2. Kapitel

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2. Kapitel

Das Leben als Studentin kann manchmal schon sehr hart sein. Die ganzen Prüfungen, Hausaufgaben und Professoren, die dich anmeckern.

Schnell schlängle ich mich durch diese riesige Menschenmasse, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Generell ist der Morgen heute nicht so verlaufen, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Da mein Zimmer außerhalb vom Campus liegt, muss ich jeden Tag mit dem Bus zu meinen Kursen fahren.

Erst einmal hatte es heute angefangen, heftig zu schütten, dann sind mir meine Bücher, die ich mir unter meinen Arm geklemmt hatte in eine riesige Schlammgrube hineingefallen und um das Ganze noch zu toppen, hat ein Vogel auf meinen Kopf gekackt. Ich konnte meine Haare schön wieder waschen gehen, was mir noch mehr Zeit geraubt hatte. Tolle Art in den Morgen zu starten, huh?

In 10 Sekunden läutet es und ich habe in der ersten Stunde Englische Literatur und Kultur und Mr. Tyson duldet kein Zuspätkommen. Wenn man bei ihm einmal zu spät kommt, ist man bei ihm unten durch und ich kann mir das nicht leisten. Es war schon immer ein großer Traum von mir Englisch zu studieren, da mich diese Sprache einfach fasziniert.

Als würde der Tag nicht schon schlimm genug sein, stolpere ich über meine eigene Füße und meine schlammgetauchten Bücher fliegen im hohen Bogen durch die Gegend, wobei ein Buch einen älteren Herrn am Hinterkopf trifft.

"Oh Gott, es tut mir so wahnsinnig leid, es war nicht meine Absicht, Sie zu treffen, ich ..." Augenblicklich verstumme ich, als sich die Person umdreht und mich mit einem Todesblick vom Feinsten ansieht. Ich habe es mir nicht mit dem Zuspätkommen bei Mr. Tyson verscherzt, sondern gerade jetzt, wo ich ihn fast mit meinem Buch ermordet habe.

"Mrs. Anderson, Sie kommen zu spät", meint er mit einem sauren Unterton, ehe er sich auf Absatz umdreht und in die Klasse geht. Immer noch total geschockt von der Tatsache, dass ich ihm gerade ernsthaft ein Buch über die Rübe gezogen hatte, starre ich ihm noch hinterher und hebe schnell meine Bücher auf. Ich bin schon seit einem Jahr hier und ich war noch nie sein Liebling. Letztes Semester wäre ich sogar fast in seinem Kurs durchgefallen, weil er mich einfach nicht mag und durch diesen Vorfall habe ich die ganze Sache nicht besser gemacht.

Leise tapse ich in den Raum und setze mich auf einen freien Platz. Ich spüre die Blicke auf mir, sogar Mr. Tyson wartet, bis ich mich hingesetzt habe, bevor er mit dem Unterricht fortfährt. Ich hole meinen Block heraus, um mitzuschreiben. Ich muss das packen, auch wenn er mich nicht mag, muss ich diesen Kurs überleben. Nach qualvollen Minuten, wo ich seiner schrecklichen Stimme zuhören musste, kann ich diesen Raum endlich verlassen und stoße gleich auf meine beste Freundin Lily.

"Gott, Grace, wie siehst du denn aus?", fragt sie geschockt und begutachtet meine dreckigen Klamotten. "Danke, ich freue mich auch dich zu sehen.", verdrehe ich die Augen und nehme sie in den Arm. "Wo warst du heute Morgen eigentlich?", frage ich sie, da sie heute Morgen nicht auf unserem gemeinsamen Zimmer war.

"Ich bin noch ein bisschen durch die Häuser gezogen. Apropos, willst du heute Abend mit mir und Mike in diesen neuen Club gehen? Der hat gerade erst aufgemacht und wir wollten mal schauen, wie es dort so ist."

Wieso fragt sie das eigentlich noch?

Sie weiß ganz genau, dass ich solche Clubs nicht ausstehen kann.

"Du kannst mit Mike schön alleine dahin gehen, ich muss noch für Geschichte lernen", lehne ich ab und sie sieht mich sofort augenverdrehend an.

"Das ist jetzt nicht dein Ernst? Was willst du eigentlich aus deinem Leben machen? Als einsame Katzenhalterin enden, die sich nicht einmal mit dem Postboten anfreunden kann?"

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now