84. Kapitel

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84. Kapitel

Georg stellt mir einen 2 Meter großen Gorilla zur Seite, der wirklich jeden meiner Schritte verfolgt, weswegen ich mir den Toilettengang für später aufhebe. Ich stehe etwas hilflos dar - keine Ahnung, was ich tun soll. Ich will auch keine Konversation mit diesem Typen anfangen, weswegen ich etwas ungeschickt von einem Fuß auf den anderen trete. Georg sitzt nur einige Meter weiter weg von Harry, um zu schauen, ob Harry nicht etwas macht, was Folgen haben könnte. Nicht zu vergessen, wo er einem Paparazzo eine reingehaut hat, weil er seine Eltern erwähnt hat.

Schlussendlich stehe ich gegen die Wand gelehnt dar und fange an, mit meinen Fingernägeln zu spielen. Ich schnappe durch die dünne Wand einige Wortfetzen auf, doch ich ich kann keine Zusammenhänge daraus schließen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das die unangenehmsten 30 Minuten meines Lebens waren - neben einem Securitymann zu stehen und kein einziges Wort zu sagen, während du sehnsüchtig darauf wartest, dass dein Freund fertig mit seiner Arbeit ist. Ich bin völlig in Gedanken versunken, als die gedämpften Stimmen lauter werden, sodass ich aus meinen Gedanken gerissen werde und sehe, wie sich die Tür öffnet und Harry herausspatziert.

Kurz nachdem er die Tür schließt, werden die Laute wieder gedämpfter. Harry fährt sich durch die Haare, als er sich zu mir gesellt und dem 2-Meter-Mann zunickt. "Du kannst abzischen, dein Job ist getan!" Der Muskelprotz nickt ihm ebenfalls zu und verschwindet - anscheinend ist er Harrys unhöfliche Art gewöhnt. "Ich schwöre dir, diese Menschen sind so anstrengend!" Zischend fasst er sich an die Schläfe. "Und die haben mir solche Kopfschmerzen bereitet!"

"Ich denke nicht, dass das mehr weh tut, als das was Alessando dir angetan hat oder?" Ich zeige auf seine genähte Lippe, doch er schüttelt nur den Kopf. "Glaub mir, diese Art von Tortur war schlimmer!" Angestrengt lässt er seine Finger über seine Schläfe gleiten. "Wo ist denn eigentlich Lily?" Ich bemerke erst jetzt, dass sie weg ist. "Verdammt, ich kann sie hier nicht alleine herumlaufen lassen, sonst stellt sie etwas an. Wir müssen sie suchen gehen!" Gerade als ich zum Gehen ansetzen will, kommt sie mir fröhlich galoppierend entgegen. "Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Ich wollte dich schon suchen gehen!"

Wenige Zentimeter vor mir bleibt sie stehen. "Ich habe mich mit einigen Leuten hier unterhalten. Da war so ein Typ, der war richtig nett. Es war Alessandos Stiefvater, aber er meinte, dass er sich für dich freuen würde, Harry!", erzählt sie und wie aufs Stichwort sind einige Schritte zu hören, die sich nähern. Zuerst sehe ich den Schatten einer ganz klar männlichen Person, doch je höher mein Blick wandert, desto mehr gefriert mir das Blut in den Adern.

"Ah da ist er ja!", flüstert sie mir aufregend zu, doch ich kann nichts Anderes machen, als zu schlucken. "Harry, ich gratuliere, am Ende hast du ja doch alles rausgeholt!", grinst Garcia ihn schelmisch an. Ich will mich zu Harry drehen, doch ich weiß ganz genau, in was für einen Adrenalinrausch Garcia ihn gebracht haben muss. Ich wende meinen Blick ab, ich will ihm nicht in die Augen schauen. Garcia ist Alessandos Stiefvater? Die Atmosphäre ist zum Zerreißen gespannt. Es scheinen Stunden zu vergehen, bis seine Schritte in der Ferne verstummen und ich erleichtert ausatme.

"Was war das denn?" Lilys Augenbrauen sind gerunzelt. "Was war was?", frage ich ahnungslos, sie weiß nichts. "Gerade eben, du hast so ausgeschaut, als ob du Angst vor ihm hättest!" Ich schüttle erneut den Kopf und drehe mich endlich zu Harry, der nur mit angespanntem Kiefer auf die gegenüberliegende Wand starrt. Sachte lege ich meine Hand auf seine, woraufhin er aus seiner Starre erwacht und zu unseren Händen sieht. "Ist ok", deute ich mit meinen Lippen, doch seine Augen brennen förmlich. "Okay, ich habe keine Ahnung, was vor sich geht, aber ich halte mich da raus!", schaltet sich Lily erneut ein.

Glücklich darüber, dass sie nicht weiter nachhakt, frage ich in die Runde: "Was wollt ihr machen?"

"Ich gehe heute mit Mike bowlen. Ihr könnt gerne mitkommen, wenn ihr wollt", kommt es von Lily und ich überlege. Es wäre schön, bowlen zu gehen, aber Harry hatte einen anstrengenden Abend und will sich sicher ausruhen. "Das ist lieb, aber Harry will sich sicherlich ausruhen, es war ein harter Kampf!", verneine ich, doch er unterbricht mich. "Wir kommen mit!", sagt er schnell und erntet sowohl von mir als auch von Lily einen ungläubigen Blick. Ich weiß, dass Harry so "viel" Gesellschaft nicht ausstehen kann, er hat es lieber, wenn nur wir beide etwas miteinander machen, deswegen bin ich umso überraschter, dass er tatsächlich zusagt. "Bist du dir sicher? Du bist doch erschöpft-", setze ich an, doch er legt seine Hand über meinen Mund. "Ich bin mir sicher, ich würde nur gerne davor nach Hause fahren und mich umziehen!", lächelt er und ist meinem Gesicht gefährlich nahe. Währenddessen schleicht sich sein toller Geruch in meine Nase, der mir alle Sinne vernebelt.

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now