Chapter 36

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Die Wochen vergingen und ich verbrachte jeden Tag mit Clint, sofern er nicht von Fury gebraucht wurde. Ich hatte anfangs immer noch sehr starke Schmerzen, was sich dann bald endgültig legte und mir wurde in der Reha bald schon wieder das normale, trotz allem schonende, Laufen auf zwei Beinen wieder beigebracht. Clint verließ meine Seite kaum und war für mich da, als ich am Anfang aufgrund der Schmerzen, gegen Ende aufgrund des langsamen Fortschritts öfter zusammen brach und den ganzen Abend weinte, bis ich schließlich auf Clints Brust einschlief. Wir hatten inzwischen ein großes Bett in meinem Krankenzimmer stehen, da auch die Ärzte einsahen, dass es sinnlos war weiterhin zu versuchen, Clint und mich davon abzuhalten, im selben Bett zu schlafen.

In dieser Zeit entwickelte sich Clint zu einer Art bestem Freund. Ich fing an, ihm mehr zu vertrauen und dadurch, dass wir alles miteinander machten, vertraute ich ihm auch mehr an, weil er immer bei mir war. Mir fiel das Reden mit ihm so viel einfacher als mit irgendjemand anders und es war schön, jemanden zum ersten Mal in seinem Leben an seiner Seite zu haben, der einen nicht gleich wieder verließ. Zumindest sah es so aus, als hätte er nicht vor, schnell wieder zu gehen und mich in den Dreck zu werfen.

Meinen Bein war inzwischen nicht mehr eingegipst und ich konnte es wieder fast normal belasten. Nach einigen Abschlussuntersuchungen bezog ich wieder das Zimmer, dass ich mir früher auch schon mit Clint geteilt hatte. Thor zog zum Cap, denn Natascha bestand auf das Zimmer mit Banner, dass sie jedoch nicht bekam, da sich Steve weigerte, aus seinem Zimmer auszuziehen. Er machte grade eine komische Phase durch und ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich Schuld an seiner Misere war. Schließlich war er so, seit ich so rüde mit ihm Schluss gemacht hatte. Es war alles meine Schuld, ich hätte das nie so vorschnell anfangen dürfen.

Somit war es Banner, der auszog und mit Natascha in ein anderes Zimmer zog, denn zwischen den beiden lief auch etwas für die anderen unerklärliches. Ich wünschte, ich hätte einen besseren Draht zu ihr, aber sie benahm sich immer noch sehr skeptisch mir gegenüber. Und wie konnte ich es ihr übel nehmen, Clint und sie waren ziemlich dicke und jetzt war er nur noch bei mir, wahrscheinlich plante sie schon insgeheim, mich dafür umzubringen.

Ich humpelte gerade mit einer Krücke durch die Gänge des Flugzeuges, als mir Fury entgegen kam. Wie immer würdigte ich ihn keines Blickes, denn seit ich die Sache mit der Vaterschaft rausbekommen hatte, war ich unendlich sauer auf ihn. Er hatte es mir verschwiegen und das verzieh ich ihm nicht einfach so, aber das war noch nicht mal das schlimmste. Das schlimmste war, dass er den anderen verboten hatte, mir die Wahrheit zu sagen, als würde das noch irgendwas an meiner Vergangenheit ändern können. Ich war elternlos aufgewachsen und nur weil er mein leiblicher Vater war, sah ich ihn nicht automatisch als solcher an.

Umso erstaunter war ich, dass er das Wort an mich richtete, wo er doch fast gleich gehandelt hatte wie ich - kein Blickkontakt, nur das nötigste an Wortwechseln. Ihm war die Sache wohl nur unglaublich unangenehm, doch ich verstand es nicht. Er hatte mich damals mit so einer unglaublichen Leichtigkeit verlassen, obwohl er wusste, wie garstig seine Frau, meine Stiefmutter, mich immer behandelt hatte. Anstatt mich zu einer besseren Familie zu bringen, bevor er verschwand, ließ er mich mit ihr zurück und unterschrieb damit das Todesurteil für eine gute Kindheit.

"Sina, wie ich sehe, bist du schon bald wieder einsatzbereit."

Ich schnaubte. Kaum war mein Bein wieder halbwegs belastbar, sollte ich gleich wieder in den Dienst eingesetzt werden? Ohne mich! 

"Ich glaube, du spinnst. Mein Bein ist noch nicht richtig verheilt und eine falsche Bewegung kann alles verschlimmern. Ich werde mindestens die nächsten zwei Wochen keinen Fuß auf ein Schlachtfeld setzen, geschweige denn meinen Dienst antreten! Und ich glaube, es steht auch nicht in deinem Interesse, durch vorschnelles Handeln ein längerfristiges Ausfallen meinerseits zu riskieren."

Ich wandte mich zum gehen.

"Sina, es tut mir leid, was zwischen uns falsch gelaufen ist! Wirklich! Ich wollte für euch..."

"Es ist mir egal, was du wolltest! Du warst es nicht. Und du kannst dir deine Erklärungen sonst wo hin stecken! Ich war ein Kind, als du deinen Tod vorgetäuscht hast! Ich hatte keinen Vater, zur Hölle nochmal! Überleg mal, was du MIR damit angetan hast! Verdammte scheiße, ich hab keinen Bock auf weitere Erklärungsversuche, ich will einfach nur meine Ruhe! Du warst für mich früher kein Vater, also wirst du es heute auch nicht sein, Nick!"

Ich spuckte ihm seinen Namen förmlich vor die Füße und humpelte davon. Er folgte mir nicht.

Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Where stories live. Discover now