Chapter 6

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Diskussionen. Es war das, was die nächsten Stunden prägte. Und obwohl ich immer wieder auf mein Handy schaute, meldete sich Clint nicht. Er fragte nicht mal, ob er herkommen sollte oder was passiert sei. Es war ihm schlicht weg egal. Pietro bemerkte, dass es mich runterzog und nahm mich mit in sein Zimmer.

"Hör auf, ständig auf dieses dumme Handy zu starren!" meinte er zu mir.

"Er ist mein Mann, Piet. Er könnte sich wenigstens melden..."

"Ich würde dir ja jetzt gerne sagen, dass ich dich verstehe. Aber die Wahrheit ist, dass ich es nicht tue. Ich war noch nie verheiratet und meine letzte Beziehung ist auch wieder ewig her. Als Superheld bist du dir eben nie sicher, ob derjenige nur mit dir zusammen ist, weil du eben der Superheld bist. Was ich sagen möchte ist, dass du langsam nach vorne schauen solltest und dich eventuell auch auf das Schlimmste vorbereiten musst. Ich will nur, dass du jetzt nicht unglücklich bist und du bei mir jetzt in diesem Zimmer sitzt und nicht mit deinem Kopf irgendwo bei Clint bist, der gerade auf eurem Sofa liegt, Bier trinkt, Chips isst und immer fetter wird."

Diese Worte brachten mich doch zum grinsen.

"Ich kann sowieso nicht verstehen, warum du den geheiratet hast, wo du doch mich hättest haben können." Er grinste mich schelmisch an und ging in Piet-Geschwindigkeit uns Eis und zwei Löffel holen.

"Schokoeis. Weil ich es liebe und es bei Liebeskummer hilft."

Er reichte mir den zweiten Löffel und hielt mir dann die Packung hin. Ich nahm beherzt einen Löffel raus und aß. Es tat wirklich gut, dass er mir so zur Seite stand.

"So will ich das sehen. Das Lächeln steht dir viel besser als dieses nachdenkliche Gesicht. Macht dich jünger und attraktiver."

"Danke Piet. Dass du für mich da bist."

Er lächelte mich sanft an.

"Immer doch."

Die Zeit verstrich und ich beschloss kurz vor sechs, nach Hause zu fahren.

"Danke für den Nachmittag. Das hat mir wirklich gut getan."

"Immer doch. Sicher, dass du schon heimgehen möchtest?"

"Möchten nein, aber Becca wartet auf mich. Vielleicht interessiert es Clint einen Mist, was mit mir ist, aber Becca zählt auf mich. Außerdem will sie mir sicherlich von ihrem Zoo-Besuch erzählen."

Ich lächelte. Er strich mir noch über die Wange, nachdem er mich lang umarmt hatte und schaute mir dann hinterher, während ich in mein Auto stieg und wegfuhr. Ich fuhr wie selbstverständlich den Weg zu meinem Haus zurück. Als ich ankam, sah ich, dass Becca mit Buddy draußen war und spielte und Clint wie erwartet drin saß, vor dem Fernseher, mit einer Flasche Bier in der Hand. Als Becca mich sah, rannte sie auf mich zu und sprang mir in die Arme.

"Hallo Mommy!"

"Hallo Schatz! Wie war der Zoo heute?"

Sie grinste über das ganze Gesicht.

"Das war sooooo toll! Besonders die Giraffen!"

Ich ließ sie wieder runter.

"Wo warst du den ganzen Tag, Mommy?"

"Ich war bei Onkel Steve und Tante Nat."

"Okay."

Sie rannte lachend davon, Buddy hinterher. Ich lief rein und sah Clint. Mein Herz wurde schwer und wollte nach oben gehen, doch er hielt mich zurück.

"Warum warst du im Tower?"

Ich ballte meine Fäuste.

"Jetzt frägst du? Nicht zufällig, als ich noch im Tower war?! Aber gut, wenn du schon die Frage so dumm stellst, kannst du ja keine Nachrichten geschaut haben. Sonst wüsstest du, was in Lagos passiert ist! Und nur zu deiner Information, das Sokovia-Abkommen wird in drei Tagen verabschiedet, Tony ist dafür und spaltet die kompletten Avengers. Falls du nicht weißt, was dieses Abkommen ist, schau verdammt nochmal Nachrichten anstatt mit Bier und Chips in der Hand Football zu schauen."

Er stand auf, sein Blick undurchdringbar.

"Wie redest du eigentlich mit mir? Du bist meine Frau! Ordne dich gefälligst unter!"

Bitte was?!

"Einen scheiß werde ich tun. Komm mal im 21. Jahrhundert an und benimm dich nicht wie ein Arschloch."

Damit hatte ich den Bogen wohl überspannt, denn ich hörte, wie es klatschte und spürte kurz darauf den brennenden Schmerz auf meiner Wange.

"Nenn mich noch einmal so..."

"Mir reicht es! Ich mach so nicht mehr weiter!"

Mit Tränen in den Augen stürmte ich nach oben, packte mir und Becca Sachen zusammen, nahm sie und Buddy mit und fuhr zurück in den Tower.

"Mommy, was machen wir?"

Becca schaute entsetzt auf Clint, der auf der Veranda stand und uns wütend hinterher schaute.

"Wir gehen zu meinen Freunden. Weg von hier."

"Was ist mit Daddy?"

"Daddy bleibt daheim. Daddy ist... krank. Deswegen müssen wir weg."

"Aber wir müssen Daddy doch gesund pflegen!"

"Nein Becca, hier können wir ihm nicht helfen."

"Aber--"

"Nichts aber!" reagierte ich gereizt. Ich wusste, ich durfte es nicht an ihr auslassen, aber die Tatsache, dass Clint mich geschlagen hatte...

Wir kamen am Tower an. Ich betrachtete die Striemen schnell im Rückspiegel und betete inständig, dass ich niemandem begegnete, wenn ich nach oben ging. Anfangs sah es auch gut aus. Ich meldete mich an und fuhr hoch, ohne bemerkt zu werden. Doch kurz vor meinem Apartment hörte ich, wie jemand hinter mich trat.

"Du bist schon wieder hier?"

Piet.

"Mommy, wer ist das?"

"Becca, geh rein, ich komme gleich."

Diesmal widersprach sie mir nicht und ging mit Buddy nach drin. Ich drehte mich rum, hielt meinen Kopf aber gesenkt.

"Warum bist du hier?"

"Wegen Clint..."

"Schau mich bitte an."

Ich schüttelte den Kopf. Also legte er zwei Finger unter mein Kinn und schob meinen Kopf nach oben - und sah die Striemen von Clints Hand auf meiner Wange.

"Er hat doch nicht etwa...?"

Ich sah das blanke Entsetzen in seinem Gesicht.

"Nein... ist egal..." murmelte ich und ging Becca hinterher ins Apartment und ließ ihn stehen.

Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Where stories live. Discover now