62. Kapitel

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62. Kapitel

~2 Wochen später~

"Ich bin so verdammt froh, dass ich die Prüfung bei Mr. Tyson geschafft habe!" Um meine Freude zu unterstreichen, wage ich einen kleinen Freudensprung, weswgen mich Lily peinlich berührt wieder auf den Boden zieht. "Beruhig dich doch mal, die Leute gucken schon!", flüstert sie mir zu, doch das ist mir herzlich egal.

"Sollen sie doch, nichts und niemand kann mir den Tag nun verderben." Es ist wahr, ich wahr noch nie so froh in meinem Leben. Das erste Semester ist geschafft und ich kann die nächsten zwei Wochen entspannen. "Was machst du in deiner freien Zeit?", frage ich sie, als wir der Freiheit entgegenschnuppern. "Ich denke, ich werde nach Eastbourne zu meiner Familie fahren, ich habe sie schon länger nicht gesehen. Außerdem denke ich, dass es gut ist, einmal hier rauszukommen, du weißt schon, wegen Tim ...". Ich nicke und muss wieder an Tim denken. Wir haben schon lange nicht mehr etwas von ihm gehört und das ist gut so, jedoch finde ich es ein wenig suspekt, dass er nichts von sich hören lässt. Ich hoffe bloß nicht, dass das die Ruhe vor dem Sturm ist.

"Und ich weiß ganz genau, was du jetzt machen wirst", fügt die grinsend hinzu, weswegen ich ihr einen verwirrten Blick zuwerfe. "Ich wünsch dir dann viel Spaß." Sie wackelt noch mit ihren Augenbrauen und ihr Blick fällt in die Richtung hinter mir, bevor sie mich alleine stehen lässt.

Bevor ich mich umdrehen kann, spüre ich schon diese warmen Hände an meinen Hüften. Noch dazu steigt mir dieser unwiderstehliche Geruch in die Nase, weswegen ich genüsslich die Augen schließe und mich in seine Armen fallen lasse. Fest drückt er seinen Körper gegen meinen und fährt mir mit seinen Lippen über meinen Kiefer. "Du siehst so entspannt aus, habe ich etwas verpasst?" Seine rauchige Stimme und sein minziger Atem laufen mir wie Öl hinunter.

"Ich habe die letzte Prüfung erfolgreich hinter mir gebracht und für zwei Wochen keinen Unistress mehr", grinse ich zufrieden und spüre auch, wie er lächelt. "Also hast du mehr Zeit für mich?" Es ist eher eine Feststellung als eine Frage, aber anders kenne ich ihn auch nicht.

"Ich hatte immer viel Zeit für dich." Ich verdrehe meine Augen und drehe meinen Körper zu ihm, sodass ich ihm in die Augen schaue. Erneut hat er eine Sonnenbrille und einen Hut auf, um nicht erkannt zu werden, aber es steht ihm. Ich mag diesen Style.

"Nun hast du noch mehr Zeit für deinen unwiderstehlichen Freund", lächelt er und zieht mich an den Hüften zu sich. "Da du deine Prüfungen ja erfolgreich absolviert hast, hast du dir eine Belohnung verdient und ich weiß genau, wie ich das schaffe!" Nun ziehen sich seine Mundwinkel nach oben und seine Grübchen kommen zum Vorschein.

"Lass uns erst einmal weg von hier, diese Studenten machen mir ganz krank."

"Entschuldigung?" Mit verkreuzten Armen sehe ich ihn stirnrunzelnd an. "Und du machst mich am kränksten, meine Liebe! Und jetzt komm mit!" Ohne auf eine Antwort zu warten, zieht er mich an der Hand in die Richtung des Parkplatzes, wo sein Auto steht. Dort macht er die Beifahrertür auf und hält sie mir Gentlemanlike auf. Ich werfe ihm einen unglaubwürdigen Blick zu. "Wenn du deinen Arsch nicht gleich in mein Auto verfrachtest, knall ich die Türe zu und fahre alleine weg", erwidert er meinen Blick.

"Du weißt, dass du das nicht tun würdest", grinse ich schelmisch und steige in den Wagen. "Und ob ich das tun würde!", raunt er mir zu, bevor er die Tür zuknallt und zur Fahrerseite joggt. Die Fahrt dauert nicht lange und ich bemerke schnell, wo wir uns aufhalten. "Burgerista. Ich hätte es wissen müssen!", lache ich und springe schon förmlich aus dem Auto, da mich der Heißhunger auf Burger plötzlich packt. "Du musst mich schon so gut kennen, dass die Antwort auf alles Burgerista ist!", antwortet er und legt seine Hand auf meinen Rücken, um mich zum Eingang zu schieben.

Sofort schiebt er uns beide in den hintersten Teil des Restaurants. "Wenn der Kellner vom letzten Mal uns wieder bedient, dann haue ich dem sowas von eine rein, dass ihm Hören und Sehen vergeht." Erinnerungen von den Szenen, wo Harry mich zum ersten Mal hier "ausgeführt" hat, schießen mir in den Kopf und ich muss bei dem Gedanken lachen, wie Harry den armen Kellner von damals so eine Angst eingejagt hat.

"Nein, heute nicht, ich will mich nicht blamieren."

"Wenn ich einen Typen, der dich anbaggert, umbringen würde, würde ich dich damit blamieren?"

"Du weißt, wie ich das meine", erkläre ich und atme erleichtert aus, als uns diesmal eine weibliche Kellnerin bedient. "Ein Burger mit Pommes und Cola und einmal BCB auch mit Pommes und Cola", bestellt Harry gleich für mich mit und wirft der Kellnerin nur einen flüchtigen Blick zuwirft. Diese jedoch scheint Interesse an meinem Freund zu haben, denn ich sehe diese Lust, die sie in ihren Augen ausstrahlt und wie sie bei dem Anblick von Harry schon fast anfängt zu sabbern.

"Gut, dann können Sie ja Ihren Mund zumachen und dafür sorgen, dass unsere Bestellung in der Küche ankommt!", reiße ich sie aus den Gedanken und ernte dafür einen bösen Blick ihrerseits. Mit ihren billigen Absatzschuhen stöckelt sie davon und ich frage mich, wieso sie ihren verdammten Job nicht einfach machen kann, ohne Harry dabei anzuschmachten.

"Was war das denn?", kommt es von Harry, der amüsiert seine Lippen aufeinanderdrückt. "Hast du nicht gesehen, wie die dich angemacht hat?" Harry blickt immer noch mit amüsierter Miene zu mir. "Sie wird ja dafür bezahlt, dass sie hier arbeitet und nicht ihre Kundschaft mit ihren Augen auszuziehen, huh?", zitiert er sich selber und ich kann es mir nicht verkneifen, zu kichern. "Hör auf, das ist nicht lustig!", versuche ich ernst zu sagen, doch es klappt nicht.

"Wieso lachst du dann so, wenn du es nicht lustig findest?" Mit seinen Schuhen tretet er mir leicht auf meine und greift dabei mit seinen Händen über den Tisch, um nach meinen zu greifen. "Es ist mir scheißegal, diese hässliche Schnepfe würde nicht einmal meine Aufmerksamkeit erregen, wenn sie sich nackt auf einen Tisch stellen und zum Macarena tanzen würde!"

Ein warmes Lächeln folgt und ich seufze. "Ich weiß", schnaufe ich lasse meinen Blick auf meinen Oberschenkel gleiten. "Du bist schon süß, wenn du eifersüchtig bist!", bemerkt er und legt den Kopf schief. "Ich bin nicht eifersüchtig!", sage ich durch zusammengebissene Zähne.

"Deswegen hättest du ihr fast die Augen ausgekratzt", argumentiert er und stellt sich auf, um sich über den Tisch zu bücken. "Ich habe nur Augen für dich, Babe!" Dabei legt er seine Hände auf meine Wangen und küsst mich leidenschaftlich. Wieder spielen meine Hormone verrückt und ich blende die Tatsache, dass wir uns in einem öffentlichen Lokal befinden, aus. "Wenn wir uns nicht in einem Fastfoodrestaurant aufhalten würden, dann würde ich noch ganz andere Dinge tun!", flüstert er heiser und beißt mir sanft in die Unterlippen, ehe er sich wieder normal hinsetzt und mir einen lustvollen Blick zuwirft.

Ich könnte schwören, dass er sich gerade absichtlich über die Lippe leckt, um mich zu provozieren. Meine Gedanken werden von diesen nervtötenden Klackgeräuschen unterbrochen. Während Sie seinen Teller schon beinahe liebevoll auf den Tisch stellt, wirft sie mir meins schon förmlich hin. "Mit solchen Kellnerqualitäten würde ich nicht mit Trinkgeld rechnen, Schnucki", kommt es von Harry und ich halte mir schnell die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten.

An ihren Gesichtsausdruck erkenne ich, dass sie mit dieser Art von Abfuhr wohl nicht gerechnet hat. Mit hochrotem Kopf verlässt sie uns, ohne ein weiteres Wort zu sagen. "Ich hätte viel zu gerne gesehen, wie sie auf diesen Stelzen auf die Fresse geflogen wäre", bemerkt er und zum ersten Mal stimme ich seinen bösen Absichten zu. "Du hast es ihr aber gegeben, hast du gesehen, wie überrascht sie von dieser Antwort war?" Am liebsten würde ich ihn für diese geniale Aktivität in den Arm nehmen, das hat mir wirklich den Tag versüßt.

"Wir haben es nicht so mit den Kellnern hier!", stelle ich fest und beiße in den Burger hinein. Ich hoffe für die Bitch, dass sie den nicht vergiftet hat. "Einigen wir uns darauf, dass wir uns eine andere Burgerista-Filiale suchen!", schlägt er vor und hält mir die Hand hin, wo ich mit der freien Hand einschlage.

Infinity |H. S.|Onde as histórias ganham vida. Descobre agora