Kapitel 41

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Meine Hand wanderte zu meiner blutenden Wange und dann entdeckte ich das Messer, das neben meinem Kopf in der Wand steckte.

Ich erkannte auf den zweiten Blick, das an dem Griff des Messers ein zusammengerolltes Papier hing.

"Glaubst du mir jetzt?", knurrte Hora und klang frustriert.

Ich nickte, riss das Messer aus der Wand und merkte wie mein Exfreund nach meiner Hand griff. Er zog mich kraftvoll aus der Gasse heraus und in eine mir unbekannte Richtung.

Ich hörte wie er immer wieder Flüche in unterschiedlichen Sprachen ausstieß und ich konnte nicht sagen was er verfluchte.

Vermutlich mich.

Wir bogen um eine Straßenecke und wenige Meter weiter hielt Hora mir eine Tür auf.

Er ließ mich rein und ich erkannte sofort, dass ich bei seiner Familie zuhause war. Die Bilder an der Wand des kleinen Flurs, die überwiegend nur Hora und seine kleine Schwester zeigten, kannte ich noch viel zu gut.

Ich merkte wie er hinter mir eintrat.

"In meinem Zimmer können wir in Ruhe reden", meinte mein Exfreund.

Ich nickte und ging auf die Tür zu, die in Horas Zimmer führte, doch ich zwang mich dazu ihn nicht aus den Augen zu lassen.

Horas Zimmer hatte sich nicht großartig verändert.

Er hatte immer noch dieselben blau gestrichenen Wände, den Schreibtisch, der fast voll und ganz von einem Bildschirm eingenommen wurde, ein schwarzer Sessel, das große Bett, von dem ich aus einiger Erfahrung wusste, dass er es brauchte - er schlief sehr ruhig - und ein Kleiderschrank mit Spiegeltüren.

Nach kurzer Überlegung setzte ich mich auf den Sessel.

Während Hora sich vor mir auf den Boden setzte und für einen Moment die Augen schloss.

Ich würde ihm eine weitere Chance geben mir alles zu erklären.

"Hast du mir vertraut als du noch nicht wusstest, dass ich ein Krieger bin?", fragte er mich.

Die Frage überraschte mich.

Erinnerungen zogen an meinem geistigen Auge vorbei.

"Wir waren zusammen", erinnerte ich ihn und verschränkte die Arme. "Natürlich habe ich dir vertraut, aber scheinbar du mir nicht."

Ich sah wie Hora bei meinen Worten schuldbewusst zusammen zuckte.

Doch damit hätte er rechnen müssen.

Bei allen Dingen, die in den letzten zweieinhalb Monaten passiert waren, musste ich nicht auch noch herausfinden, dass ein langjähriger Freund und Exfreund von mir, mich eigentlich die ganze Zeit belogen hatte.

"Du musst mich erklären lassen", flehte Hora.

Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf. "Ich will nicht noch einmal die Erklärung hören, die du mir schon einmal gegeben hast", fuhr ich ihn an mit diesen Worten stand ich auf und spielte mit dem Gedanken einfach zu gehen.

"Warum hätte ich dich vor Valentinus retten sollen, wenn ich zu Chrysis gehören würde?", fing er leise an.

Ich sah ihn an. "Sag du mir warum du mich gerettet hast", verlangte ich schulterzuckend. "Ehrlich und die ganze Wahrheit."

Hora vergrub den Kopf in den Händen und seufzte. "Ich darf dir nicht die ganze Wahrheit sagen", entgegnete er. "Ich würde gerne, aber ich darf es nicht."

In diesem Moment war ich einfach nur enttäuscht.

Hora stand auf und kam zu mir, er hob eine Hand und ließ sie dann wieder fallen.

Erst dann bemerkte ich die Tränen, die sich in meinen Augen formten.

Mein Leben hatte innerhalb von zweieinhalb Monaten eine merkwürdige Wendung genommen.

"Lass mich einfach in Ruhe", fuhr ich Hora an und verließ sein Zimmer. Meine Schritte wurden auf dem Weg zur Haustür immer schneller.

Dann riss ich die Haustür auf und stürzte auf den Gehweg.

Ich rief mir ins Gedächtnis wo die nächste Tube Station war und musste feststellen, dass ich Schritte hinter mir hörte.

Hora, schoss mir durch den Kopf.

Ich bat darum, dass er aufgeben würde.

Das Schild für den Eingang zur Tube kam bereits in Sicht und ich zwang mich dazu noch schneller zu werden.

Mein Herz pochte gegen meine Rippen, mein Atem ging zu schnell über meine Lippen und meine Finger hatten sich unnachgiebig um das Messer von Valentinus gekrallt.

Kaum betrat ich den Bahnhof schob ich das Messer in meine Jackentasche und stellte fest, dass meine Bahn als nächstes kam.

Die Bahn fuhr ein und ich stieg ein.

Mein Blick glitt über meine Schulter und ich sah Hora auf der Plattform stehen, ein trauriger Ausdruck hatte sich über sein Gesicht gelegt.

Doch ich löste das Stück Papier von dem Messer und faltete es langsam auseinander.






**Dieses Ende eines Kapitels.

Liebe Grüße und euch allen eine schöne Woche
Julia**

School of Warriors - Screaming Ghost (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt