56. Kapitel

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56. Kapitel
Nur vage nehme ich wahr, wie die Tür aufgeht, doch ich bin zu erschöpft, um aufzuschauen. Ich werde zwar dabei erwischt, dass ich mir unerlaubt Zutritt zu einem Patiententimmer verschafft habe, aber das ist mir momentan egal.

"Mr. Styles, Ihr Essen!", höre ich eine weibliche Stimme sagen, doch ich merke, wie Harry etwas zuckt. "Psch!", zischt er und ich lasse meine Augen geschlossen. Ich höre Schritte, die näherkommen und das Abstellen eines Gegenstandes auf Harrys Nachtkästchens. Danach entfernen sich die Schritte und die Tür wird geschlossen.

Der Geruch von Essen steigt mir in die Nase und ich öffne meine Augen für einen Moment, woraufhin ich auf ein Tablett blicke, wo Essen daraufsteht. Naja Essen kann man das nicht nennen, es ist eher eine Pampe. Eine eklige Pampe.

"Das sieht ja eklig aus!", flüstere ich schwach und Harry rutscht ein wenig auf seinem Platz herum. "Ich dachte, du bist eingeschlafen, weil du nichts mehr gesagt hast!", meint er überrascht und ich schüttle meinen Kopf, der noch immer auf seiner Brust ruht. "Nein, tue ich nicht!" Ich setze mich auf und zeige auf sein Essen.

"Du tust mir leid!", spreche ich mein Beileid aus und er folgt meinem Finger. "Ich werde das sicherlich nicht essen, lieber verhungere ich!", grummelt er und verschränkt provokant seine Arme vor der Brust. Ich lächle leicht in mich hinein, da diese Geste ihn leicht kindlich erscheinen lässt.  "Du, ich hätte da etwas für dich!" Ich wühle in meiner Tasche herum und fische einen Müsliriegel raus, die ich ihm hinhalte. "Du bist meine Rettung!", meint er erleichtert und nimmt sie entgegen. Gierig reißt er die Packung auf und verschlingt das Essen in einer unglaublichen Zeit.

"Ich hoffe, dass die Schmerzen bald vorbeigehen!", seufzt er. "Ich habe keinen Bock noch länger hier zu bleiben. Ich würde ja abhauen, mir ist es egal, was mir der Arzt rät, nur ich kann nicht aufstehen!"

"Ich denke, das legt sich in ein paar Tagen wieder!", ermutige ich ihn und lasse meine Hände in meinen Schoß fallen. Mein Blick bleibt nun auf ihnen hängen, weil ich nicht weiß, was ich nun sagen soll. Harry scheint ebenfalls nich zu wissen, was er nun sagen soll, weswegen es unangenehm still im Raum ist. Mich beschäftigt das zu sehr.

"Du brauchst dir keine Gedanken über ihn zu machen!", meint er, als ob er meine Gedanken lesen kann. "Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts passiert. Ich schwöre es dir." Seine Augen fangen Feuer, als er diese Worte ausspricht. Er ist Feuer und Flamme und wenn ich es nicht besser wüsste, würde er jetzt am liebsten aufspringen und Garcia an die Gurgel gehen.

"Ich danke dir, dass du mich besuchen gekommen bist", lächelt er schüchtern. Er will mich mit seiner netten Seite aufheitern und das verehre ich so sehr an ihm. Nur er kann das. Bei anderen würde das nicht klappen, bei ihm schon.

"Immerhin habe ich die Gewissheit, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht."

Lange sieht er mich an, ohne etwas zu sagen. "Du bist wirklich die erste, die sich Sorgen um mich macht." Diese Worte versetzen mir einen Stich in meinem Herzen. Dieser zerbrochene Junge hat es noch nie gespürt, wie es sich anfühlt, wenn sich jemand um einen sorgt. "Du liegst etwas an mir, Harry."

Er lehnt sich weiter nach vorne, was ihm jegliche Kraft zu rauben scheint. Auch in diesen Krankenhaussachen sieht er unverschämt gut aus, worauf ich in dieser Situation eigentlich nicht achten sollte, aber ich kann es mir schlicht und einfach nicht verkneifen.

Seine Hände legen sich auf meine Wangen, eher er mir mit seinem Gesicht näher kommt. Sein warmer Atem prallt auf meiner Nase ab. "Grace Anderson, du bist unglaublich", haucht er süßlich und presst seine Lippen sanft auf meine. Pure Leidenschaft und Zärtlichkeit wird dem Kuss gespendet und ich vergesse für einen kurzen Moment die Tatsache, dass wir uns gerade im Krankenhaus küssen und zwar nachdem Harry brutal zusammengeschlagen wurde. Meine Hände vergrabe ich in seinen Haaren, die wahnsinnig durcheinander liegen, doch es stört mich nicht weiter.

Er löst seine Lippen von meinen und legt seine Wange an meine, um mir etwas zuzuflüstern. "Und du bist die erste, um die ich mich sorge!", haucht er und drückt seine Lippen auf meine Wange, die er mehrere Sekunden lang dort verweilen lässt. Seine weiche Haut an meiner. Da stören mich auch die leichten Bartstoppeln nicht, es fühlt sich toll an. Als nächstes legt er seine Arme fest um mich und schließt mich in eine wohltuende Umarmung. "Danke für alles." Seine Stimme ist leicht gebrochen, jedoch steckt so viel Gefühl dahinter, dass ich es kaum glauben kann, dass es Harry ist. Ich habe ihn als gefühlskalten Menschen kennengelernt und jetzt offenbart er mir seine Gefühle.

Ich lächle in die Umarmung hinein und genieße sie.

Doch lange kann ich sie nicht genießen, denn erneut wird die Tür aufgeschlagen, woraufhin der Arzt, den ich unten beim Empfang angetroffen hatte, das Zimmer betretet. "Oh, junge Dame, schön Sie wiederzusehen, tut mir leid, dass ich sie störe, aber ich muss Mr. Styles nochmal untersuchen, deswegen würde ich Sie bitten, das Zimmer zu verlassen."

Wieder lächelt er mich an, so wie er es vorher getan hat und nur ungern löse ich mich von Harry, der genervt dreinschaut. "Fuck, Sie müssen mich nicht untersuchen, mir geht es prima!", klagt er, doch im nächsten Moment zuckt er vor Schmerzen zusammen. "Ich sehe es!", kommentiert der Doktor und ich streichle Harry nochmal spielerisch durchs Haar.

"Ich werde dann mal draußen warten und bitte lasse ihn am Leben!", lache ich, weswegen mir Harry die Zunge rausstreckt. "Kann ich dir nicht versprechen", erwidert er. Ich werfe ihm noch einen warnenden Blick zu, bevor ich das Zimmer verlasse.

Draußen setze ich mich auf einen Stuhl. Ich warte die ganze Zeit darauf, Schreie von drinnen zu hören, doch es bleibt erstaunlicherweise ruhig. Es sei denn Harry bringt ihn ganz leise um, sodass niemand etwas davon mitkriegt.

Eigentlich macht es mich total nervös. Diese Stille. Die Minuten ziehen sich, bis sich die Türe nach einer endlos langen Zeit wieder öffnet. "Sie können wieder zu ihm hinein", lächelt er und ich drücke mich schnell an ihm vorbei.

"Aber merken Sie sich eins: Es war ziemlich riskant von Ihnen, sich reinzuschleichen. Aber junge Liebe kann man eben nicht aufhalten. Die Besuchszeiten enden bald, genießen Sie es", zwinkert er mir zu und ich spüre, wie meine Backen ganz rot werden. Beschämend betrete ich wieder das Krankenzimmer und sehe Harry, wie er auf dem Bett liegt und sein Verband um seinen Bauch begutachtet. "Das Ding nervt", jammert er und ich setze mich erneut neben ihm aufs Bett.

"Es steht dir."

"Hast du jetzt ein Verbandsfetisch oder was?" Skeptisch zieht er seine Augenbrauen hoch und ich gleite mit meinen Händen über sein Verband. "Kann sein!", lächle ich, als ich weiter darüberstreiche. Bestimmend greift er nach meiner Hand und hält sie fest. "Hör auf, das macht mich wahnsinnig."

Das nächste Kapitel kommt wahrscheinlich Freitag oder Samstag! :) Hoffe es hat euch gefallen :)

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now