57. Kapitel

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57. Kapitel

"Wieso sollte ich?", grinse ich provokant und streichle nochmal darüber, doch wieder hält er meine Hand mit seiner fest. "Ich warne dich!" Seine Augen verdunkeln sich sofort und ich schlucke. "Ich ertrage es nicht, wenn deine Hand mich in der Nähe meiner Zone berührt. Ich werde ganz wuschig", erklärt er und führt meine Hand zu seinen Lippen, um auf jeden Fingerknöchel einen sanften Kuss zu hinterlassen.

"Bei dir werde ich immer nervös und ich weiß nicht warum", redet er weiter und schenkt mir ein leichtes Lächeln, welches ich erwidere. Aus meiner Handtasche läutet es und ich verfluche die Person dafür, diesen schönen Moment mit Harry zerstört zu haben. Ich fische mein Handy aus meiner Tasche und gucke auf mein Display. Lily, wieso wusste ich das denn vorher nicht?

"Ich hoffe, dass der Grund des Anrufs wichtig ist!", fahre ich sie sofort an, nachdem ich den Anruf angenommen hatte. "Ja, die Wichtigkeit dieses Anrufs ist enorm hoch. Frau Anderson, schön, dass ich Ihre Stimme auch mal wieder höre. Dass sie die Kurse in letzter Zeit so oft ausfallen lassen, macht sich im Fehlstundenregister nicht so gut." Scheiße, Mr. Tyson.

"Es tut mir so leid!", nuschle ich und würde mir am liebsten eine verpassen, ich bin den schlimmsten Professor der Uni gerade am Telefon angegangen. "Ich hoffe doch, dass der Grund für Ihre Fehlstunden von enormer Wichtigkeit sind?", fragt er und ich höre, wie sauer er ist.

"Ich werde nun regelmäßiger kommen, versprochen!", weiche ich der Frage aus. "Gut, dann sehen wir uns morgen. Haben Sie einen angenehmen Tag."

"Ebenfalls." Ich höre, wie es kurz rauscht und Lilys Stimme sich zu Wort meldet. "Es tut mir so leid, aber er wollte dich sprechen!", entschuldigt sie sich sofort. "Passt schon!" Angestrengt massiere ich mir meinen Nasenrücken. "Wieso bist du denn schon wieder nicht gekommen?", fragt sie mit gedämpfter Stimme, womöglich weil der Unterricht noch immer im Gange ist. "Ich bin Krankenhaus!", erkläre ich und ich weiß genau, wie sie jetzt ihre Augen raufreißt.

"Was machst du im Krankenhaus? Ist dir etwas passiert?" Ihre Stimme ist nun lauter und ich höre Mr. Tyson, wie er sie anschreit, dass sie leiser sein soll. "Mir nicht, aber ich besuche Harry im Krankenhaus!", antworte ich. "Wieso ist er im Krankenhaus?", fragt sie. Kurz daraufhin höre ich einen Widerstand ihrerseits, als wieder ein Rascheln ertönt. "Wir sind im Unterricht, da sollten Sie nicht telefonieren", höre ich Mr. Tysons verärgerte Stimme und die Verbindung bricht kurz darauf ab.

Bei ihm sollte man eben nicht im Unterricht telefonieren. Schnell packe ich mein Handy weg und sehe wieder zu Harry, der die ganze Zeit still dargesessen ist. "Wer war das?", kommt es ihm über die Lippen.

"Mein Professor, er hat sich aufgeregt, dass ich mal wieder nicht zum Kurs erschienen bin." Ich verdrehe genervt meine Augen und Harry nickt beeindruckend mit dem Kopf. "Oh, haben wir da eine kleine Rebellin?", fragt er scherzhaft und ich lache kurz auf. "Noch lange kein so großer Rebell wie du, der mit einer gebrochenen Rippe und einer verletzten Nase das Krankenhaus verlassen will, nachdem er einen Tag davor zusammengeschlagen wurde", erwidere ich lachend, doch ich bereue es sofort.

"Tut mir leid, ich wollte das nicht zur Sprache bringen!", entschuldige ich mich und es kriechen sofort die Schuldgefühle in mir hoch. Das ist keine Sache, über die man spaßen sollte, aber wie schlau ich doch bin, rede ich bevor ich nachdenke.

"Hey, alles ist gut!", meint er lächelnd. "Du hast recht, in der Sache Rebalität kann mir keiner etwas vormachen!", stimmt er mir zu und greift erneut nach meiner Hand, um mich näher an ihn heranzuziehen. "Ich könnte dich die ganze Zeit in den Arm nehmen und nie genug davon bekommen!" Mit diesen Worten zieht er mich zu mich hinunter und schlingt seine Arme fest um mich, so wie er es immer tut.

"Du wirst immer mehr zum Softie!", lache ich, als ich neben ihm liege. "Sag das nie wieder, du bist die einzige Person, die mir so nahe kommen darf!", meint er, doch ich hebe meinen Kopf an, um ihn mit einem ist-das-dein-Ernst-Blick anzuschauen. "Ach, ist das so, Harry?"

"Nicht im sexuellen Sinne nahekommen!", korrigiert er sich und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck lege ich mich wieder neben ihn. Irgendwie macht es mich eifersüchtig, dass er schon so viele Mädchen vor mir hatte. Ich kann sein Leben zwar nicht bestimmen, aber irgendwie kann ich dieses Gefühl nicht abstellen.

"Die Besucherzeit ist vorbei, ich muss Sie leider bitten zu gehen!" Ich habe gar nicht gemerkt, wie der Doktor das Zimmer betretet hat und jetzt im Raum steht. "Fuck, sie kann hierbleiben!", regt sich mein Freund neben mir auf und ich setze mich langsam auf. "Das geht leider nicht, Ihre Freundin kann morgen gerne wiederkommen, aber nun muss ich Sie darum bitten, zu gehen!", sagt er an mich gewandt und Harry greift instinktiv nach meiner Hand.

"Zur Hölle nein, sie bleibt bei mir!"

"Ist schon gut Harry, ich muss sowieso noch etwas vorbereiten für meine Kurse. Ich komme morgen wieder ja?", spreche ich ihm sanft zu und ich merke, wie sehr er sich verkrampft. "Du musst nicht gehen!", wiederholt er, doch ich stelle mich schon auf meine Beine. "Wir sehen uns morgen!" Ich bücke mich zu ihm hinunter und gebe ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Sachte lege ich meine Hand auf seine Wange und blicke ihm tief in die Augen. "Bis morgen!" Ich schenke ihm noch ein letztes Lächeln, ehe ich am Arzt vorbeigehe und mich von ihm ebenfalls verabschieede.

Mit dem Aufzug fahre ich wieder in das untere Geschoss und als ich am Empfang vorbeigehe, werde ich aufgehalten. "Du hast dich tatsächlich reingeschlichen! Du wirst so einen Ärger bekommen!" Frau Nervensäge, wie schön, ich habe sie ja total vermisst.

"Kerstin, es ist alles in Ordnung, die junge Dame ist eine Freundin von einem Patienten hier!" Der nette Herr Doktor betretet den Raum und ich sehe ihn dankend an, dass er mich verteidigt. "Von Styles? Sie hat sich doch reingeschlichen, sie ist doch sicherlich nur ein Fan!", beklagt sie sich.

"Genau, deswegen hat sich Herr Styles von ihr küssen lassen, weil sie nur ein Fan ist!", meint er ironisch und ich beiße mir auf die Lippe, um nicht laut loszulachen. "Na dann, Herr Doktor, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und Kerstin ... ich würde einmal den Kaugummi ausspucken, das macht sich nicht gut!" Mit diesen Worten verlasse ich das Krankenhaus, wo mich ein Schwarm voller Männer mit Kameras in den Händen empfängt. Was zum?

"Sind Sie Styles Freundin? Wie geht es Styles? Konnten Sie zu ihm?" Fragen über Fragen und mir wird keine Zeit gelassen, sie zu beantworten. Ok, ich hätte sowieso keine beantwortet, schon alleine aus Rücksicht auf Harry. Ohne ein Statement abzugeben, erkämpfe ich mir den Weg zu meinem Wagen und setze mich hinein.

Es ist schwer, vom Fleck zu fahren, wenn so viele Menschen vor deinem Auto stehen. Ich komme nur einen Zentimter weiter pro Minute weiter und das zerrt an meinen Nerven, weswegen ich anfange, zu hupen. Ich werde ihnen nichts sagen. Solche Heuchler. Nach einer Ewigkeit entkomme ich diesem Meer von Menschen und biege auf die Autobahn ein. Der Besuch heute im Krankenhaus hat mir wieder einmal gezeigt, wie gefährlich sein Leben sein kann. Jetzt weiß ich, was er meinte, als er erzählte, zu was Garcia im Stande ist. Ich bekomme es langsam mit der Angst zu tun. Wird er Harry nochmal so etwas antun?

Es muss sich etwas ändern, aber schleunigst.

Überraschung! 😂 Doch noch ein Kapitel! Ich finde das Abendprogramm hier richtig nice, da sie Musikvideos von One Direction abspielen, das nenne ich mal ein ordentliches Entertainment!

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now