Chapter 11

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, blickte ich direkt in die blauen Augen von Piet.

"Guten Morgen, wunderschöne Frau."

Er lächelte und brachte mich damit ebenfalls zum Lächeln.

"Danke, dass du noch hier bist."

"Warum sollte ich gegangen sein?"

Ich lächelte. Er gab mir so viel Liebe.

"Ich weiß es nicht."

Sanft küsste er mir die Stirn.

"Ich habe schon nach Becca geschaut und ihr Fiebersaft gegeben. Sie schläft inzwischen wieder."

"Danke."

"Das ist das mindeste, was ich tun kann."

Ich küsste ihn wieder. Ich bekam von ihm die Liebe, die mir von Clint seit Monaten verwehrt wurde. Und ich konnte es nicht verneinen, dass ich ihn attraktiv fande. Er war zwar nicht Clint, aber er war attraktiv auf seine Art. Und er hatte etwas an sich, was ich zu lieben lernte.

Langsam löste ich mich und schaute in sein lächelndes Gesicht. Er strich mir sanft über mein Gesicht und über meine Lippen, bevor er noch einen weiteren Kuss auf diese drückte und mich dann zum Aufstehen bewegte.

"Na komm, ich hab uns etwas essbares von unten besorgt und ne Flasche Orangensaft."

Ich lächelte, als er mir die Tür öffnete und er die Hand um meine Taille legte, während wir zum Esstisch liefen. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und kurz, bevor wir uns setzten, küsste er mich nochmal.

"Ich weiß nicht, wie lang ich es noch machen darf, ohne verprügelt zu werden." war seine Begründung.

"Ich passe schon auf dich auf."

Ich lächelte und nahm Platz.

"Also wenn, dann ist es andersrum. Ich passe auf dich auf."

Er lächelte mich sanft an und gab mir einen Semmel, bevor er sich selbst einen nahm. Wir aßen leise redend, um Becca nicht aufzuwecken. Sie sollte ihr Fieber ausschlafen. Hoffentlich schlug der Fiebersaft bald an.

Abräumen übernahm Piet während ich duschen ging und versuchte, all die Probleme der letzten Tage zu vergessen. Ich versuchte so wenig wie möglich an Clint zu denken. Genauso wenig wie an den Traum letzte Nacht.

...Ich war wieder in unserem Landhaus. Ich wollte abhauen, ich spürte die Bedrohung, doch ich konnte nicht, alle Türen waren verriegelt und die Scheiben aus Plexiglas, unzerstörbar, zumindest für mich. Ich hörte ihn. Ich hörte ihn nach mir rufen. "Sina!" rief er. "Komm raus." Doch ich dachte nicht daran, rauszukommen. Ich wusste, dass er mich töten würde, wenn ich rauskäme.

Ich hörte Schritte auf mein Versteck zukommen. Er wusste, wo ich war, doch er ließ mich zappeln. Er lief den Gang runter, Richtung Beccas Zimmer. 'Becca!' schrie es innerlich in mir, und ich betete inständig, dass sie nicht in dieser Welt war. In der Welt, in der ihr Vater ein gesuchter Serienkiller war. Doch natürlich. Ich hörte sie. Wie sie weinte. Ich konnte das nicht. Ich konnte nicht in meinem Versteck bleiben und zuhören, wie er sie tötete. Ich sprang aus dem Schrank und rannte auf das Zimmer zu, doch das Schreien war verstummt und als ich das Zimmer betrat, sah ich, wie er Beccas Kopf an den Haaren hielt, abgetrennt von ihrem Körper. Meine Hände flogen zu meinem Mund und ich stolperte rückwärts wieder aus dem Zimmer, doch er folgte mir. Ich flog die Treppe runter und schrie, hämmerte gegen die Tür, doch es hatte alles keinen Sinn...

"Sina, alles in Ordnung?"

Piet stand entsetzt im Bad. Jetzt erst merkte ich, wie mir die Tränen die Wange runterliefen und ich verzweifelt gegen die Duschtüre hämmerte. Piet öffnete diese und stellte das Wasser ab, bevor er mir mein Handtuch reichte.

"Was hast du?"

Ich schluckte und dachte daran, wie real sich alles angefühlt hatte. Das Messer, das mich durchbohrte...

"Ich hatte letzte Nacht einen schrecklichen Albtraum..." murmelte ich und trocknete mich nebenher ab, während weiter Tränen über mein Gesicht rollten und ich Piet die Kurzfassung davon erzählte. Nachdem er mir meine Klamotten gereicht hatte und ich wieder angezogen war, fiel ich ihm in die Arme und weinte. Ich spürte, wie angespannt er war und konnte mir nur allzu gut denken, was er dachte: 'Er macht sie so kaputt, doch sie liebt ihn trotzdem.'

"Jetzt beruhig dich erst mal."

Er nahm mich auf die Arme und trug mich in mein Bett und legte sich zu mir. Ich kuschelte mich an ihn, als könne das meine Gedanken aufhalten, die sich ständig im Kreis drehten.

Ich beruhigte mich allmählich, nur noch zitterte ich am ganzen Körper. Piet strich mir wieder beruhigend über den Rücken und ließ mich einfach, bis ich mich von selbst wieder beruhigt hatte. Ich konnte ihn wieder anschauen und er küsste mich sanft. Seine Wärme, seine Nähe, all das beruhigte mich extrem. Ich erwiederte diesen Kuss und fuhr ihm durch die blonden Wuschelhaare. Er löste sich lächelnd.

"Gehts dir jetzt besser?"

Ich nickte lächelnd und legte meinen Kopf wieder an seine Brust.

Wir verbrachten den ganzen Tag in meinem Apartment und redeten. Er versuchte hauptsächlich mich von Clint abzulenken, doch ich hatte zwei weitere Zusammenbrüche und ich konnte die Sorge in Piets Augen sehen. Doch er sagte nichts, er war einfach nur für mich da. Und genau das war das, was ich gerade brauchte.

*

Ich kann nicht schlafen. Meh. Zu viel Mate getrunken. Da ist Koffein drin ohne Ende 😂

Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Where stories live. Discover now