Kapitel 57

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Ich hatte wohl keine andere Wahl als es hinzunehmen.

Valentinus bezahlte für uns beide und dann standen wir gemeinsam vom Tisch auf. Ich hatte Angst davor, dass er mich begleiten würde.

Doch ich zwang mich ruhig zu bleiben.

Ich durfte einfach nicht den Fehler machen und die sicheren, großen Straßen verlassen. Dann dürfte ich zumindest etwas sicherer sein.

Zusammen mit Valentinus verließ ich das Black Rose.

Eine ungute Vorahnung hatte sich in mir breit gemacht und ich achtete darauf Abstand zu meinem größten Feind zu halten.

Schweigen herrschte während wir nebeneinander hergingen.

"Was habt ihr vor?", fragte ich irgendwann als wir eine große Straße betraten.

Valentinus sah mich an. "Genug", antwortete er mir und lächelte leicht. "Es gibt Dinge in dieser Welt von denen du nicht weißt, Zusammenhänge, die du nicht kennst und Geheimnisse, die dir verschwiegen werden."

Er blieb kurz stehen und schloss die Augen. "Aber ich merke schon, dass Grigorios tiefer in allem drinsteckt als du."

Natürlich tat Grigorios das.

Er war der ehemalige Anführer von Redfire.

Valentinus öffnete die Augen und sah mich an. "Aber mit dir können wir auch etwas anfangen", meinte er.

"Ich habe immer noch bis morgen Zeit mich zu entscheiden", erinnerte ich ihn, weil er so sicher bei der Tatsache klang, dass ich mich ihnen anschließen würde.

Er nickte und grinste finster. "Ich bin mir sicher, dass ich deine Antwort schon kenne."

Ich zuckte mit den Schultern.

Wahrscheinlich tat er das wirklich.

Doch daraufhin kehrte wieder Schweigen ein.

Ich bemerkte schließlich, dass der Weg den wir nahmen mich nicht zu meiner Wohnung führen würde.

Sondern zu der meiner Mutter.

Wussten sie nicht, dass ich eine eigene Wohnung hatte?

Aber wer war dann letztens bei mir in der Wohnung gewesen?
Das konnte doch eigentlich nur jemand von Chrysis gewesen sein, oder?

Was hatten sie dann allerdings im Tagebuch meines Vaters gesucht?

Wie gerne hätte ich jetzt Grigorios. Er wüsste auf solche Fragen eine Antwort.

Blake auch, bemerkte mein Unterbewusstsein.

Ich zwang mich diesen Gedanken zu ignorieren.

Das Haus in dem meine Mutter wohnte kam in Sicht und ich suchte meinen Schlüssel heraus.

Valentinus blieb neben mir stehen während ich die Tür aufschloss.

"Hey, Mum", rief ich in den dunklen Gang. "Ich bin zuhause."

Es kam keine Antwort, doch ich war mir sicher, dass meine Mutter zuhause war.

"Dann bis morgen", verabschiedete Valentinus sich und beugte sich leicht zu mir. "Es ist übrigens nichts persönliches, sondern lediglich die letzte Warnung."

Ich sah ihn verständnislos an.

"Ich kann das auch jedem anderen antun, der dir jemals etwas bedeutet hat", flüsterte er. "Je nachdem wie du dich entscheidest."

Damit wandte er sich von mir ab und ging.

Ich stand noch einen Moment verwirrt in der Tür bis mich die Erkenntnis traf wie ein Blitz.

Meine Mutter.

Ich stürzte in die dunkle Wohnung und mein Blick glitt hin und her auf der Suche nach meiner Mutter.

Ein leises Geräusch drang aus dem Schlafzimmer meiner Eltern.

Ich trat die Tür fast schon aus den Angeln, nur um dann im Türrahmen zu erstarren.

"Ivory...", hörte ich die kraftlose Stimme meiner Mutter.

Meine Beine trugen mich zu ihr und ich kniete mich neben sie.

Auf dem Boden hatte sich viel Blut gesammelt und ich wusste, dass ich zu spät war.

Vorsichtig legte ich den Kopf meiner Mutter auf meine Oberschenkel und sah ihr trauriges Lächeln.

"Oh Süße, was habe ich dir nur angetan?", fragte sie mich und ihre Stimme klang immer schwächer. "Und jetzt musst du mir auch noch..." Sie hustete. "Beim Sterben zu sehen..."

Ich blinzelte mehrfach.

Es gab nichts, dass ich sagen konnte.

Ich sah nur zu gut wie schwer es ihr fiel mit mir zu reden, zu atmen und die Augen offen zu halten.

"Ich habe eine..." Meine Mutter räusperte sich. "Bitte an dich."

Als ich nickte fuhr meine Mutter noch schwächer fort.

"Wenn dein Vater noch lebt...und du ihn findest", brachte sie heraus. "Sag ihm..." Ihre Stimme brach. "Sag ihm es tut mir leid", fuhr sie schließlich so leise fort, dass ich mich bemühen musste es überhaupt zu hören.

Ich nickte.

Dann schlossen sich ihre Augen.

Als der Krankenwagen kam wusste ich, dass ich drei Dinge zutun hatte.

"Ich vergebe dir", brachte ich hervor und drückte meine Mutter ein letztes Mal an mich.

Damit hatte ich die leichteste Sache abgehakt.




**Jetzt ist Ivory auch ein Waisenkind, wie Blake.

Ich weiß nicht was ich noch dazu sagen soll.

Wie würdet ihr euch an Ivorys Stelle entscheiden?

Liebe Grüße
Julia**

School of Warriors - Screaming Ghost (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt