48. Kapitel

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48. Kapitel

"Das Wichtigste ist, dass du mir gesagt hast, was los ist. Du hast mich in den letzten Tagen echt verrückt gemacht", fahre ich fort, während ich in die Ferne starre. Wir verharren immer noch in der gleichen Position, doch wenn es nach mir ginge, könnte ich für immer so sitzen bleiben. Es macht mich glücklich, die Gewissheit zu haben, dass dieser Wuschelkopf neben mir sitzt.

Seine Hand vergräbt sich in meinem Haar, wo er kleine Kreise zeichnet. "Ich habe dich vermisst." Er flüstert es zwar nur leise, aber es reicht mir. Wer hätte gedacht, dass er Gefühle zulässt? "Du machst mich zum Weichei!", setzt er fort und ich kichere leise. "Mich stört es nicht." Es wird still, sodass man sogar den Wind draußen pfeifen hören kann.

"Wirst du dich trotzdem von mir fernhalten?", frage ich leise und hoffe, dass er diese Frage verneint. Er überlegt kurz. "Ich glaube, mich würde das killen, wenn ich dich nicht täglich sehen könnte", antwortet er und mein Herz macht einen Hüpfer. Unbewusst schlinge ich von der Seite meine Arme um ihn.

"Oh, muss es denn genau jetzt regnen?", stöhne ich auf, als wir das Gebäude verlassen. "Und ich habe kein Auto, Ricky hat mich hergefahren!", beschwert er sich und tretet in die nächste Pfütze, die seine Hose durchnässt. "Was zum Fuck?" Ich muss mich beherrschen, nicht gleich loszuprusten, als er vergeblich versucht, seine Hose mit einem Taschentuch zu trocknen. "Fuck!", schimpft er weiter und schmeißt das Tuch auf den Boden.

"Achte doch mal auf deinen ökologischen Fußabdruck!", meine ich, weswegen ich einen bösen Blick von ihm ernte. "Ich bin mit meinem Auto da, du kannst mit mir fahren!", lache ich und wedle mit meinem Autoschlüssel in der Luft herum. "Du brauchst dich jetzt nicht fühlen, immerhin habe ich dir das Auto geschenkt!" Mit einem selbstgefälligen Grinsen lässt er sich auf den Beifahrersitz fallen. "Ich kann dich auch rausschmeißen und dich im Regen alleine stehen lassen!", schlage ich vor, doch er zuckt nur mit den Schultern. "Du bist viel zu nett dafür!"

"Da wäre ich mir nicht so sicher!", murmle ich und schalte in den ersten Gang. Die Fahrt verläuft ruhig. Die Heizung brennt ein wenig in den Augen, das zum Schlafen einlädt, doch, wenn ich jetzt einschlafe, baue ich einen Unfall und das wollen wir beide nicht. Es ist schon dunkel geworden und als ich auf Harrys Vorgarten fahre, brennen die Außenlichter in einer dezenten Farbe, die den gepflegten Garten umschmeicheln. "Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und lass mich wissen, ob der Dreck auf deiner Hose weggeht!", witzle ich, doch anstatt, dass er wie erwartet, aus dem Wagen aussteigt, umfasst er stürmisch mein Gesicht und legt seine Lippen auf meine.

Sachte streift seine Zunge meine Unterlippe, woraufhin von ihm ein leichter Biss folgt. Langsam zieht er daran, ehe er loslässt und mir eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. "Ich wünsche dir eine gute Nacht, Babe", lächelt er charmant und steigt aus. Mein Atem hat sich unbewusst verschnellert, was dazu führt, dass ich einen Hustanfall erleide. Schnell greife ich nach einer Wasserflasche in meinem Handschuhfach und trinke hastig einen Schluck, um den Anfall zu stoppen. Wie in Trance greife ich mit meinen Fingern an meine Lippen, wo noch vor wenigen Momenten seine drauf waren.

Was war das nun zwischen uns?

Verträumt lasse ich mich auf mein Bett fallen und lasse das Geschehen vom heutigen Tag Revue passieren. Zwischen Harry und mir ist alles wieder gut, doch die Gewissheit, dass mich irgendein gefährlicher Drogenboss im Visier hat, gefällt mir überhaupt nicht. Jedoch werden diese Angstgefühle, von den lieblichen Gefühlen übertrumpft. "Oh lala, Grace ist auch mal wieder da! Deinem Gesichtsaudruck nach ist alles gut verlaufen, habe ich recht?" Lily grinst mich von ihrem Bett aus an und auch ich kann mir kein Grinsen unterdrücken.

"Blicke sagen mehr als tausend Worte, meine Liebe. Du brauchst mir gar nichts mehr zu sagen!" Sie springt aus dem Bett. "Und wie fühlt es sich an, Harry Styles zu küssen?" Anzüglich wackelt sie mit ihren Augenbrauen und ich schube sie lachend an den Schultern von mir weg. "Details werde ich dir nicht verraten!", lache ich und mache mich auf dem Weg ins Badezimmer. "Och, komm schon!" Ich weiß ganz genau, dass sie jetzt schmollend dasteht, doch ich werde nicht weich. Stattdessen steige ich schnell unter die Dusche.

Kaum gehe ich aus dem Badezimmer raus, steht Lily schon wieder vor mir und sieht mich vielsagend an. "Erzähl mir alles! Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, ehe du mir jedes Detail geschildert hast!" Das kann ja ein langer Abend werden.

"Da ich weiß, dass du dann wirklich keine Ruhe gibst: Ok!" Ich gebe mich geschlagen und erzähle ihr von dem heutigen Tag. Von der Trainingseinheit, über unser Gespräch, bis hin zu dem Abschiedskuss. Garcia lasse ich erst einmal weg, ich bin mir nicht sicher, ob Harry will, dass noch jemand davon weiß.

"Aw, er hat dich trainiert? Wie süß ist das?", quieckt sie. "Stell dir vor, wie ihr es in diesem Trainingsraum treiben würdet, er mit seinem verschwitzten Körper auf deinen-" Schnell lege ich ihr eine Hand über die Lippen, um ihre versauten Gedanken zu stoppen. "Es reicht, Lily." Unschuldig hebt sie ihre Hände: "Chill, wer weiß, vielleicht wird das mal wahr!" Ich verdrehe meine Augen und lasse mich nach hinten aufs Bett fallen. "Der Tag war sowieso schon anstrengend genug und dann überforderst du mich mit deinen überschüssigen Hormonen!" Ich unterstreiche diese Worte, indem ich mir spielerisch meine Schläfen massiere.

"Tut mir leid, aber, wenn du Tipps brauchst, kannst du mich gerne fragen!" Erneut schüttle ich lachend den Kopf. "Lily, lass dich bitte untersuchen, ich bekomme es lansam mit der Angst zu tun."

Sie spitzt angestrengt ihre Lippen. "Och bitte, ich wette mit dir, dass Harry ein totales Sexmonster im Bett ist!" Ich greife nach einem Kissen, was ich ihr ins Gesicht schieße. "Du, ich weiß ja nicht einmal, was zwischen uns ist, also würdest du bitte aufhören, darüber zu reden!" Beschämend lege ich meine Hände übers Gesicht.

"Oh, die keine-Ahnung-was-zwischen-mir-und-Harry-ist-Sache! An deiner Stelle würde ich schleunigst mit ihm darüber reden und alle Missverständnisse aus der Welt schaffen!" Sie hat recht, ich sollte das tun, doch jetzt will ich einfach nur schlafen. Ich bin von dem Tag geschafft und mein Kopf brummt unheimlich stark.

Heute träume ich von dem grünäugigen Lockenkopf, der mich mit seinem Charme komplett in seinen Bann gezogen hatte.

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now