30. Kapitel

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30. Kapitel

Ich bin gerade so kurz davor auszurasten. Zuerst meint er rotzfrech zu mir, dass ich mit dem Bus fahren kann und jetzt fährt er mir hinterher und hat die Dreistigkeit, mich zu fragen, wieso ich mit dem Bus fahre? 

"Ich habe gerade das starke Bedürfnis dir eine reinzuhauen", grummle ich und gehe weiter, ohne ihm einen Blick zu schenken. Währenddessen fährt er langsam neben mir her und grinst mich dämlich aus seinem warmen Auto an.

"Zuerst regst du dich auf, dass du mit dem Bus fahren sollst, jetzt biete ich dir an, dich zu fahren und das passt dir auch nicht. Es tut mir wirklich leid, dass du schlimmere Stimmungsschwankungen als eine schwangere Frau hast, aber du musst sie nicht an mir auslassen", zieht er mich weiter auf und ich spüre sein Grinsen förmlich. 

Ich bleibe sofort stehen, was er mit seinem Auto auch tut. Langsam drehe ich meinen Kopf zu ihm und verschränke meine Arme vor meiner Brust.

Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder ich scheiße heute auf meinen Stolz und steige bei ihm ein, oder ich fahre mit dem Bus, den ich über alles hasse, muss mir dafür aber keine dummen Sprüche von ihm anhören. Grace, dein Leben ist echt schwer. 

Wenn ich ihm doch nur sein schelmisches Grinsen aus dem Gesicht vertreiben könnte. Gut, ich gebe mich geschlagen, aber nur, weil mein Hass Bussen gegenüber zu stark ist. Ich gehe um das Auto herum und lasse mich neben ihm auf den Beifahrersitz fallen. Ich spüre sein siegesreiches Grinsen und tu so, als ob ich das nicht gemerkt hatte.

"Stur wie eh und je", kommentiert er und tritt aufs Gras. Empört schnappe ich nach Luft und werfe ihm einen bösen Blick von der Seite zu. "Ich bin nicht stur."

"Oh, doch, das bist du", lacht er weiter und ich rutsche noch weiter in den Sitz hinein. Er hatte mich früher deswegen schon immer aufgezogen und ich kann es überhaupt nicht leiden. Ich beschließe nichts mehr darauf zu sagen, da ich auf weitere Sprüche echt keine Lust mehr habe. 

Aufgrund dessen verläuft der Rest der Fahrt ruhig und ohne Wortwechsel, bis wir schließlich auf dem Campus ankommen. 

"Danke fürs Fahren", murmle ich, noch etwas beleidigt, und steige aus dem Fahrzeug raus. Ich nehme wahr, wie auch er aussteigt und ich runzle verwirrt meine Stirn.

"Wieso steigst du aus? Musst du noch irgendwohin?" Ich lege meinen Kopf schief und sehe ihn fragend an. "Ich begleite dich noch zu deinem Zimmer." Er zuckt mit den Schultern.

"Und wieso?", frage ich nach und er atmet angestrengt aus. "Darf ich denn nicht? Ich denke, das ist ein freies Land." Er immer mit seinen Gegenfragen. "Ich finde es nur komisch. Hast du nichts Besseres zu tun?"

"Grace, ich gehe jetzt mit dir mit und keine Widerrede", meint er sauer und tritt neben mich. Er sieht um sich herum und scheint nach etwas zu suchen.

"Was suchst du?", schießt es mir aus dem Mund und er zuckt leicht bei meiner Frage zusammen. "Ich suche nichts, wie kommst du darauf?" Er sieht ertappt aus und er kann sich nicht rausreden. "Du hast gerade suchend um dich geschaut, also wonach suchst du? Ist dies der Grund, warum du mir hier länger Gesellschaft leistest?" 

"Grace, sei einfach ruhig und lass uns reingehen, es ist arschkalt." Schnell legt er seine Hand auf meinen Rücken, um mich in die Wohnheime reinzudrücken. Er scheint sich noch gemerkt zu haben, wo mein Zimmer liegt und bleibt stehen, als wir uns davor befinden. 

"Äh, danke fürs Reinbringen ins Gebäude, das ich mittlerweile schon seit zwei Jahren kenne?", bedanke ich mich verwirrt und krame nach meinem Zimmerschlüssel, um die Tür aufzusperren. 

"Mach schneller", drängt er und ich schnaufe genervt auf. "Wirst du mir jetzt erzählen, wieso du auf einmal so nervös bist und es so eilig damit hast, dass ich meine Türe aufsperre?"

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now