86. Kapitel

1.9K 121 5
                                    

86. Kapitel

~Harrys Sicht~

Ich bin geschafft, als ich endlich zu Hause ankomme und mich sofort aufs Bett schmeiße. Ich wollte Grace anrufen, doch ich komme einfach nicht dazu - ich vermisse sie schrecklich. Auch wenn ich verdammt müde bin und mir meine Augen beinahe zufallen, greife ich nach meinem Mobiltelefon und wähle ihre Nummer. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie sauer oder enttäuscht von mir wäre.

Es läutet, doch sie hebt nicht ab. Ich versuche es etliche Male weiter, doch es bleibt bis auf das Läuten stumm am Ende der anderen Leitung. Langsam entferne ich mein Handy von meinem Ohr und werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist schon ziemlich spät, wahrscheinlich schläft sie schon. Ich fühle mich wahnsinnig mies, dass ich keine Zeit für sie habe.

Ich werde das wieder gerade biegen, ich werde sie morgen persönlich besuchen - das bin ich ihr schuldig.

~Grace' Sicht~

Ich nehme einen stickigen Geruch wahr. Ich weiß, dass meine Augen offen sind, jedoch werde ich von vollkommener Dunkelheit begrüßt. Als hätte mir jemand das Augenlicht genommen. Ich versuche meine Arme zu bewegen, doch es gelingt mir nicht. Etwas wurde um meine Handgelenke geschnürt. Und je mehr ich meine Hände bewege, desto größer wird der Schmerz auf der Haut, als ob die Stelle aufgeschürft ist.

Ich weiß nur, dass ich auf einem eisig kalten Boden sitze. "Sieh, sie ist wach!", höre ich eine Stimme sagen. Ich kenne diese Stimme zu gut. Die Stimme des Verrats - ich weiß nicht einmal, was hier vor sich geht, aber wenn Liam mich zu einem Kaffee einladen wollen würde, hätte er mir nichts über den Schädel gezogen und mich irgendwo hinverfrachtet - mit verbundenen Augen und gefesselten Händen. Ich kann mich noch an jedes einzelne Detail erinnern, trotz meines pochenden Kopfes.

Die Augenbinde wird mir vom Gesicht gerissen und ich erkenne endlich, wo ich bin. Ich bin in einer riesigen Lagerhalle, wahrscheinlich einer Lackiererei, denn es riecht sehr stark nach Farbe. Meine Augen werden riesig, als ich plötzlich Garcia vor mir stehen sehe. Was macht er hier? "So sieht man sich wieder, Puppe!", lächelt er zynisch und umklammert mein Kinn mit seinen Fingern. Schnell drehe ich mein Gesicht weg, um seinem ekelhaften Gesicht keinen Blick schenken zu können. "Was für ein Jammer, dass sie sich den falschen Typen ausgesucht hat! Sie ist hinreißend!", redet er weiter und richtet sich auf, um sich vor Liam zu stellen. "Gut gemacht, mein Sohn!" Wie ein stolzer Vater klopft er auf Liams Schulter, der ihn stolz anlächelt. Ich verstehe die Welt nicht mehr.

Sein Sohn? Ich weiß nicht, worüber ich mehr schockiert sein soll: Dass Liam mich so hintergangen hat oder dass er der Sohn von einem großmauligen Arschloch ist. Ich bin wahnsinnig überfordert - ich weiß nicht, was hier los ist und warum ich hier bin. Ich spüre, wie meine Pobacken von dem Boden langsam taub werden und versuche mich ein wenig zu bewegen.

"Liam, pass auf sie auf, ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen!", befiehlt er ihm und wie ein gehorsamer Hund nickt er und fesselt seinen Blick mit meinem. Erst als Garcia durch die schwere Tür nach draußen verschwindet, ergreife ich das Wort. "Liam, was soll das?"

Er lacht belustigt auf. "Ich bin mir sicher, dass du keinen Plan hast, was hier gerade abgeht, deswegen werde ich es dir erzählen!"Er setzt seine Beine in Bewegung und läuft hin und her. "Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber dein toller Freund hat mir in unserer damaligen gemeinsamen Schulzeit die Freundin ausgespannt!" Ekel liegt in seiner Stimme und ich muss schlucken, als ich daran denke, wie Harry mir davon erzählt hat. "Ja dieser Bastard hat sie gefickt, um mich zu ärgern. Ich habe ihm nichts angetan, er wollte mich einfach nur ärgern." Er lacht erneut bitter auf, während er zu Boden sieht.

"Ich habe die beiden gesehen. Ich habe gehört, wie sie seinen Namen gestöhnt hat, von diesem Flachwichser." Er atmet tief ein und aus.

"Er hat sich nicht entschuldigt. Bis er vor einigen Wochen angekrochen kam und sich für seine Taten entschuldigt hat. Aber das macht es nicht ungeschehen. Ich hasse ihn so sehr, ich habe sogar daran gedacht, ob ich nicht meinen lieben Stiefbruder Alessandor darum bitten soll, den Auftragsmörder für mich zu spielen und ihm so dermaßen das Gehirn aus dem Schädel zu prügeln, dass er nie wieder die Möglichkeit hat meine Freundin zu bumsen." Seine Hände bilden sich zu Fäuste, als er weitererzählt. Ich bleibe die ganze Zeit ruhig, er ist in Rage, es wäre kein guter Zeitpunkt ihn zu unterbrechen.

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now