Chapter 13

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Ich träumte schlecht. Sehr sogar. Von Steve, wie er im Kampf starb. Von Clint, wie er mich auslachte, als ich neben Steves Leiche saß und trauerte. Ich wusste, dass er mir mehr bedeutete, als ich mir eingestand, doch ich redete mir ein, dass es besser so wäre. Schließlich wachte ich schweißgebadet auf. Ich schaute auf die Uhr. 1:32 Uhr. Ich hatte kaum zwei Stunden geschlafen. Das hatte ich schon lange nicht mehr, seit der Sache mit Loki.

Schließ deine Gefühle ein, so wie früher. Es ist nur ein Mann, den du noch nicht mal lang kennst. Reiß dich zusammen und komm drüber weg. Hätte Loki dich doch nur getötet...

Ich stand auf und zog mir etwas über. Dann schlich ich leise in die Mensa wie in jeder schlaflosen Nacht. Dort ließ ich mir einen Kakao aus dem Automaten und setzte mich an einen der Tische, der eher abseits stand. Eigentlich machte es keinen Unterschied, wo ich saß, um diese Uhrzeit war hier sowieso niemand, jeder, der auf war, war in der Brücke oder im Hangar und leistete die restlichen Reparaturarbeiten.

Und dann weinte ich leise vor mich hin. In was war ich hier nur reingeraten? Ich wanderte an meiner persönlichen Grenze, war kurz davor, zusammenzubrechen, weil ich eben doch nur ein Mensch war und nicht so Belastungsfähig wie manch anderer auf diesem Flugzeug. Das mit Loki hatte mich stark beeinträchtigt, es beeinträchtigte mich in jedem Schritt den ich tat. Ich hatte keinen Hunger, konnte nicht schlafen. Dann die Sache mit Steve. Die Gefühle die ich mir verbat. Der letzte Kuss, der mich verfolgte, in jedem Traum.

Träne für Träne rollten über meine Wangen und bildeten kleine Pfützen auf dem Tisch. Und es hörte nicht auf. Nein. Es wurde immer schlimmer, denn ich fühlte mich so allein. Und das war ich auch. Ich hatte niemanden zum reden, weder auf diesem Schiff noch Zuhause. Ich hatte, seit ich von daheim abgehauen war, eine sichere Distanz zu jedem Menschen gewahrt, der mir zu nahe kommen wollte. Keine sozialen Kontakte bedeuteten keine Verpflichtungen, so etwas wie einen Freundschaftscodex einhalten zu müssen. Es war in vielen Dingen einfacher, doch in so vielen anderen Punkten schwieriger.

Traurig starrte ich auf die braune Flüssigkeit im Becher vor mir, die ich eigentlich nur aus purer Routine aus dem Automaten gelassen hatte und inzwischen kalt geworden war. Ich hatte eigentlich keine Lust, sie zu trinken und schon gar nicht, wenn sie kalt ist.

Verärgert über die Tatsache wurde ich noch wütender und ballte meine Hände zu Fäusten. Sanft legte sich eine andere Hand auf diese. Ich schaute auf und sah in die bekannten blau-grauen Augen von Clint.

"Shh, ganz ruhig."

Mein Blick glitt wieder auf den Tisch, weitere Tränen stahlen sich aus meinen Augenwinkeln.

"In was bin ich hier nur hineingeraten?" Meine Stimme klang erstickt und heißer. "Ich meine, was soll ich hier? Ich schaff das nicht. Ich bin kurz davor, eine persönliche Grenze zu erreichen, die mich in die Knie zwingt."

"Ich weiß. Ich sehe es jeden Tag."

Er schwieg kurz. Dann fuhr er fort.

"Seit dem Vorfall mit Loki bist du anders. Du schläfst kaum, du isst kaum, du isolierst dich, du hast schlechte Träume. Und das ist nicht gut. Und wenn du so weitermachst, könntest du mental in was schlimmeres reinrutschen."

"Ich weiß. Aber was soll ich machen? Ich pack das nicht."

Betretenes Schweigen herrschte, denn selbst Clint wusste, dass das für einen normalen Menschen nicht zu schaffen war. Jedoch sagte er:

"Wir finden einen Weg. Ich bin auch nur ein Mensch, kein Superheld. Wir finden zusammen einen Weg, mit dem es dir besser geht. Und wir finden einen Weg, deinen Ruf als Caps Flittchen verschwinden zu lassen."

Verwirrt schaute ich auf und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht.

"Bitte was?"

"Jemand hat rum erzählt, dass du des Captains Flittchen bist. Du schläfst mit ihm, damit er dir bessere Dinge besorgt - besserer Arbeitsplatz, besseren Job, besseren Status in der Welt. Berühmtheit."

Entsetzt schüttelte ich den Kopf.

"Das mit Steve ist vorbei, ich schwöre es dir! Und ich hab mit ihm nicht geschlafen, so lang waren wir gar nicht zusammen! Was zur Hölle...?"

Er nickte.

"Ich weiß. Wir kriegen das hin. Wie ich schon sagte: Wir finden einen Weg, und das werden wir."

Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz