35. Kapitel

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35. Kapitel

Danke, und ich wünsche dir viel Spaß beim Lernen.

Eigentlich bin ich für die nächsten Tage erst einmal krankgeschrieben, ich habe einen Magendarm-Virus, also wird das nichts mit dem Lernen, antworte ich. Er wird die Nachricht erst dann bekommen, wenn er gelandet ist und das wird eine Weile dauern, immerhin ist New York nicht gleich um die Ecke.

"Tim, lass es!", schreie ich ihm zu, als seine Finger den Weg zu meinem Hosenknopf machen. Ich trete und schlage und trete um mich herum, doch all meine Bemühungen zahlen sich nicht aus. "Du wirst da jetzt mitmachen, du kleine Schlampe" keift er und platziert sich direkt vor mir. Ich will schreien, doch es geht nicht. Es scheint, als ob ich jegliche Kraft in der Stimme verloren habe.

Mein Herzschlag erhöht sich und ich habe das Gefühl, dass ich gleich kollabieren werde, da ich komplett auf das Atmen vergesse. Eine Schweißschicht bildet sich auf meiner Stirn, mein Körper ist taub. Seine Lippen platzieren sich auf meinen Nacken und die Tränen fließen in Strömen aus meinen Augen.

Ich reiße meinen Kopf in die Höhe und versuche meine Atmung wieder zu verlangsamen. Es war nur ein Traum. Tim ist nicht da und ich bin alleine hier. Ich fasse mir an die Stirn, und spüre, wie meine Hand sofort nass wird. Ich habe während dem Alptraum viel Schweiß vergossen, weswegen ich ins Bad tapse, wohl bedacht, dass ich in der Dunkelheit nicht gegen irgendwas stoße. 

Dort angekommen spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und ich werfe einen Blick in den Spiegel, wobei ich vor meinem eigenen Spiegelbild erschrecke. Ich bin käseweiß im Gesicht und sehe ziemlich erschöpft aus. Was die Kombination Magen-Darm-Virus und Alptraum mit einem anrichten kann. Ich greife nach einer Haarbürste, bürste mir die Haare nach hinten und binde sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. 

Ich schlendere zurück ins Schlafzimmer und lege mich wieder zurück ins Bett. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, ich bin hellwach. Wie immer greife ich nach meinem Handy, doch es gibt nichts Neues. Weder Nachrichten noch Anrufe. 

Meine Finger tippen auf die Instagram-App, die ich durchsuche. Wie erwartet ist dort auch nichts, was mich sonderlich interessiert, weswegen ich sie schon nach wenigen Sekunden schließe. Ich packe das Ding weg und greife nach dem ausgeliehenen Buch der Bibliothek. Wieder versinke ich in meine kleine, erschaffene Traumwelt, und zwar so lange, dass ich das Buch sogar zu Ende lese. Ich habe gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war, in der ich gelesen hatte, den ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir schon fünf Uhr morgens haben.

Ich gähne kurz und merke, wie schwer meine Augen werden. Gut, dass ich eine Krankschreibung habe und somit von den Kursen befreit bin. 

Ich hole den versäumten Schlaf auf, indem ich bis elf Uhr ausschlafe. Langsam strecke ich mich und steige aus dem Bett, um die ungeliebten Tabletten einzunehmen. 

Unsere kleine Streberin schwänzt heute also? Jetzt bin ich aber enttäuscht.

Liam, dieser Trottel.

Ich schwänze nicht, schon einmal daran gedacht, dass ich krank sein kann?

Lange muss ich auf seine Antwort nicht warten. 

"Krank ^^"

Beweg deinen Hintern doch zur Uniärztin und frag nach, dann wird sie dir das schon bestätigen können

Sie muss sich an eine ärztliche Schweigepflicht halten, es würde mir nichts bringen :/

Dann musst du mir wohl oder übel glauben

Danach erhalte ich keine Antwort mehr.

Den Rest des Tages verbringe ich damit, Tee zu trinken und zu schlafen. Ich fühle mich schon um Einiges besser, da die Übelkeit verflogen war. 

Gerade bin ich dabei mir noch eine Tasse Tee einzugießen, als es plötzlich an der Tür klopft. Wer kann das sein? Harry kann es nicht sein, Lily wird es auch nicht sein. Was, wenn es Tim ist? Sofort steigt wieder die Angst in mir. Soll ich die Tür aufmachen?

Mit klopfendem Herzen nähere ich mich der Tür und öffne sie nur einen Spalt breit. Erleichterung macht sich in mich bereit, als ich in Liams Gesicht blicke, der mit einer Tüte vor meiner Tür steht. "Liam, was machst du denn hier?", lächle ich ihn an und gewähre ihm Einlass in mein Zimmer. 

"Du siehst richtig krank aus", bemerkt er und legt die Tüte auf mein Bett ab. 

"Oh, wie charmant du bist", meine ich augenverdrehend und werfe einen Blick auf die Tüte. "Was hast du da mitgebracht? Wenns eine Bombe ist, dann kannst du gleich wieder verschwinden."

"Ha ha", erwidert Liam und kramt etwas aus der besagten Tüte. Es ist eine kleine Styroporschachtel. "Ich habe dir etwas zum Essen mitgenommen. Du musstest dich den ganzen Tag ja im Bett verstecken, deswegen dachte ich mir, ich bin heute mal sozial und bringt dir etwas Leckeres mit." 

Wie auf Knopfdruck steigt mir der Geruch von Burger in die Nase und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich habe gar nicht bemerkt, was für einen Hunger ich hatte, bis mein Magen auf einmal zum Knurren beginnt. 

"Wie ich höre, komme ich rechtzeitig", lacht er und übergibt mir die heißersehnte Mahlzeit. Ich setze mich damit sofort aufs Bett und lege das Essen auf meinem Schoss ab. "Setz dich ruhig", biete ich ihm an, als er ganz verloren, dasteht und nicht zu wissen scheint, was er nun tun soll.

Zögernd setzt er sich neben mich, während ich herzhaft in meinen Burger beiße. Der Geschmack kommt mir bekannt vor. "Der ist ja lecker, woher ist der?", frage ich und beiße gleich nochmal ab. "Der ist von Burgerista, etwas außerhalb von der Stadt", erklärt er und sofort fällt es mir wieder ein. Es ist das Selbe Restaurant, wo ich mit Harry war. 

Ich nicke kurz und ehe ich mich versehe, ist der Burger schon aufgegessen und ich liege mit einem vollen Magen im Bett. "Danke dafür, das habe ich echt gebraucht", bedanke ich mich und greife nach meiner Wasserflasche, um einen Schluck daraus zu machen.

"Ich hatte auch mal einen Magen-Darm-Virus, ich weiß, wie du dich fühlst und was gibt es Besseres als einen Burger zu essen?", lacht er, wo ich gleich miteinstimme.

"Ich habe dich in der Mittagspause heute vermisst und ich dachte schon, dass du schwänzt, aber anscheinend bist du wirklich krank!", bemerkt er und ich schlage ihm leicht gegen die Schulter. "Ich sagte dir doch, dass ich krank bin." 

"Ist ja gut, du hattest recht." Schützend hebt er seine Hände. 

Nach kurzem Schweigen, spreche ich ihn wieder auf Harry an.

"Du, ich will immer noch wissen, woher du und Harry euch kennt." Augenblicklich schwindet sein Lächeln aus seinem Gesicht. "Wie gesagt, ich werde nichts sagen. Du kannst Styles ja fragen. Apropos, wo ist er eigentlich? Sonst klebt er auch ständig an dir." 

"Liam, wechsle jetzt nicht das Thema, ich will Antworten." 

"Ich sage dir nichts. Da musst du schon den Boxmeister fragen", lacht er und lässt mich wie beim letzten Mal einfach so alleine, indem er das Zimmer verlässt, ohne ein weiteres Wort zu sagen. 

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now