz meine Lippen verlassen hatte, stellte meine Tasse ab und ließ Blake rennend hinter mir.





**Ich weiß nicht wer mir in diesem Kapitel mehr leid tut, Ivory oder Blake.

Schreibt in die Kommentare wer euch mehr leidtut.

Soll bald wieder ein Kapitel aus Blakes Sicht kommen?

Liebe Grüße
Julia**

School of Warriors - Screaming Ghost (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt