47. Kapitel

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47. Kapitel

Meine Augen wechseln zwischen seinen hin und her. Der Tag im Wald, wo wir uns zum ersten Mal geküsst haben, erscheint vor meinen Augen, denn ich erlebe gerade ein totales Deja vu. Ich ziehe ihn zu mir runter, ehe seine Lippen nur einen Millimeter von meinen entfernt sind. "Lass dich nicht davon abhalten", flüstere ich lächelnd, als ich meine Lippen auf seine drücke.

Seine Wärme entfacht ein Feuerwerk in mir. Ich würde sogar behaupten, ein noch Größeres als bei unserem ersten Kuss. Die Art, wie perfekt seine Lippen sich an meine schmiegen, lassen meine Beine weich werden. Es mag zwar total kitschig klingen, doch wenn man so etwas selber erlebt, wirft man diesen Gedanken ganz schnell beiseite.

Obwohl er leicht nach Schweiß riecht, stört mich das in keiner Hinsicht. Ganz im Gegenteil, dieser Schweißgeruch gemischt mit seinem Aftershave, verleihen ihm eine männliche Note. Seine Hände verkrampfen sich leicht auf meinen Wangen, weswegen ich meine sachte über seine lege, um die Spannung zu lösen. Er macht einen Schritt vorwärts, weswegen ich vollkommen gegen die Wand gepresst werde.

Seine Hände wandern von meinen Wangen weg zu meinen Händen, die er bestimmend über meinen Kopf drückt. Ich bin ihm völlig ausgeliefert.

"Ich sollte das eigentlich nicht tun", keucht er zwischendurch, doch ich presse meine Lippen erneut auf seine, um ihn zum Schweigen zu bringen. Der Griff um meine Hände wird lockerer, als er seine löst und seine Finger mit meinen verschränkt. Wer hätte das gedacht? Jetzt mache ich mit Harry in einem Trainingsraum rum, nachdem er eigentlich keinen Kontakt mit mir haben wollte.

Ich beiße in seine Unterlippe und ziehe daran, was ihm ein Keuchen entlockt. Nun öffnet er seine Augen, die er geschlossen hatte und lehnt seine Stirn an meine. Er schluckt hörbar und bleibt für einige Sekunden stumm. "Weißt du, wie verdammt schwer du es mir machst, mich von dir fernzuhalten?" Er unterstreicht diese Worte mit einem verschmitzten Lächeln.

"Wieso tust du es überhaupt? Ich mag dich Harry und zwar sehr. Wieso machst du es uns so schwer?" Ich löse meine Hände aus seinem Griff, um ihm übers Gesicht zu streicheln. "Ich bringe dich damit nur in Gefahr", flüstert er leise und blickt mir tief in die Augen. Ich runzle verwirrt meine Stirn, als er diese Worte ausspricht. Was meint er damit?

"Wie meinst du das?" Ich halte seinen Blick stand, doch er sagt nichts. "Bitte sag es mir, Harry. Vielleicht finden wir eine gemeinsame Lösung für das Problem." Mit einem Ruck stößt er sich an der Wand ab und so erlischt die Flamme zwischen uns. "Dafür gibt es keine Lösung, du würdest das nicht verstehen!" Er rauft sich durch die Haare, so wie er es immer tut, wenn er aufgebracht ist.

"Wie soll ich es auch verstehen, wenn du mir nichts erzählst? Du könntest wenigstens versuchen, mich in die Sache miteinzubeziehen. Wie sagtest du? Du würdest MICH damit in Gefahr bringen. Daraus schließe ich einmal, dass ich in irgendein krummes Ding verwickelt bin und ich denke, dass ich gerade deswegen das Recht habe, zu erfahren, was los ist!"

Ich verschränke meine Arme vor der Brust, ich werde nicht eher gehen, bevor Harry mir erzählt hat, was hier los ist. Schnell nähert er sich mir wieder und sperrt mich quasi in seinen Armen ein. "Du bist so verdammt heiß, wenn du dich aufregst", wimmert er heiser und ich drücke ihn an der Brust wieder zurück. "Versuch jetzt ja nicht, vom Thema abzulenken", warne ich ihn, während ich mit einem Finger in der Luft herumwedle.

"Ich versuche nicht, vom Thema abzulenken!", behauptet er und ich schüttle nur den Kopf. "Sagst du mir jetzt was Sache ist, oder muss ich es selber herausfinden?" Drohend hebe ich eine Augenbraue in die Höhe, als seine Lippen sich zu einer harten Linie bilden. "Du wirst nichts machen!", meint er mit abgehackter Stimme, während sich sein Kiefer gefährlich anspannt. "Dann sag mir, was los ist." Meine Stimme ist fest und dominant.

"Fuck, du bist so unfassbar nervig!" Mit diesen Worten legt er seinen Kopf in den Nacken. "Gut, komm mit!" Mit einer Handbewegung deutet er mir, ihm hinterherzugehen, was ich auch mache. Wir bleiben in der Garderobe stehen und er setzt sich hin, was ich ihm gleichtue.

"Du weißt ja, dass ich eine extrem abgefuckte Vergangenheit hatte, wegen meinem Dad", fängt er an und mit einem Nicken deute ich ihm, weiterzusprechen. "Ich bin auf die schiefe Bahn geraten, habe mich mit den falschen Leuten angefreundet, durch die ich angefangen habe, Drogen zu nehmen und zu verkaufen."

Bei seinen letzten Worten stockt mir der Atem. Harry als Drogendealer und einer, der sie selber konsumiert? Ich muss diese neue Information erst einmal verarbeiten.

"Da habe ich Garcia kennengelernt. Ich dachte, er war cool. Er war damals mein Vorbild. Ich habe zu ihm aufgeschaut, weil ich wegen ihm einfach mein beschissenes Leben für einen Moment vergessen konnte. Die Drogen haben mir dabei geholfen, in eine andere Welt zu flüchten und sorgenlos zu sein. Das ging einige Zeit lang so, bis ich Georg, meinen Manager kennengelernt habe. Er hat gemerkt, was für ein Potential in mir steckt und hat mich aus diesem Sumpf gerettet. Ich habe gelernt, meine Aggressivität in Form vom Boxen unter Kontrolle zu kriegen. Klar, schlage ich Leute heute auch noch gerne zusammen, aber nur, wenn sie es verdienen. Auf jeden Fall war Garcia nicht begeistert, dass er seinen besten Dealer verloren hat. Er ist immer noch sauer auf mich. Er hat dich und mich beobachtet und benutzt dich nun als meine Schwachstelle. Er droht mir, dir etwas anzutun, weswegen ich ihm glaubhaft machen musste, dass du mir nichts bedeutest. Er weiß, wie viel du mir wert bist, weswegen er das ausnutzt. Grace, du bist in Gefahr, dieser Typ ist zu allem fähig."

Während er seine Geschichte erneut wiedergegeben hat, hat sich ein Kloß in meinem Hals gebildet. Er musste mehr durchmachen, als ich angenommen hatte. Und ich musste gerade erfahren, dass ein gefährlicher Drogendealer hinter mir her ist, wovon ich bislang nichts wusste.

"War das jetzt so schwer, mir zu erzählen?", sind meine ersten Worte. "Ich wollte nicht, dass du Angst hast", erwidert er trocken. "Ich finde es gut, dass du es mir erzählt hast, aber du brauchst dich von ihm nicht unterkriegen lassen", antworte ich. "Grace, wenn du ihn kennen würdest, würdest du das nicht sagen. Er ist gefährlich."

Langsam greife ich nach seiner Hand und lehne mich näher zu ihm. "Ich werde mich nicht von ihm einschüchtern lassen und das solltest du auch nicht, wo ist der großmaulige Harry Styles, der alles und jeden in Grund und Boden macht?" Ich drücke ihm einen sachten Kuss auf die Wange und lasse meinen Kopf auf seine Schulter fallen.

Ich spüre, wie er seine weichen Lippen auf meine Kopfhaut drückt und lächle über diese süße Gestik. "Wieso gehst du nicht zur Polizei?", frage ich und breche somit die entstandene Stille. Er scheint kurz zu überlegen, ehe er antwortet: "Wie soll das klappen? Ohne Beweise? Die glauben mir niemals, Garcia lässt alle Spuren immer sofort beseitigen, er ist raffiniert", erwidert er stirnrunzelnd und ich hörbar aus.

"Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihm irgendwie das Handwerk zu legen", kommt es von mir und ich spüre, wie er seine große Hand auf mein Knie ablegt und leicht zukneift. "Es gibt nur eine: Ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen."

Uhhhh, was für kriminelle Machenschaften :o

Infinity |H. S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt