45. Kapitel

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45. Kapitel

~Harrys Sicht~

"Du hast mir eine Scheißangst eingejagt!", fauche ich und greife sachte nach ihrer Taille, um sie auch wirklich an der Oberfläche halten zu können. "Es kann dir doch egal sein!", schluchzt sie plötzlich und ich schließe für einen Moment meine Augen.

"Nein, es ist mir nicht egal", sage ich mit fester Stimme. "Doch, wieso hast du dann den Kontakt zu mir abgebrochen?"

Ihr verletzter Gesichtsausdruck erscheint mir vor Augen und ich versuche den Schmerz, der sich in meine Brust bohrt, zu ignorieren. Der Gedanke, dass es ihr wegen mir scheiße geht, zerstört mich innerlich komplett. Wie gerne ich für sie da sein will, doch wie soll ich das tun, wenn ich der Auslöser bin?

Mein Handy klingelt und als ich einen Blick auf den Namen des Anrufers werfe, bildet sich ein Knoten in meinem Magen. "Garcia", knurre ich ins Telefon und ich höre ihn lachen. Ich würde ihn so gerne verprügeln, damit seine dämliche Lache endlich verstummt.

"Styles, ich freue mich auch, dich zu hören!" Ich kann förmlich spüren, wie er vor sich hingrinst. Ein Grinsen, das ich mit meiner Faust nur allzu gerne wegprügeln will. "Ich will auch nicht um den heißen Brei reden. Ich will 5 Millionen Pfund haben." Genervt kneife ich meine Augen zusammen. "Wenn du verdammtes Geld brauchst, dann geh verdammt noch einmal arbeiten!", keife ich zurück und würde jetzt am liebsten durch das Telefon springen, um ihn zu erwügen.

"Nana, werden wir hier wieder zickig? Ich denke, dass dir an deiner kleinen Freundin etwas liegt oder irre ich mich da?" Meine Hände bilden sich zu Fäusten und ich spanne meinen Kiefer stark an. "Sie ist nicht meine Freundin."

"Bist du dir sicher? Ich hatte den Eindruck, dass sie dir ganz schön den Kopf verdreht hat."

"Halt deine Fresse, das hat sie nicht. Sie ist ein belangloses Mädchen für mich, also könnt ihr sie in Ruhe lassen." Mit diesen Worten lege ich auf und werfe mein Handy aufs Sofa. Garcia habe ich in meiner Jugend kennengelernt, als ich in meiner dünkelsten Phase meines Lebens steckte. Wir haben viele illegale Dinge gemacht, die ich heute bereue.  Durch ihn kam ich auch in Kontakt mit Drogen. Ich habe für ihn sogar damit gedealt, weil er Geld brauchte. Ich wollte ihm helfen, weil er mir damals geholfen hatte, mein beschissenes Leben für ein paar Minuten zu vergessen. Darauf bin ich nicht besonders stolz, aber so konnte ich damals meinem abgefuckten Alltag entfliehen. Früher dachte ich, dass er ein echter Freund ist, doch ich kam an den Punkt, wo ich realisierte, dass er mein Leben eigentlich noch jämmerlicher gemacht hat. Ich habe den Kontakt zu ihm abgebrochen und jahrelang nichts mehr von ihm gehört, bis zu jenem Tag, an dem er anfing, mich zu erpressen. Daraufhin habe ich Georg kennengelernt, der mein Talent fürs Boxen entdeckte und mich bei sich aufnahm.

Er hat mich Ricky vorgestellt, der mich trainierte und ich merkte, wie gut mir dieser Sport tat. Er trainiert mich schon seit Jahren, weswegen ich an den Höhepunkt meiner Karriere ankam.

Garcia ist immer noch sauer, dass ich ihm damals den Rücken zugekehrt hatte, immerhin hat er einen Dealer wenigerr gehabt.  Er erpresst mich mit Grace. Er fordert Geld von mir und wenn ich nicht das tu, was er will, wird er Grace etwas antun. Er ist der Grund, warum ich den Kontakt zu ihr abgebrochen hatte. Wenn er merkt, dass sie mir wichtig ist, wird er ihr wehtun.  Er weiß, dass er mir nichts anhaben kann, aber wenn Grace etwas passieren würde, würde es mir das Herz brechen. Das weiß er auch.

Der Gedanke daran, bereitet mir Kopfschmerzen. Doch viel Zeit darüber nachzudenken, habe ich nicht, denn es steht ein wichtiger Boxkampf an, auf den ich mich vorbereiten muss.

"Harry." "HARRY!" "STYLES." Meinen Namen nehme ich nur verschwommen war, als ich mit meiner Faust auf den Boxsack eindresche. Meine Wut ist unkontrollierbar, als ich den Boxsack immer mehr zerstöre. "Harry, beruhig dich doch!" Nur langsam kehre ich mit meinen Gedanken zur Realität zurück, als ich in Ricky besorgtes Gesicht blicke. Mein Atem geht schwer und ich spüre förmlich, wie sich die Schweißperlen auf meiner Stirn den Weg nach unten bahnen.

"Hey, was ist denn los?" Er legt eine Hand auf meine Schulter, die ich allerdings sofort abschüttle. "Fuck, nichts." Mit schnellen Schritten verlasse ich den Trainingsraum und bleibe in meiner Garderobe stehen. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf bald platzen wird. Mit jeder Sekunde wird der Druck in meinem Kopf größer. Was, wenn Garcia Grace wirklich etwas antut? Ich würde mir das nie verzeihen, wenn ihr etwas passieren würde. Er hat sie nur wegen mir ins Visier genommen.

"FUCK!", schreie ich und schlage mit meiner Hand in die nächste Wand. Der Schmerz durchzieht meine Hand und ich keuche laut auf. Das Adrenalin brodelt noch immer in mir. Mit schnellen Schritten laufe ich im Raum hin und her. Kurzerhand greife ich mit meiner pochenden Hand nach meinem Handy und rufe Garcia an. Es piept und piept, doch er hebt nicht ab. Was, wenn er ihr wirklich etwas antut? Klar, war das gelogen, als ich gemeint habe, dass sie mir nichts bedeutet. Sie bedeutet mir so verdammt viel. Ich würde alles für dieses Mädchen tun.

Er ist schlau. Es ist schwer, ihn anzuflunkern.

"Harry." Ich drehe mich um und erblicke Ricky, der gegen den Türrahmen lehnt. "Wieso bist du so aufgelöst?" Mit jedem Schritt kommt er mir näher und ich atme hörbar aus. "Es ist nichts, ich habe in letzter Zeit einfach so viel um die Ohren."

Sein Blick fällt auf meine verletzte Hand. "Und deswegen greifst du zu Selbstverletzung? Nicht sehr schlau von dir."

"Lass mich doch, wenn ich so mit meinen Problemen umgehen kann, dann werde ich das auch so machen, also brauchst du mir nicht in irgendwas reinreden!" Meine Stimme wird immer lauter. Während ich den Raum verlasse, remple ich seine Schulter. "Gut, anscheinend bist du gerade nicht ganz bei Sinnen und nicht mehr in der Lage richtig zu trainieren. Ruf mich an, wenn du dich wieder beruhigt hast!" Seine Stimme klingt voller Hass, als er seine Tasche packt und den Raum verlässt. Ich höre, wie er die Tür zuschmeißt, als er das Gebäude verlässt und lasse mich auf eine Bank fallen. Fuck, jetzt habe ich meinen einzigen Freund vergrault. Alles läuft gerade den Bach runter.

Mit viel Schwung stehe ich wieder auf und mache mich erneut auf den Weg in die Traininghalle. Ich sehe weitere Boxsäcke herumhängen und arbeite einen nach dem anderen ab. Egal, wie fest ich zuschlage, meine Wut im Bauch wird nicht weniger. Auch als ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr kann, packt mich das Adrenalin erneut und ich schlage kräftiger zu.

Ich bin so sehr darin versunken, dass ich nicht merke, wie sich jemand hinter mich stellt.

Buona notte ragazzi ♡

Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now