Chapter 38

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Ich saß mit Clint auf unserem Zimmer. Er hatte mich von dem leeren Abteil hier hergebracht, damit ich mich beruhigen und ihm danach alles erzählen konnte, falls ich wollte. Ich hatte mich in seinen Armen zusammengerollt, nachdem wir uns hingelegt hatten und ich hatte mich an seine Brust gekuschelt. Er hielt die Erinnerungen wirklich gut von mir, aber er konnte mich nicht vor allem beschützen.

"Sie schlug mich. Immer. Egal, ob ich schuldig war oder nicht. Denn ich war das einzige Kind von Fury und die älteste. Ich war - bin - das schwarze Schaf der Familie, wenn nicht mal Fury mich wollte und mich bei ihr gelassen hat. Mit 16 bin ich endlich abgehauen, nachdem sie mir logischerweise die Collegekosten nicht zahlen wollte und ich die Anforderungen für ein Stipendium nicht erfüllte. Ich wollte mich nicht verschulden indem ich Studentendarlehen beantragte. Also verschwand ich, erst lebte ich anderthalb Jahre von verlassenen Häusern, unter Brücken und in jedem trockenen Fleck, den ich finden konnte. Und essen erbettelte ich mir oder suchte in Mülleimern, bis ich endlich 18 war und der Army beitreten durfte, schließlich würde ich niemals im Leben ihre Erlaubnis dafür kriegen."

"Mit was schlug sie dich?" fragte Clint vorsichtig und ich wusste ganz genau, dass es ihn so geschockt hatte. Ich wusste genauso, dass er wusste, wie ich versucht habe, es untergehen zu lassen in der Story, die ich erzählt habe.

"Mit einem Gürtel. Manchmal, bis sie meinen Rücken blutig geschlagen hatte, manchmal hatte ich auch Glück und sie hörte nach 20 Schlägen auf und ich hatte einen guten Tag und war noch nicht am bluten. Kam drauf an, wie sie drauf war. Aber unter 20 Schläge fing sie gar nicht erst an. Und müsste ich jetzt einen Durchschnittswert schätzen würde ich sagen, dass es so um die 47 waren. Ich habe sehr gelitten."

Er setzte uns auf, drehte mich mit dem Rücken zu mir, schob meine Haare zur Seite und hob mein Shirt. Er legte somit die vielen Narben frei, die ich davongetragen hatte, in den vielen Jahren, die ich bei ihr aushalten musste. Und die ich bei ihr ausgehalten habe, bis ich endlich den Mut gefasst habe um vor ihr zu flüchten mit nichts, was ich hatte. Und das alles nur, weil Nick Fury nicht seiner Pflicht als Vater nachgekommen war und es auch nie wollte.

Ich wollte aber kein Mitleid. Ich wollte einfach keins. Ich hasste es, bemitleidet zu werden. Denn das hieß, dass man schwach war. Und ich war nicht schwach. Ich hatte all die Jahre bei ihr nicht überlebt damit mir jemand sagen konnte, wie leid es ihm tat, dass mir das passiert sei. Es gab immer einen Grund, warum passiert war, was passierte. Und ich hatte es überlebt. Was wollte ich mehr?

"Das..."

Er suchte nach den richtigen Worten und wusste, dass es schwierig war, diese zu finden. Er wollte mich nicht verletzen.

"Ich habe es überlebt. Und es hat mich stark gemacht, also. Was solls?" Ich drehte mich zu ihm um und griff nach seiner Hand. "Mir geht es gut. Abgesehen von dem gebrochenen Bein."

Ich lächelte, doch es erreichte meine Augen nicht. Es war gequält, doch ich wollte diese Unterhaltung nicht weiterführen. Denn ich fühlte mich so nackt und verdammt verunsichert, wenn Clint alles über mich und meine Vergangenheit wusste. Unsicher spielte ich mit seinen Fingern und widerstand dem Drang, meinen Kopf an sie zu lehnen. 

"Fury wollte außerdem, dass ich den Dienst wieder antrete..." erwähnte ich beiläufig, um den Themenwechsel nicht allzu offensichtlich zu machen.

"Spinnt der?" erwiderte Clint entsetzt und ich spürte, wie die Spannung in ihn fuhr. Ich hatte also einen Themenwechsel geschafft.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich hab ihm gesagt, dass ich die nächsten zwei Wochen mindestens auf keinem Schlachtfeld stehen werde. Eine falsche Bewegung und ich fall die nächsten 12 Wochen aus. Es wird wohl schon auch in seinem Interesse sein, dass man nicht einen langfristigen Ausfall riskiert durch vorschnelles Handeln."

Er nickte.

"Weise Entscheidung. Niemand von uns ist unsterblich."

"Fast niemand..."

Er rollte mit den Augen.

"Ich meinte uns Bogenschützen." sagte er daraughin lachend.

"Du bist Linkshänder, das ist wieder was anderes!"

Ich lachte ebenfalls.

"Nur weil du Rechtshänder bist, heißt das nicht, dass du besser bist als ich!"

Ich grinste teuflisch.

"Wer weiß, wer weiß..."

Ich boxte ihm spielerisch gegen den Arm.

"Komm, lass uns was essen gehen. Ich sterbe vor Hunger."

"Hawkeye, achte auf deine Figur!"

Und kurz darauf liefen wir lachend und uns neckend in die Mensa, während er mich noch etwas stützte, damit mir das Laufen etwas einfacher fiel.


Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن