Chapter 47

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Als ich die Augen aufschlug, blickte ich in gleisend helles Licht, meine Sicht war verschwommen, meine Ohren rauschten als stünde ich am Meer. War das also der Tod? Zum ersten Mal in meinem Leben trauerte ich vergangenem hinterher. Ich hatte gerade noch alles haben können, doch verlor im selben Moment wieder alles. Clint.

Clint.

Verzweifelt versuchte ich mich zu bewegen, aber es war mir nicht möglich. Wenn sich so der Tod anfühlte, wollte ich es nicht. Ich wollte zurück. Zurück zu Clint.

Ich blinzelte mehrmals, doch weder das Licht noch das Verschwommene verschwand. Ich hörte alles nur, als sei es weit weg, als würde ich das Rauschen des Meeres über Kopfhörer hören und die Geräusche um mich herum gedämpft dadurch. Als hätte ich es nur ein wenig lauter als die Geräusche, doch ich hörte Stimmen. Ich hörte, wie viele Stimmen eine einzige, aufgebrachte zu beruhigen versuchten, hörte, wie immer wieder jemand aufsprang und lief. Wo war ich? War ich bei den verlorenen Seelen gelandet, die versuchten, die Neuankömmlinge zu beruhigen?   

Dann sah ich, wie jemand in das Licht trat und sich über mich beugte. Ich lag also irgendwo. Aber wo? Auf einer Wolke? Spöttisch versuchte ich erneut durch blinzeln meine Sicht frei zu bekommen, doch es war zwecklos. Ich konnte nicht erkennen, wer es war, der sich über mich lehnte, doch die Person kam mir sehr bekannt vor.

Ich blinzelte weitere Male und langsam wurde meine Sicht klarer und auch mein Hörvermögen wurde wieder stärker, das Rauschen nahm ab und die Geräusche um mich herum wurden lauter, als würde ich mich endlich dazu entschieden haben, alles leiser zu drehen und am richtigen Leben teilzunehmen.

"Sie wacht grade auf." hörte ich jemand sagen, der neben mir rum hantierte. Kurz wurde das Licht wieder gleisend, dann nahm es ab und meine Sicht verbesserte sich immer weiter. Ich konnte unscharf die Schemen der Personen um mich herum wahrnehmen.

Dann hörte ich, wie jemand auf mich zueilte und sich neben mir auf dem Bett niederließ. Kurz darauf hörte ich, wie genau diese Person neben mir anfing zu weinen. Ich drehte meinen Kopf und erkannte die Umrisse der Person, die mir am nächsten stand, sowohl bezogen auf die zwischenmenschliche Beziehung als auch der realen Nähe, die sie zu mir hatte. Clint.

"Ich dachte, ich hätte dich verloren."

Seine Hand strich über meine Haare. Meine bleichen, lila Haare. Es war mir, als hätten sie durch mein Ableben auch an Farbe verloren. Aber ich war nicht gestorben. Aus irgendeinem Grund war ich noch hier. 

"Aber ich lebe noch." murmelte ich verwirrt und grinste. Es fühlte sich zwar komisch an und es war anstrengend, aber ich grinste.

"Sonst hätte ich deinen Grabstein gefoltert."

Er lachte und legte seinen Kopf an meine Stirn.

"Danke, dass du mich gerettet hast und... naja, für mich gestorben wärst, hätten wir nicht so fortschrittliche Technologien, die einen Körper wieder zusammenflicken können."

Er legte meine Hand an meine Wange. Ich versuchte es, ihm gleich zu tun, aber ich hatte die Kraft dazu noch nicht gehabt.

"Dasselbe hättest du auch für mich getan. Das weiß ich."

Er nickte. Inzwischen war meine Sicht wieder klar und das Rauschen endlich verschwunden. Ich erkannte aus den Augenwinkel weitere Personen im Raum, die sich abseits aufhielten, damit sie diesen Moment nicht stören würden.

"Natürlich hätte ich. Ich liebe dich."

Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, als er diese drei Worte zu mir sagte.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal aus dem Mund eines Mannes hören würde..." murmelte ich.

Statt mir zu antworten küsste er mich. Und verdammt nochmal, ich genoss diesen Kuss. Sehr sogar. Seine Lippen waren so weich und einfach nur wow. Ich war so überwältigt, dass sich eine kleine Träne vor Freude aus meinem Augenwinkel stahl und ich anfing zu lächeln.

"Ich liebe dich auch, Clint." murmelte ich zwischen zwei Küssen und verfiel dann erneut seinen Lippen.

"Also wirklich, könnt ihr das nicht wo anders machen?" hörte ich eine lachende weibliche Stimme neben mir. Nat.

"Tut mir leid Nat, aber ich liebe sie. Ich darf das!" antwortete Clint grinsend.

Nat wandte sich an mich.

"Pass gut auf ihn auf. Er ist mein bester Freund. Aber ich bin mir sicher, ihr zwei werdet glücklich. Meinen Segen habt ihr, besonders, nachdem du dich in die Bahn des Speers geworfen hast und dein Leben für ihn geopfert hättest. Also werdet glücklich. Das ist ein Befehl."

Clint und ich antworteten grinsend aus einem Munde: "Yes, Ma'am!"

Damit gab auch Nat sich zufrieden und gab Clint einen spielerischen Klaps auf den Arm, bevor sie den Raum verließ. Clint wandte sich wieder zu mir und küsste mich nochmals.


Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt