68. little brother

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Eric

Wir hatten schweigend die Fahrt hinter uns gebracht. Auch wenn ich nicht vorgehabt hatte schon so früh aufzubrechen. Aber ich sah auch keinen Grund zu bleiben. Sie schien kein Problem damit gehabt zu haben einfach weiter zu machen. Wofür brauchte sie mich noch.

Erst auf dem Waldparkplatz hörte ich das erste Wort aus der Kehle des Halbvampires. „Entschuldigung."

Verwundert sah ich ihn an. „Ich wollte nichts kaputt machen.", murmelte er erklärend und zog unsicher an seinen Finger. „Wenn ich gewusst hätte, dass sie dort waren...", setzte er an. Doch ich unterbrach ihn und erwiderte: „Ich meinte das ernst. Lydia ist frei in dem was sie tut. Sie ist nicht meine Frau und ich werde sie nicht zwingen für die nächsten Jahre alleine zu sein. Nur hoffen zu können, dass ich zu ihr zurück kehre. Wenn sie nicht einsam sein will, kann sie sich Partner suchen." Aleksis nickte langsam und fuhr sich nervös durchs Haar. „Ich denke übrigens, dass wir uns duzen können. Im Bunker wird niemand gesiezt.", erklärte ich und stieg aus dem Wagen um die Tasche vom Rücksitz zu holen.

Aleksis tat das selbe mit seiner Tasche. Dann traten wir den Weg durch den Wald an.

Kurz bevor wir die ersten Ruinen erreichten, hörte ich einen gellenden Schrei über die Lichtung hallen. Erschrocken blieb ich stehen und ließ Aleksis so in meinen Rücken stolpern. Zu meiner rechten sah ich wie kurze Zeit später Wölfe in den Wald jagten.

Sofort nahm ich meine Beine in die Hand und lief in die Richtung in der ich die Wölfe gesehen hatte.

„Jon.", rief ich als ich meinen jüngeren Bruder in den Armen des schwarzen Engels sah. „Es geht mir gut.", erwiderte er und umgriff seinen stark blutenden Unterarm etwas fester. „Alles gut.", beteuerte er als ich ihn dennoch genauer ansah. „Erzähl mir lieber was mit deinem Gesicht passiert ist.", keuchte er erschrocken. „Tarnung. Mir geht es gut.", erwiderte ich und sah auf zu Kenneth. Seine Flügel waren wieder verschwunden. „Bring ihn zur Krankenstation. Lev soll sich um ihn kümmern und bring das zu Shota.", wies ich ihn an und gab ihm die Tasche. „Und du?", fragte Jon. „Ich werde mit Cirah reden.", erklärte ich und nahm Aleksis mit mir. Zügig ging ich zum Eingang des Bunkers und öffnete die Luke. Diesmal ließ Chaz uns hinein.

Ohne mich irgendwo aufzuhalten lief ich mit dem Halbvampir im Schlepptau zum Treppenhaus. Dort konnte ich Atayo abfangen und fuhr mit den beiden in die letzte Ebene.

„Was ist passiert? Wer ist er?", bombardierte Atayo mich und ich sah deutlich wie verwirrt er war. „Gleich.", erwiderte ich und zog die beiden zu Cirahs Büro.

„Eric.", sagte sie überrascht und schob die junge Frau auf ihrem Tisch etwas zur Seite während sie aufstand. „Ich würde ja sagen wir kommen später wieder, wenn es grade nicht passt aber es ist dringend.", sagte ich und verschränkte die Arme. Cirah deutete der Frau uns alleine zulassen und setzte sich dann wieder an ihren Tisch. „Was gibt es?", fragte sie. „Erstens, wir haben Verstärkung im Medizinteam. Aleksis Ivanov. Halbvampir und Wissenschaftler für Vampirmedizin.", stellte ich Lydias Liebhaber vor. „Aber worum es wirklich geht: Jon wurde grade von einem Rudel Wölfe angegriffen. Werwölfe wahrscheinlich.", schilderte ich kurzgefasst.

Kenneth

Ich lieferte Jon bei Lev ab, welcher offensichtlich Erics Bereitschaft übernommen hatte. Der älteste der Shi Brüder schien ziemlich viel auf ihn zu halten auch wenn ich genau sah wie blass er wurde, als er Jons zerfleischten Arm sah. „Was war das? Hast du deinen Arm in eine Maschine gehalten?", fragte er erschrocken und fing an die Wunde zu reinigen. „Wölfe.", zischte Jon schmerzverzerrt und biss sich dann auf die Lippe. Lev hielt kurz inne. Dann sah er zu Jon auf. „Wölfe?", fragte er ungläubig. „Mehrzahl?", setzte er hinterher und weitete leicht die Augen als Jon nickte. „Eher Werwölfe. Wölfe wären nicht so direkt vorgegangen. Schon gar nicht gegen Menschen.", warf ich ein. Ich hatte zwar selber nie einen gesehen aber Jon hatte mir von Sorin erzählt und dass er zur Hälfe einer war. Nur deswegen wusste ich von ihrer Existenz.

Lev hob leicht die Augenbrauen und schien sich zu sammeln. „Wo bin ich hier rein geraten?", fragte er leise und suchte dann die benötigten Instrumente heraus.

Ich verabschiedete mich von den beiden und brachte dann die mysteriöse Tasche zu Shota. Er stand grade an dem großen Tisch an der langen Wand. In einer anderen Ecke stand ein Sessel. Darin saß zusammen gerollt das Mädchen, welches Eric vor ein paar Wochen mitgebracht hatte.

„Gib mir das.", sagte er eilig als sich ihre Augen plötzlich von dem hellblau in ein bedrohliches dunkelgrau änderten. „Du solltest hier nicht sein.", erklärte er und schob mich wieder aus dem Raum. Nett.

Seufzend drehte ich um und ging in die große Halle. Ich musste eh Favio finden. Er musste den Schreck seines Lebens gehabt haben. Vielleicht war er noch oben. Zumindest war es die Ernte noch.

„Ken.", hörte ich eine fremde Stimme rufen. Kurz darauf schlug ein Körper gegen meine Brust. Keuchend taumelte ich zurück und hielt den Jungen in meinen Armen. Verwirrt sah ich kurz auf und erblickte Victor. Abgemagert und mit zerschlissener Kleidung. Aber er stand dort. In seiner Hand eine Tasche und ein kleines Lächeln auf den Lippen.

„Ich habe dich vermissen.", hauchte der Junge an meiner Schulter und schloss die Arme fester um meinen Brustkorb.

„Jacob?", fragte ich verwirrt. Das konnte doch nicht sein. Wieso brachte Victor ihn her? Mein Halbbruder hob leicht den Kopf und die selben kindlichen Augen sahen mich aus diesem erwachsenen Gesicht an. „Jac.", keuchte ich und schlang jetzt ebenfalls meine Arme um seinen Körper. „Was zum Teufel.", hauchte ich und schloss genießend die Augen als mir sein Geruch in die Nase stieg.

Victor kam zu uns und stellte die Tasche neben uns ab. „Wo warst du?", fragte ich und strich durch Jacobs Haar. „Sie haben mich fest gehalten. Sie wollten wissen wo du bist. Dafür haben sie mir weiß gemacht sie hätten Jacob. Er war aber bei eurer Mutter. Dennoch schätze ich, dass er hier sicherer ist.", erklärte er. „Geht es dir gut? Oder soll ich dich zu Lev bringen?", fragte ich sofort. „Alles gut, Jacob hat sich schon um mich gekümmert.", erwiderte er und zeigte mir seine verbundenen Hände. „Kann ich euch alleine lassen? Ich würde gerne mit Shota sprechen.", sagte er und deutete hinter sich. Ich nickte leicht und erwiderte: „Aber pass auf. Bei ihm ist ein Mädchen, das sich grade verwandelt." Victor nickte verstehend und kehrte uns dann den Rücken.

Sobald er im Gang verschwunden war sah ich wieder auf Jacob herunter. „Du bist groß geworden.", murmelte ich und entließ ihn aus meinen Armen als er einen Schritt zurück trat. „Und du alt.", erwiderte er schmunzelnd und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. „Ich bin noch nicht dreißig, Kleiner.", ermahnte ich ihn und knuffte ihn in die Schulter.

„Komm, ich zeig dir wo du erstmal unterkommen kannst.", sagte ich und hob seine Tasche auf.

Mein kleiner Bruder folgte mir durch das Treppenhaus auf meine Etage. „Ist es okay, wenn ich dich erstmal einleben lasse? Ich muss einen Freund finden.", sagte ich und öffnete die Zimmertür zu dem Raumen neben meinem eigenen. Er stand schon ewig leer. „Du willst mich schon wieder alleine lassen?", fragte Jacob leise und betrat den Raum. „Nein, natürlich nicht. Ich bin doch hier. Ich verschwinde nicht.", erwiderte ich und legte die Tasche auf dem Bett ab. „Ich will dich nicht aufhalten.", murmelte er und fing an die Tasche auszuräumen.

Sanft strich ich ihm durch die lockigen Haare und küsste dann sanft seine Schläfe bevor ich den Raum verließ. 

Vamp Zone 《4》Where stories live. Discover now