101. Druck

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Sorin

Langsam folgte ich Atayo durch den langen Gang, der uns unter die Erde führte. Mit jedem Schritt fühlte ich mich unwohler und mit jeder Sekunde, die ich Atayos Geruch wahrnahm wurde ich unsicherer. Die Narbe über Vanessas Mahl zog unangenehm und ich hatte mühe mich davon abzuhalten daran zu kratzen oder sie zu berühren.

„Hier lang.", hörte ich Atayos dunkle Stimme sagen und sah nach vorne. Durch eine runde Öffnung konnte ich einen großen Raum ausmachen. Einige der Anwesenden waren Wölfe. Aber auch einige Vampire waren unter ihnen.

Sobald ich in den Raum trat fielen die Blicke auf mich und ich konnte beobachteten wie nach und nach die mir fremden Wölfe neben den Tischen auf die Knie gingen. Es musste Vanjas Rudel sein. Hauptsächlich großgewachsene Männer, ein paar Frauen und vereinzelt Kinder.

„Sorin, weiter.", zischte Atayo und berührte sanft meine Schulter. Kurz fühlte ich wie ein kleiner Schlag durch meinen Hals ging. Wie früher.

Ich drehte mich herum und folgte ihm in einen weiteren Gang. „Du sagtest, du würdest es nie wieder verwenden.", fauchte ich sobald wir außer Hörweite waren. „Was?", gab Atayo verwirrt von sich. „Deine Macht über mich.", knurrte ich ungehalten und schloss zu ihm auf. „Ich wollte dir helfen. Man sieht dir den Kampf an. Willst du das denen so lange zeigen?", erwiderte er und sah zu mir herüber. „Ich weiß, dass du unter Druck stehst.", fügte er leise hinzu und blieb vor einer Tür stehen. „Lass dir helfen.", bat er. Doch ich schnaubte nur widerwillig und erwiderte: „Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich habe die letzten sieben Jahre sehr gut ohne Hilfe überlebt." „Wie du meinst.", sagte Atayo und klopfte an die Tür. Sofort wurden wir herein gebeten.

Atayo öffnete die Tür und ließ mich zuerst eintreten. Sofort fiel mein Blick auf die dunkelhäutige Frau hinter dem großen Tisch. Ich hatte sie schon einmal gesehen. Sie war anwesend als es um meine Verurteilung ging, die Atayo einberufen hatte.

„Sorin...", setzte sie an doch ein tiefes Grollen aus meinem Brustraum unterbrach sie. „Dragan.", erwiderte ich. „Gut, Dragan.", verbesserte sie sich und erhob sich von ihrem Stuhl. „Du hast sicher schon die Anfänge eurer Unterkünfte gesehen.", führte sie weiter und kam vor ihren Tisch um sich dann an die Front zu lehnen. „Ich habe Vanja die Verantwortung dafür übertragen. Er sollte mehr Ahnung haben als wir. Natürlich überlassen wir dir Arbeitskraft, wenn du diese benötigst.", sagte sie und verschränkte die Arme. „Ich habe dort oben mehr als hundert erwachsene Wölfe. Ich denke, ich komme klar. Das Solokow Rudel umschließt noch weitere vierzig. An Arbeitskraft wird es nicht fehlen.", erwiderte ich dunkel und musterte die Frau vor mir. Doch außer ihrem überraschten Blick konnte ich keine Reaktion ausmachen. Sie hob nur kurz die Augenbrauen und erwiderte: „Dennoch, wenn etwas sein sollte wo wir helfen können sind wir hier. Wir sind dir sehr dankbar, dass du hier bist. Die Jäger könnten jeden Moment erfahren wo wir sind und..." „Dazu, Vanja sagte mir dafür finden wir eine Lösung. Einige meiner Leute tragen Vampirblut. Nicht zuletzt meine Tochter und ich selber.", sagte ich und fiel ihr damit erneut ins Wort. „Ich werde Eric dazu befragen. Er sollte eigentlich längst hier sein.", erwiderte sie und sah kurz zu Atayo. Kurz darauf öffnete sich die Tür und wir bleiben alleine zurück. Offensichtlich sollte er Eric holen.

„Deine Leute haben offenen Zugang zum Bunker. Die ersten beiden Etagen sind offen für sie. Weiter unten sind nur noch Wohnungen. Ich würde euch bitten diesen Rückzugsort zu respektieren, so wie wir auch euren Raum akzeptieren. Vanja wird dir die einzelnen Stationen zeigen.", führte sie weiter und stützte dann die Arme neben sich auf die Tischplatte. „Ich hoffe auf ein friedliches Zusammenleben. Bist du nicht der Beweis, dass Vampire und Werwölfe mit einander auskommen?", fragte sie. „Meine Eltern haben sich gehasst.", murrte ich und drehte mich herum als in dem Moment erneut die Tür auf ging.

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt