74. Kapitel

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74. Kapitel

"Halt dein Handgelenk steif!" Rickys laute Stimme wird von der riesigen Halle verschluckt, als Harry auf den Boxsack eindrischt, den Ricky nur mit Mühe halten kann. Das klatschende Geräusch, als er einschlägt, ist deutlich zu hören. Ich lehne mich weiter gegen die Gummischnüre des Boxrings, um einen besseren Blick erhaschen zu können.

"Achte auf deine Beinarbeit!" Seine Füße kommen stabiler auf dem Boden auf und er schlägt so stark auf den Sack ein, sodass Ricky sofort einige Schritte nach hinten taumelt. Harrys Arme spannen sich unter seinem Tanktop so an, dass man seine Venen am Arm hervorstechen sehen kann. "Noch einmal!", schreit der Trainer und die Schläge werden immer kräftiger, was man an der verstärkten Lautstärke der Aufprälle hören kann.

"Super, wir sehen uns morgen wieder!" Ricky klopft ihm auf die Schulter und wendet sich mir zu. "Achte darauf, dass er sich ausruht!" Ich nicke ihm zu und winke ihm, als er die Halle verlässt. Harry zieht die Handschuhe von den Händen und bindet sie zusammen, sodass er sie in einer Hand tragen kann.

"Komm rauf!" Er hält mir seine Hand entgegen, die ich nehme, sodass er mich in den Boxring ziehen kann. "Ih, du bist nass!" Ich drücke gegen seine Brust, um Abstand von ihm zu gewinnen, doch so geschickt, wie er ist, zwirbelt er mich herum und drückt mich wieder gegen sich. "Gib's zu, es gefällt dir!"

Ich versuche, so gut wie es geht, den Körperkontakt zu vermeiden, doch seine Kräfte sind meinen überlegen, weswegen er mich gegen seinen schweißgetrieften Körper drückt. Obwohl eine dicke Schweißschicht seine Haut überdeckt, kann ich keinen Gestank erkennen. Er riecht trotzdem einigermaßen gut. Eine Mischung aus Schweiß und seinem Parfüm, wobei das Parfüm die Oberhand übernimmt und zwar eindeutig.

"Sieht so aus, als ob du eine Dusche nötig hast. Du bist voller Schweiß!"

"Harry, wegen dir habe ich sie nötig, ich war heute Morgen und jetzt muss ich wieder!", beschwere ich mich und schaffe es, mich von ihm wegzudrücken. "Wir haben hier einige Duschkabinen, die kannst du gerne benutzen!" Mit einem Grinsen springt er aus dem Boxring und mit eiligen Schritten folge ich ihm in die Umkleidekabinen.

"Die Duschkabinen sind hier gleich die zweite Tür rechts!" Er wirft mir ein Handtuch entgegen, das ich gerade noch so rechtzeitig auffangen kann. Ich folge seiner Wegbeschreibung und finde die Duschen recht schnell. Nachdem ich mich meinen Klamotten entledigt habe, steige ich in eine Dusche und als ich nach meinem Duschgel greifen will, greife ich ins Leere. Verdammt, ich habe ja keine Sachen mit.

Plötzlich höre ich, wie die Türe aufgeht und augenblicklich verdecke ich alles Nötige von meinem Körper. Verdammt, verdammt, verdammt, wer ist das? Ich stelle mich mit dem Rücken zu der Tür, sodass mein Blick starr auf der Duschwand vor mir liegt. Peinlich hoch hundert.

Plötzlich spüre ich zwei warme Hände auf meinen Hüften, weswegen ich laut aufkreische und mich umdrehe, um der Person eine reinzuhauen. Als ich zum Schlag ausholen will, blicke ich in vertraute grüne Augen, weswegen ich meine Hand wieder sinken lasse. "Erschrecke mich doch nicht so, ich hätte dich fast geschlagen!" Ich atme erleichtert aus und kann es mir nicht nehmen, seinen nackten Körper zu bestaunen. Er ist wegen dem Duschstrahl nun genauso nass wie ich, weswegen seine Haare an seiner Stirn kleben.

"Dein Schlag hätte mich sowieso nicht umgehauen!", lacht er und streicht mir einige feuchte Strähnen aus dem Gesicht. "Willst du es darauf ankommen lassen?" Ich hole erneut zum Schlag aus, doch er hält geschickt meine Faust mit seiner Hand fest und drückt mich gegen die kalte Duschwand. "Willst du das nochmal probieren?" Seine Lippen sind meinen gefährlich nahe.

Sehnsüchtig warte ich darauf, seine auf meinen zu spüren, doch er verharrt lange. Zu lange. "Ich habe kein Shampoo!" Sein verführerischer Blick, der auf mir lag, verwandelt sich in ein belustigtes Grinsen. "Also du hast echt Talent dafür, mich dabei zu unterbrechen, dich zu verführen!" Er stützt seinen Arm neben meinen Kopf an der Wand ab. "Aber wenn du dafür erst dein Shampooproblem lösen willst, dann bleibt mir ja nichts anderes übrig!" Er stößt sich ab und greift nach einem Shampoo, das vor der Dusche auf dem Boden liegt.

"Männershampoo? Ich will nicht wie ein Mann riechen!" Ich verziehe das Gesicht, als er den Inhalt des Shampoos auf seine Handfläche leert, um sie mir ins Haar zu schmieren. "Hey, es wird dich eh keiner riechen außer ich und ich mag diesen Geruch, also psch jetzt!" Mit diesen Worten massiert er mir das Shampoo ins Haar, bis es anfängt zu schäumen. "Ich fühle mich wie ein Baby!" Ich schiebe beleidigt meine Unterlippe nach vor. "Du darfst dafür meine Haare einschäumen. Jetzt bitte ich dich darum, deine Klappe zu halten, deine Haare sind echt viel Arbeit!"

Ich verdrehe meine Augen und warte darauf, dass er meine Haare endlich fertig eingeschäumt hat, was nach einer Ewigkeit der Fall ist. "So, mein Kind, dreh dich um, damit ich deine schönen Haare machen kann!"

"Ok, Mama!" Ich kichere leise, ehe ich seine Shampooflasche in meine Hand nehme und eine kleine Menge auf meine Handfläche fließen lasse. Dieser riecht nicht so stark, wie ich angenommen hatte und ich bin froh, dass ich nicht 100%ig wie Testosteron rieche.

Meine Hände gleiten durch seine Wuschelpracht und irgendwie verliere ich mich darin. Sie fühlen sich toll an. Ich schweife ab und wandere mit meinen Händen seinen nackten Rücken entlang, was ihm ein Schaudern entlockt. Ich lege meine Lippen auf seinen Rücken und spüre, wie sich seine Muskeln anspannen. Er zieht scharf die Luft ein, als meine Hände sich um seinen Torso schlingen. Behutsam deckt er meine Hände, die an seiner Brust haften, mit seinen ab und führt sie zu seinen Lippen, um sanfte Küsse dort zu hinterlassen.

Es ist so ein intimer Moment, ein Moment, den nur wir beide erleben. Miteinander, zusammen. Er dreht sich zu mir und bückt sich, sodass er auf Augenhöhe mit mir ist. "Ich liebe dich so sehr!" Es ist ein Hauchen, was dazu führt, dass ich spüre, wie sich jedes einzelne Härchen meiner Wirbelsäule entlang aufstellt. Seine feuchten Lippen liegen auf meinen und bewegen sich langsam.

Er tritt einen Schritt nach vorne, sodass mein Rücken Bekanntschaft mit der Duschwand macht. Seine Hände erforschen meinen Körper, genauso wie meine seinen Körper. Er löst seine Lippen von meinen und führt diese zu meinen Nacken. Seine Zähne ziehen an der Haut und verlangend lege ich meinen Kopf in den Nacken. Seine Fingerkuppen erkunden meine Hüftknochen und ich versuche, mein Stöhnen zu dämpfen. "Gefällt es dir?", haucht er, als er meinen Nacken weiterhin mit seinen Lippen bearbeitet und ich bringe nur ein zaghaftes Nicken heraus.

Wie in Trance fegen meine Lippen federleicht über seine Kieferlinie, als sie an seiner Mundecke Stopp machen. "Ich liebe dich", erwidere ich seine Liebesbekundung von vorhin. Seine Hände umfassen meine Wangen, sodass ich gezwungen werde, ihm ins Gesicht zu schauen. Erneut legt er seine Lippen auf meine und ich kann mit Sicherheit sagen, dass das die schönste Dusche meines Lebens gewesen ist.

Als wir in seinem Auto auf dem Weg zu seiner Villa sitzen, überdenke ich nochmal meinen Plan, Tim zu überführen. Der Plan ist riskant, aber er könnte klappen, wenn alles so verläuft, wie ich es mir vorstelle. Ich werde Lily morgen davon berichten und alles detailliert durchgehen. Die Angst, dass es nicht klappt, ist groß, immerhin kann einiges dabei schief gehen und das können wir nicht gebrauchen. "Alles in Ordnung?" Harry reißt mich aus den Gedanken, indem er seine Hand auf meinen Oberschenkel legt, während er sich auf den Verkehr konzentriert.

"Hmm!" Ich lege meine Hand auf seine und drücke sie leicht. "Hmm", äfft er mir nach und ich verpasse ihm einen leichten Schlag auf seinen Handrücken. "Geht es um den Plan?"


Infinity |H. S.|Where stories live. Discover now