43. Autist

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Chrissy

Unsicher zog ich die Zimmertür auf und schaute auf den Gang. Gähnende Leere aber die Vorstellung, dass jeder Zeit eine Gruppe an Vampiren um die Ecke kommen konnte machte mir Angst. Dabei hatte ich mit Vampiren gearbeitet. Doch hier war ihr Gebiet. Es würde mir nicht unbedingt jemand helfen können. Aber ich konnte auch nicht die restliche Zeit immer wieder darauf hoffen, dass mich jemand versorgte. Ich musste mich meiner Angst stellen.

Also schob ich meine Füße auf den Flur und zog die Tür zu. Mit klopfendem Herzen sah ich den Gang auf und ab bevor ich mich für eine Richtung entschied. Zügig ging ich den hallenden Gang entlang und stieß nach einer Weile auf ein Treppenhaus. Vielleicht sollte ich zuerst nach oben.

Also stieg ich die Treppen empor. Bis ich Schritte hörte.

Erschrocken presste ich mich an die Wand und starrte auf die kommenden Stufen. Wenig später tauchte ein bulliger, blonder Mann auf. „Oh.", kam es überrascht über seine Lippen als er mich sah. „Hast du dich verlaufen?", fragte er und hielt aber weiterhin den Abstand. Sicher roch er meine Angst. „Ich suche Eric.", formulierte ich zitternd. „Ich kann dich zu ihm bringen.", erwiderte der Mann und wank mir ihm zu folgen. Also lief ich ihm hinterher, weiter die Stufen hoch. „Du bist diese Freundin, richtig?", fragte er als wir eine große Halle betraten. War ich nicht schonmal hier? „Diese Freundin? Ich denke, ja.", erwiderte ich und beeilte mich ihm nachzukommen. „Ich glaube wir haben uns bereits getroffen.", sagte er und blieb vor einer Tür stehen. „Haben wir?", fragte ich verwirrt und sah ihm das erste Mal ins Gesicht. Diese eisblauen Augen. Der Dachboden. Er war durch die Dachluke gekommen. Erschrocken wich ich zurück. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen bevor er die Tür öffnete und sagte: „Eric, Besuch für dich." Damit verschwand er. Also betrat ich zögerlich den Raum und schloss zügig die Tür hinter mir.

„Chrissy, du hast es geschafft.", hörte ich ihn sagen. „Warum tust du mir das an?", fuhr ich ihn an und drehte mich zu ihm herum. „Wovon redest du?", fragte er und stand von seinem Stuhl auf. „Du hast mich hierhergebracht und dann lässt du mich drei Wochen alleine.", schimpfte ich. Eric atmete tief durch und trat dann auf mich zu. „Chrissy, ich dachte du bräuchtest deine Zeit und ich muss sagen, die brauchte ich ebenso. Du sagtest, du hast Angst, dass ich das zwischen uns nur zulasse, weil ich Lydia verloren habe. Darüber musste ich nachdenken. Aber das geht nicht in deiner Anwesenheit. Weil...", erklärte er und brach ab. Sein Blick wanderte über meinen Körper bevor er seine Hände auf mein Becken legte. Sofort war jeder böse Gedanke verflogen und ich wollte nur noch seine Näher fühlen. Wollte, dass er aufhörte über diese Schlampe zu reden. Doch es war nur vernünftig ihm zuzuhören. „Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Lydia eine Schwachstelle hinterlassen hat. Sie hat einen Teil meines Gerüstes, meiner Stärke ausgetauscht und mit sich genommen als ich sie verließ und das macht mich schwach. Allerdings weiß ich nicht ob ich dich bei mir will um diese Schwäche auszumerzen oder ob ich dich brauche um diese Lücke selber wieder füllen zu können. In beiden Fällen brauche ich dich bei mir, weil ich eine Zuneigung für dich empfinde.", führte er aus. „Bist du Autist?", kam es über meine Lippen ohne, dass ich es kontrollieren konnte. „Entschuldige, ich... mir sind nur... vergiss das.", sagte ich sofort. „Ich habe autistische Züge, ganz bestimmt. Aber wurde deswegen nie untersucht, wenn du das meinst.", erwiderte er dennoch. „Was auch ein Faktor sein könnte. Ich habe mich daran gewöhnen wollen, dass da jemand an meiner Seite ist.", fügte er leise hinzu. Jedoch mehr zu sich selbst. „Eric, es ist mir egal wofür du mich brauchst. So lange ich dir helfen kann.", sagte ich und legte meine Hände auf seine Brust. „Nur, lass mich nicht alleine. Ich bin auf deinen Wunsch hergekommen. Dann solltest du das zu schätzen wissen.", verlangte ich und schmiegte meinen Körper an seinen. Sofort nickte er und ließ seine Hände zu meinem unteren Rücken gleiten. „Besser so.", schnurrte ich und stellte mich auf die Zehenspitzen um sanft meine Lippen auf seine zu legen. Sofort erwiderte er und griff fester um meinen Körper. Der Mann war einfach untervögelt und seit diese Lydia fort war, war er Wachs in meinen Händen. Wenn er autistisch veranlagt war, würde er sicher nichts von schnell wechselnden Partnerinnen halten. Also konnte jede andere Frau einpacken. Dieser Mann gehörte mir. Niemandem sonst.

Elijah

Warum hatte ich das getan? Seit ich sie geküsst hatte ließ meine Mutter nicht mehr locker. Fast jedes Essen wurde von ihrer Familie belagert. Jede Aktivität musste ich mit ihr tun.

Grollend ließ ich mich in der Nähe der Grenze auf den Bauch sinken und lauschte dem Rauschen des Baches. Ich hoffte, dass sie sich nicht so weit in den Wald wagen würde. Anderseits schien sie selber nicht immer allzu erpicht darauf zu sein, Zeit mit mir zu verbringen. Ob ich ihr Angst gemacht hatte wusste ich nicht.

Ein Knacken riss mich aus den Gedanken. Sofort riss ich den Kopf hoch und sah mich um. Allerdings konnte ich niemanden entdecken. Dafür zog eine Bewegung auf der anderen Seite meine Aufmerksamkeit auf sich. Schwarzes Fell, windschnittiger Körper, große Füße. Kein Welpe. Der Wind schlug mir ins Gesicht und brachte neben einen leichten Sprühnebel auch diesen Geruch mit sich, den ich schon so oft wahrgenommen hatte. War es dieser Wolf gewesen? Es würde erklären weshalb ich den Geruch nirgends in unserem Rudel wieder gefunden habe. Aber das hieß auch, dass dieser Wolf regelmäßig die Grenze überschritt. Sonst hätte ich diesen Geruch nie so weit von der Grenze wahrgenommen.

Leise erhob ich mich und ging näher an den Abhang am reißenden Fluss. Jedoch hatte ich nicht mehr lange Zeit den jungen Wolf zu beobachten. Er riss den Kopf erschrocken herum und stürmte zurück in den Wald. Wurde ich gesehen?

Vielleicht wurde er gerufen. Ob es ein Spion war? Das würde den Körperbau erklären. Spione behielten oft mal ihren jungen Körper. Dunkles Fell und klein, schmal. Aber Dragan hatte doch gesagt, dass er uns nicht bedrohen wollte. Warum schickte er dann Spione?

Ich musste das im Auge behalten. Meine Mutter würde nur direkt wieder überreagieren obwohl es nur Vermutungen waren.

Erneut hörte ich einen Ast knacken. Diesmal jedoch direkt hinter mir. Da ich im selben Moment ihren Geruch wahrnahm blieb ich stehen und ließ zu, dass sie ihren Kopf an meiner Schulter rieb, bevor sie sich neben mir niederließ. Mein Blick ging zu ihr herunter. Wie froh ich wahr, dass wir keine Verbindung hatten. Ihre nervtötende Stimme auch noch in meinem Kopf zuhören würde mir den Rest geben. Allerdings bewies es auch, dass wir nicht für einander bestimmt waren. Es war einfach das Ehrgefühl meiner Mutter. Die Angst Luna würde mir jemandem von niedrigem Rang geben. Wobei festgehalten sei, dass jede Familie in den Augen meiner Mutter minderwertig war solange wie sie keine bedeutenden Vorfahren hatten. Was Marijas Familie vollbracht hatte wusste ich nicht mal.

Seufzend ließ ich mich ebenfalls wieder sinken und ließ mit einem leisen grollen zu, dass sie ihren Körper an meinen schmiegte. Ihr leicht rötliches Fell war ein solch starker Kontrast zu meinem schwarz-braunem. Sie war geradezu auffällig wie ein bunter Vogel. Ich jedoch nicht. 

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt