19. Kapitel

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19. Kapitel

~Harrys Sicht~

Ich blicke ihr noch hinterher, wie sie mein Grundstück verlässt und marschiere wieder ins Haus hinein. Mir brummt der Schädel, ich hätte nicht so viel trinken sollen. So wie ich mich kenne, hätte ich sie nie angerufen, wenn ich in einem nüchternen Zustand gewesen wäre, also hatte es doch etwas Gutes, dass ich zur Flasche gegriffen habe.

Ich fühle mich irgendwie befreiter. Es ist ein befremdliches Gefühl, mit jemandem über seine Probleme zu reden. Vor allem war sie die erste Person, neben meiner Mutter, die mich weinen gesehen hat.

Den Zettel verstecke ich irgendwo in mein Regal, damit der mir nicht die ganze Zeit ins Auge fällt. Ich beseitige die Spuren von meinem kurzen Absturz und stelle mich unter die Dusche. Mit jedem Tropfen Wasser, der über meinem Körper fließt, entspannen sich meine Muskeln immer mehr.

Bilder von heute erscheinen vor meinen Augen. Grace, wie sie mich in den Arm genommen hatte, wie sie fast angefangen hatte zu weinen, und das wegen mir. Sie ist genauso sensibel wie früher. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, verschwindet jedoch wieder, als ich mich wieder daran erinnere, wie sie gesehen hat, wie ich geheult habe. Sie muss jetzt bestimmt denken, dass ich die totale Pussy bin.

~Graces Sicht~

Der heutige Tag war wirklich anstrengend, der gestrige Abend mit Harry hat mir heute Nacht jeglichen Schlaf geraubt, den ich für den heutigen Tag gebraucht hätte. Nun versuche ich mich mit literweise Kaffee wach zu halten, was nur wenig hilft. Ich habe das Gefühl, dass ich hier sofort einschlafen könnte. Noch dazu habe ich Mr. Tyson, dessen Unterricht sowieso schon langweilig genug.

Meine Augen werden mit jeder Sekunde schwerer und ich bin froh, als diese und zugleich letzte Stunde vorbei ist. Schnell schlängle ich mich durch die Masse von Schülern zum Ausgang durch und treffe auf Mike, der mir ein Lächeln schenkt. Schnell krame ich in meiner Tasche nach seinem Autoschlüssel und überreiche sie ihm. "Danke noch einmal fürs Ausborgen."

"Danke, dass du meinen Wagen auch wirklich kratzfrei zurückgebracht hat." Er zeigt sein strahlendes Lachen, wo ich gleich mit einsteige. "Hast du extra kontrolliert, ob da auch wirklich alles in Ordnung ist?"

"Ja, ich musste ja nachschauen."

"Du hättest mir auch einfach vertrauen können, wenn ich dir sage, dass ich dein Auto auch wirklich unversehrt wieder zurückbringe." Theatralisch verdrehe ich meine Augen, wo ich einen Lacher von Mike ernte.

"Ich glaube, dass du die einzige Person bist, der ich mein Auto immer anvertrauen würde."

"Ich fühle mich geschmeichelt", lächle ich und entdecke hinter Mikes Gestalt ein bekanntes Gesicht. "Wir sehen uns", verabschiede ich mich und gehe auf Harry zu, der trotz seiner "Verkleidung", in Form einer tiefsitzenden Kappe und Schal, erkennbar ist. Zumindest erkenne ich ihn, die anderen scheinen kaum Notiz zu nehmen, dass Harry Styles gerade auf dem Hof steht.

"Hey, was machst du denn hier?", flüstere ich und ziehe ihn am Handgelenk in eine ruhige Ecke, wo er auch gleich den Schal etwas runterzieht, damit ich sein Gesicht sehen kann.

"Ich wollte mich ... ähm ... für gestern bedanken", stottert er schüchtern und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Er und schüchtern? Dieser Gedanke zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

"Habe ich gerne gemacht." Für kurze Zeit herrscht Stille zwischen uns. "Woher wusstest du eigentlich wann ich aushabe?"

"Ich bin auch gerade erst gekommen und hatte einfach Glück." Er zuckt mit den Schultern und vergräbt seine Hände in seine Hosentasche.

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now