Chapter 10

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Ich saß am Esszimmertisch und Pietro direkt vor mir; er hielt mir zwei Kühlpads an die immer noch geröteten Wangen. Ich hingegen weinte. Und ich konnte nicht aufhören. Mein Mann hatte eben auf mich eingeschlagen. Ihn hatte es nicht einmal interessiert, dass ich unsere Tochter auf dem Arm hatte. Er hatte mich einfach immer wieder geschlagen. Ich dachte immer, dass das nur in Geschichten und vielleicht noch in den untersten Gesellschaftsschichten geschah, aber ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren würde.

"Sina? Geht es dir besser?"

Pietro schaute mich mit besorgtem Gesicht an. Ich schüttelte den Kopf.

"Das war mein Mann Pietro. Er hat mich geschlagen."

Ich redete als würde ich es einem kleinen Kind erklären müssen, doch eigentlich versuchte ich es nur zu verstehen, was eben passiert war. Es kam mir so surreal vor.

"Sina?"

Diesmal war es Steve, der ins Zimmer gekommen war.

"Wie geht es ihm?"

Er schüttelte den Kopf.

"Er hat dich gerade fast verschlagen und du frägst, wie es ihm geht? Die Frage ist eher Wie geht es dir?"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Du solltest nicht mit ihm reden. Warte ab, was passiert. Ich werde nochmal mit ihm reden."

"Was soll das bringen Steve? Tony hats versucht, Piet war gestern bei ihm und es wurde alles nur schlimmer."

"Ich mach das schon. Vertrau mir."

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er wieder nach draußen verschwand.

Eine halbe Stunde später kam Stark in mein Apartment mit dem Fiebermittel für Becca. Ich konnte inzwischen wieder ohne Kühlpacks rumlaufen, meine Wangen waren so weit runtergekühlt, dass das jetzt der dominierende Grund war, weswegen diese rot waren. Als ich Stark sah, wäre ich wieder fast in Tränen ausgebrochen, aber Piet nahm ihm das Mittel ab und ging hoch zu Becca, um es ihr zu geben. Er wich nicht von meiner Seite. Kein einziges Mal an diesem Tag. Nicht mal, als ich mich abends schlafen legte. Da stellte er sich vor die Schlafzimmertür und passte auf, dass niemand reinging. Gleichzeitig konnte er auch hören, falls ich etwas brauchte.

"Piet?" rief ich ihn nach einiger Zeit. Langsam ging die Türe auf und ich sah seine Umrisse im Dunkeln.

"Brauchst du was?"

"Kannst du dich zu mir legen?"

Meine Stimme war belegt von den Tränen, die ich schon den ganzen Tag über weinte.

"Natürlich."

Kurz darauf spürte ich ihn neben mir. Ich zog mich zu ihm und drückte mein Gesicht an seine Brust. Er fing an sanft meinen Rücken mit einer Hand zu kraulen und stützte auf der anderen seinen Kopf ab.

"Du weinst immer noch?"

Ich nickte. Ich war kaum zu mehr fähig. Mein Schädel brummte und mir war schwindelig.

"Wann hast du das letzte mal etwas getrunken? Du musst deinen Wasserhaushalt ausgleichen."

"Ich weiß es nicht... heute morgen vielleicht..."

Ich spürte, wie er auf einmal weg war, jedoch in Sekundenschnelle mit einer Flasche Wasser zurück kam.

"Trink."

Ich setzte mich auf und schraubte die Flasche auf. Mit zitternden Händen trank ich einige Schlucke. Das kühle Wasser rann mir guttuend die Kehle runter und so hatte ich schnell fast die Hälfte der Flasche getrunken.

"So ist es gut. Gib deinem Körper, was er braucht."

Piet lächelte mich an, das konnte ich durch das sanfte Mondlicht, was durch das Fenster fiel, sehen. Ich stellte die Flasche neben das Bett, bevor ich mich wieder an ihn kuschelte und er wieder sanft meinen Rücken streichelte.

"Kannst du bei mir bleiben?"

Ich hatte zu viel Angst alleine. Viel zu viel Angst, dass Clint reinstürmte und mich ein für alle mal erledigen würde. Angst vor der Dunkelheit. Angst vor dem Schlaf. Denn ich wusste, dass mich die Erlebnisse des heutigen Tages in Form von Albträumen im Schlaf heimsuchen würden und ich wollte nicht alleine sein, wenn ich wieder schweißgebadet, weinend aufwachte.

"Natürlich, wenn du das möchtest."

Ich legte meinen Arm so hin, dass ich auf jeden Fall merken würde, wenn er aufstand.

"Danke Piet."

Ich schaute nach oben, und vielleicht war es die Einsamkeit, die mich überkam, weil Clint mich so behandelt hatte, aber ich küsste ihn, bevor ich meinen Kopf wieder an seine Brust legte und durch die Liebkosungen an meinem Rücken langsam aber sicher einschlief.

*

Ich bin zur Zeit so motiviert, das glaubt ihr gar nicht. Solang Ferien sind könnt ihr euch auf jeden Fall erst mal auf zwei Kapitel pro Tag freuen, ich bin so gut drauf zur Zeit 😊

Eure Jenny

Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt